Ukraine-Piloten nutzen offenbar hochriskante Kampfjet-Taktik aus dem Vietnam-Krieg
Ukrainische Piloten fliegen gegen die russische Invasionsarmee von Wladimir Putin wohl extrem gefährliche Einsätze, um Moskaus Truppen einen Nachteil zu bereiten.
Kiew – Im Ukraine-Krieg sind die ukrainischen Luftstreitkräfte viel kleiner als jene von Kreml-Autokrat Wladimir Putin. Der Vergleich zeigt die sehr unterschiedlichen Größenverhältnisse im jeweiligen Bestand an Kampfjets.
Verluste für Russland: Luftstreitkräfte der Ukraine setzen Putins Truppen zu
Wie der viel zitierte Global Firepower Index (GFP) am 13. Mai auflistete, hatte die Ukraine zu diesem Zeitpunkt insgesamt 40 einsatzfähige Kampfflugzeuge der Typen Su-27, Su-25M und MiG-29. Russland kam demnach zum selben Zeitpunkt auf geschätzt 526 Kampfjets derselben Typen.
Dennoch schaffen es die ukrainischen Piloten - trotz der nummerisch deutlichen Unterzahl - immer wieder, der russischen Invasionsarmee Putins schwere Verluste zuzufügen. Einem Bericht zufolge wenden sie dabei teils auch eine hochriskante Taktik an, die als sogenannte „Wild Weasel“-Einsätze in die Militärgeschichte einging und noch aus den Zeiten des Vietnam-Kriegs stammt.
Verluste Russlands: Ukraine-Piloten zielen verstärkt auf russisches Radar ab
Die Taktik, die zu Deutsch als „wildes Wiesel“ bezeichnet wird, sieht vor, dass die Piloten im langsamen Tiefflug feindliche Radarstellungen bewusst anfliegen, um diese dann auszuschalten. Wie der Business Insider (BI) schreibt, lassen die Kampfpiloten ihre Flugzeuge dabei sogar vom gegnerischen Luftradar erfassen, um dann die Radarquellen zu ihrer Herkunft zurück zu verfolgen. Sie müssen dabei sehr, sehr schnell handeln, ehe die jeweilige Radarstationen die Koordinaten an die eigene Luftabwehr zur Bekämpfung der Kampfjets durchgeben.
Haben die ukrainischen Piloten ein Radar als solches identifiziert, feuern sie laut des Berichts umgehend mit amerikanischen AGM-88 High-Speed Anti-Radiation Missiles (HARMs) auf dieses, um die Station zu zerstören. Videos, die bei X (vormals Twitter) kursieren, sollen erfolgreiche „Wild Weasel“-Einsätze dokumentieren, was sich nicht unabhängig verifizieren lässt. Für diese hochgradig gefährlichen Missionen eignen sich indes wohl die wenigen Suchoi Su-27, die die Luftstreitkräfte von Kiew in ihrem effektiven, aber letztlich überschaubaren Bestand haben. Dafür sprechen nicht nur beschriebene Videos in den Sozialen Medien.
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Waffen der Ukraine: Su-27-Kampfflugzeug wurde einst von Moskau entwickelt
Denn: Die Su-27 verfügt zum Beispiel über gleich vier Radarwarnsensor Omsk Plant Automatika SPO-15LM. Solche Radarwarngeräte können in der Theorie elektromagnetische Wellen von Radaranlagen registrieren und den jeweiligen Piloten mittels eines Signals im Cockpit warnen. Dabei werden Radarimpulse erkannt und eben zurückverfolgt. Ferner hat die Su-27, die einst vom kommunistischen Moskau-Regime in der Sowjetunion in Auftrag gegeben wurde, Täuschkörperwerfer integriert.
Heißt: Die Piloten können mithilfe von kleinen Waffen-Batterien zwischen den Triebwerken und am Hecksporn Hitzefackel-Tauschkörper verschießen, im Englischen „Flares“ genannt. Diese Flares sollen durch ihre Hitzestrahlung infrarotgelenkte Luftabwehr-Raketen an- und vom Kampfjet weglocken. Auch diese Eigenschaft prädestiniert den „Flanker“, so der Nato-Codename, für den riskanten Einsatz gegen feindliche Radarstationen, weil freilich nicht sichergestellt ist, ob die Luftabwehr nicht doch mal zur Verteidigung eine Boden-Luft-Rakete in Richtung des angreifenden Flugzeugs verschießt.

Verluste der russischen Armee: Putins Truppen verlieren auch Radar-Systeme
Damit nicht genug: Auch die genannten HARM-Raketen aus US-amerikanischer Produktion können Radaremissionen eines Radars wahrnehmen. Der Sucher der HARM erfasst das Ziel dabei selbständig. Nach dem Abfeuern durch den Piloten orientiert sich die Rakete an den vom Radar abgestrahlten elektromagnetischen Wellen. Ein GPS-Empfänger lenkt die Rakete, die Geschwindigkeiten von über 2200 km/h erreicht, in die genauen Koordinaten des Radarsystems.
Die Ukrainer hatten nicht nur im Falle der ebenfalls hochwirksamen Marschflugkörper „Storm Shadow“ und „Scalp-EG“ bewiesen, dass sie ihre Trägerflugzeuge für westliche Lenkflugkörper modifizieren können. So ist es offenbar auch bei den HARM-Raketen. Womit die russischen Verluste im Ukraine-Krieg - kombiniert mit Drohnen-Angriffen - auch im Bereich der Radar-Anlagen steigen. (pm)