Umfrage-Klatsche für Scholz: Kanzler hinkt Pistorius vor Neuwahlen deutlich hinterher
Die SPD will mit Olaf Scholz als Kanzlerkandidat in den Wahlkampf gehen. Eine neue Umfrage zeigt aber: Boris Pistorius ist viel beliebter.
Berlin – Es ist nach dem offenbar von der FDP lange vorbereiteten Ampel-Bruch aktuell die spannendste Personalfrage in der Politik: Mit welchem Kanzlerkandidaten soll die SPD in die wahrscheinlich am 23. Februar stattfindende Bundestagswahl 2025 gehen?
Als amtierender Regierungschef müsste Olaf Scholz das Vorrecht besitzen. Doch die Sozialdemokraten verfügen eben auch über den seit Monaten mit Abstand beliebtesten Politiker Deutschlands: Boris Pistorius. Wie sehr der Verteidigungsminister seinen Chef in der Gunst der Wähler abhängt, unterstreicht nun eine frische Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von RTL und Stern. Darüber berichtet das zur RTL Group gehörende ntv.
Umfrage-Klatsche für Scholz: Kanzler schneidet vor Neuwahlen deutlich schlechter ab als Pistorius
Für diese wurden am 13. und 14. November 1001 Menschen in Deutschland zu ihrer Meinung nach den beiden SPD-Politikern, die als enge Vertraute gelten, befragt. Neben den Optionen Scholz und Pistorius gab es jeweils auch die Antwortmöglichkeit „weiß nicht“, weshalb sich die angegebenen Werte für die beiden Politiker nicht immer zu 100 Prozent aufaddieren lassen.
Von den Teilnehmern sehen 66 Prozent Pistorius als besseren Kanzlerkandidaten, nur 18 Prozent entscheiden sich für Scholz. Während das Bild im Westen genauso aussieht, rücken beide im Osten um einen Hauch näher zusammen: Hier erreicht Pistorius 62 Prozent, der Kanzler 19 Prozent.
Die SPD sollte bei der nächsten Bundestagswahl antreten mit | |
---|---|
Olaf Scholz | 18 % |
Boris Pistorius | 66 % |
Pistorius als Kanzlerkandidat? Union-Anhänger stellen sich vor Neuwahlen hinter Verteidigungsminister
Beim Blick auf die Anhänger der verschiedenen Parteien liegt Pistorius ebenfalls immer deutlich vorne. Der größte Unterschied entsteht unter den Union-Anhängern: 76 Prozent stimmen für den Bundeswehr-Chef, nur 15 Prozent für Scholz.
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Den niedrigsten Wert erreicht der Kanzler unter AfD-Anhängern mit vier Prozent (Pistorius: 57 Prozent), bei Pistorius sind die 47 Prozent unter BSW-Anhängern das schlechteste Abschneiden. Interessant: Die Unterstützer der erst im Januar gegründeten Partei von Sahra Wagenknecht verschaffen Scholz mit 34 Prozent Zustimmung den Bestwert – mutmaßlich wegen seiner als besonnen wahrgenommenen Position im Ukraine-Krieg, der für die Partei das alles überstrahlende Thema ist.
Unter den SPD-Anhängern sind dagegen nur 27 Prozent für Scholz als Kanzlerkandidat, 67 Prozent wollen Pistorius an der Spitze sehen. Ähnlich ist das Bild unter den Anhängern der Grünen (24 zu 68 Prozent) und der FDP (17 zu 69 Prozent).
SPD sucht Kanzlerkandidat: Vernichtendes Umfrage-Ergebnis für Scholz vor Neuwahlen
Von allen Befragten stimmten nur zwölf Prozent der These zu, dass die Kanzler-Partei mit Scholz ein deutlich besseres Wahl-Ergebnis als derzeit in den Umfragen erzielen würde. Überwältigende 86 Prozent glauben das nicht.
Sollte Pistorius die Partei anführen, gehen dagegen 62 Prozent von einem Aufschwung in der Wählergunst aus, 34 Prozent verneinen das. In Umfragen liegt die SPD bei 15 oder 16 Prozent, 2021 hatte Scholz sie zu 25,7 Prozent geführt.
Unter SPD-Anhängern trauen immerhin 27 Prozent der Partei unter Scholz eine Verbesserung zu, allerdings sind es hier 76 Prozent, sollte Pistorius ans Ruder dürfen.
Zweistellige Werte erreicht der Kanzler bei dieser Frage nur noch unter den Anhängern des BSW (18 Prozent) und der Grünen (15 Prozent). Pistorius schafft hier bei Union, Grünen und FDP Zustimmungswerte von rund zwei Dritteln, beim BSW sind es 51 Prozent, einzig bei den AfD-Anhängern überwiegt die Skepsis: Sie sehen mit ihm als Kanzlerkandidaten lediglich zu 45 Prozent eine Verbesserung der SPD, 51 Prozent glauben nicht daran.

Pistorius hängt Scholz vor Neuwahlen in Umfrage ab: Nur einmal punktet der Kanzler
Beim Eigenschaftsprofil zieht Scholz ebenfalls in fast allen Punkten den Kürzeren – mit einer Ausnahme. Pistorius wird für vertrauenswürdiger (65 zu 35 Prozent), führungsstärker (64 zu 14 Prozent) und sympathischer (63 zu 38 Prozent) gehalten. Deutlich hebt er sich auch ab, wenn es darum geht, Deutschland gut im Ausland vertreten (62 zu 31 Prozent) und seine Politik gut erklären zu können (60 zu 18 Prozent).
Nur in einem Punkt liegt Scholz vor Pistorius. 39 Prozent gestehen ihm zu, etwas von Wirtschaftspolitik zu verstehen. Bei Pistorius, der vor seinem Wechsel nach Berlin zehn Jahre als Innenminister von Niedersachsen amtierte, sehen das nur 28 Prozent so.
Die für sich gesehen besten Werte erreicht Scholz mit jeweils 48 Prozent bei den Aussagen, er hat einen klaren Kurs beim Umgang mit dem Ukraine-Krieg und er kennt die Probleme in Deutschland. Pistorius kommt hier auf 59 respektive 58 Prozent. Dass er gut mit anderen Staatsmännern auf Augenhöhe verhandeln kann, attestieren Scholz dagegen nur 39 Prozent, Pistorius 57 Prozent.

Umfrage vor Neuwahlen Scholz wird nur von jedem vierten SPD-Anhänger für führungsstark gehalten
Geradezu verheerend wirken zwei Ergebnisse unter SPD-Anhängern. Nur 18 Prozent von ihnen finden, dass Scholz seine Politik gut erklären kann, führungsstark finden ihn 24 Prozent. Dagegen erreicht Pistorius bei diesen Kompetenzen 74 respektive 75 Prozent. Topwert des Kanzlers sind die 71 Prozent beim Punkt, er kenne die Probleme in Deutschland – auch hier muss er sich aber Pistorius mit 72 Prozent geschlagen geben.
Nur hinsichtlich der Wirtschaftspolitik setzt sich auch unter SPD-Anhängern Scholz durch – mit 58 zu 42 Prozent. Die Umfrage, die frühere Ergebnisse bestätigt, dürfte Wasser auf die Mühlen der Kritiker des 66-Jährigen sein. Auch innerhalb der Partei mehren sich die Stimmen, die dafür eintreten, Pistorius zum Gesicht der Kampagne zu machen. Die Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil stützen Scholz jedoch. Zumindest bislang. (mg)