SPD-Mann will Verteidigungsminister bleiben - „Blinde Flecken“: Bericht enthüllt, warum Pistorius wirklich zurückzog

Knapp drei Monate vor der vorgezogenen Bundestagswahl will der SPD-Vorstand am Montag Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten nominieren. Der Nominierung ging eine zweiwöchige kontroverse Debatte in der SPD darüber voraus, ob der deutlich beliebtere Verteidigungsminister Boris Pistorius als Ersatzkandidat für den nach dem Scheitern seiner Ampel-Regierung angeschlagenen Scholz eingewechselt werden soll. Erst am vergangenen Donnerstag verzichtete Pistorius auf eine Kandidatur und machte so den Weg für die Nominierung von Scholz frei.

Pistorius „ist bei Themen stark, die unbeliebt in der SPD sind“

Doch warum geht die SPD nicht mit dem aktuell beliebtesten Politiker Deutschlands ins Kanzlerrennen? Abgesehen von seinen großen Stärken bei den Themen innere und äußere Sicherheit habe Pistorius einige „blinde Flecken“. Das berichtet das „ Handelsblatt “ und zählt die Felder Wirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik auf. In dieser wirtschaftspolitischen Debatte sei Scholz eindeutig die treibende Kraft innerhalb der SPD. Im Lager von Pistorius werde anerkannt, dass Scholz das Land durch schwierige Zeiten geführt hat - trotz einer instabilen Koalition, die unter ganz anderen Voraussetzungen gebildet wurde.

Das Pistorius-Lager soll auch über die mögliche Gefahr gesprochen haben, dass der Minister im Wahlkampf „zerlegt“ worden wäre. Pistorius habe kein stark ausgeprägtes ökonomisches Profil, was selbst seine Unterstützer anerkennen, heißt es. „Er ist bei Themen stark, die unbeliebt sind in der SPD“, wird ein Pistorius-Anhänger vom „Handelsblatt“ zitiert. Bei für die SPD zentralen Themen sei er schwächer aufgestellt als Scholz. Zudem fehle es Pistorius an Verbindungen in Berlin.

Bei „klarem Auftrag aus der Spitze“ wäre Pistorius angetreten

Wenn es einen „klaren Auftrag aus der Spitze“ gegeben hätte, wäre Pistorius angetreten, berichtet das „Handelsblatt“ und beruft sich dabei auf das Umfeld des Verteidigungsministers. „Pistorius ist ein Pflichtmensch, und wenn er gerufen wird, verschließt er sich dieser Pflicht in der Regel nicht.“ Eine Kampfkandidatur gegen Scholz schloss er stets aus. Auch die momentan niedrigen Zustimmungswerte für den Kanzler seien flüchtig.