Die Olaf-Frage der SPD: Wer wird Kanzlerkandidat?
Geht die SPD wieder mit Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten in den Wahlkampf oder setzen die Genossen jetzt auf Boris Pistorius? Wir haben bei den SPD-Bürgermeistern im Landkreis nachgefragt.
Gmund – Die SPD steht vor einer Personalentscheidung, die ihr Wohl oder Wehe in den nächsten Jahren bestimmen dürfte. Soll Kanzler Olaf Scholz, obwohl seine Regierungskoalition gescheitert ist, wieder der SPD-Spitzenkandidat bei den Neuwahlen am 23. Februar sein? Die offizielle Parteilinie lässt daran keinen Zweifel. Doch es mehren sich Stimmen, die lieber den beliebten Verteidigungsminister Boris Pistorius ins Rennen schicken würden. Wir haben bei den beiden SPD-Bürgermeistern im Landkreis nachgefragt, wie sie es mit der „Olaf-Frage“ halten.
Robert Kühn plädiert für Olaf Scholz
„Scholz soll unser Kandidat sein“, legt sich Robert Kühn, Rathauschef in Bad Wiessee, sehr deutlich fest. Zum einen sei der Bekanntheitsgrad eines Kanzlers höher ist als der des Verteidigungsministers. „Vor allem aber brauchen wir jetzt Stabilität, und die kann Scholz gewährleisten.“ Scholz habe aber in der Koalition gute Arbeit geleistet. „Man hat ihm ja immer unterstellt, er habe keine Führungsstärke“, sagt Kühn, „jetzt hat er das Gegenteil bewiesen, und zwar auf seine eigene Art. Es ist die Art eines Hamburgers, das ist für Bayern vielleicht schwer zu verstehen.“
Michael Falkenhahn ist unentschlossen
Der Otterfinger Rathauschef Michael Falkenhahn räumt ein, dass er hin- und hergerissen ist. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust.“ Olaf Scholz habe eine komplizierte Koalition zusammengehalten und das Land durch schwierige Zeiten gut geführt. „Er war auch mir zu leise, aber das ist halt eine Typfrage.“ Gerade bei der Ukraine-Politik könne er die Kritik an der Linie des Kanzlers nicht nachvollziehen: „Für mich ist das nicht zögerlich, sondern besonnen.“
Warnung vor einer Großen Koalition
Wenn es aber andererseits darum gehe, einen möglichst aussichtsreichen Spitzenkandidaten zu präsentieren, trage Scholz die Last, gerade etwas verloren zu haben. „Da stellt sich die Frage, ob Boris Pistorius nicht bessere Chancen hätte.“ Fachlich traue er ihm die Aufgabe zu. „Müsste ich jetzt entscheiden, wäre ich unentschlossen“, räumt Falkenhahn ein. Auf jeden Fall warnt er seine Partei, sich wieder auf eine Große Koalition einzulassen: „Das letzte Mal wurden wir, nicht die Union, dafür von den Wählern abgestraft.“