Kanzler-Debatte um Scholz und Pistorius: Ex-SPD-Chef Müntefering widerspricht aktueller Führung
Wer soll Kanzlerkandidat der SPD werden? Olaf Scholz sei sicher, meinen vielen, aber Boris Pistorius ist wohl beliebter. Jetzt äußert sich Franz Müntefering.
München – Wird Olaf Scholz wieder Kanzlerkandidat der SPD bei den Neuwahlen im Frühjahr? Für viele SPD-Größen scheint das sicher. Die aktuelle SPD-Führung unter Saskia Esken und Lars Klingbeil hat sich klar für den amtierenden Kanzler als Kandidaten für 2025 ausgesprochen. Doch die Umfragewerte der SPD liegen derzeit nur bei rund 15 Prozent, dazu kommt, dass ein Parteikollege im Beliebtheitsranking der Politiker links an Scholz vorbeizieht: Boris Pistorius.
„Nicht abends beim Bier“: Ex-SPD-Chef Müntefering spricht über Kanzlerkandidaten
In der Partei rumort es ein wenig, da schon einige SPD-Politiker fordern, Pistorius soll sich zum Kanzlerkandidaten aufstellen lassen. Mit Pistorius erhöhen sich die Chancen der SPD, so sind sich einige SPD-Mitglieder sicher. Joe Weigarten aus Rheinland-Pfalz äußerte sich laut dpa pro Pistorius, auch Serdar Yüksel fand deutliche Worte laut Stern: „Wenn Sie in der SPD die Mitglieder befragen würden, wären 80 Prozent für Pistorius.“ Und genau in diese Kerbe schlägt jetzt Ex-SPD-Chef Franz Müntefering, ohne sich klar für einen der beiden auszusprechen.
Bundeskanzler Scholz hat nach Ansicht des früheren SPD-Vorsitzenden Müntefering kein Vorrecht auf eine weitere Kanzlerkandidatur. „Kanzlerkandidatur ist kein Spiel, das zwei oder mehr Kandidaten abends beim Bier oder beim Frühstück vereinbaren oder das ein Vorrecht auf Wiederwahl umfasst“, sagte Müntefering dem Tagesspiegel (Montagsausgabe). Die Wahl eines Kanzlerkandidaten oder einer Kanzlerkandidatin müsse auf einem SPD-Parteitag erfolgen. „Selbstverständlich sind Gegenkandidaturen in der eigenen Partei grundsätzlich möglich und kein Zeichen von Ratlosigkeit. Sie sind praktizierte Demokratie“, sagte Müntefering.
Geht die SPD den Biden-Harris-Weg? Scholz soll am 11. Januar zum Kanzlerkandidaten ernannt werden
Müntefering ist somit anderer Meinung als die aktuelle SPD-Spitze um Esken und Klingbeil. Die Partei- und Fraktionsführung stellte sich allerdings klar hinter Scholz. Pistorius wies seinerseits eigene Ambitionen auf das Kanzleramt zurück. Die offizielle Nominierung des SPD-Kanzlerkandidaten erfolgt beim Parteitag am 11. Januar. Bereits bei der „Wahlsieg-Konferenz“ der SPD am 30. November soll Scholz die zentrale Rede halten.
Ob die SPD wirklich den gleichen Weg geht wie die Demokraten in den USA, die Joe Biden mit Kamala Harris ersetzten, ist wohl eher unwahrscheinlich. (ank)