Markus Söder beim CDU-Parteitag: „An mir wird der Erfolg nicht scheitern“

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Friedrich Merz (l), CDU-Bundesvorsitzender, steht neben Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, nach dessen Rede beim CDU-Bundesparteitag. © Michael Kappeler/dpa

Es ist nur ein Grußwort, dauert aber mehr als eine Stunde: Markus Söder verzichtet auf dem CDU-Parteitag auf Frotzeleien und redet über Inhalte. Die Botschaft des CSU-Chefs an die Schwester: Merz mag in der K-Frage den Vortritt haben – aber er stünde bereit.

München – Markus Söder redet schon fast eine Stunde, als er eine Lanze für Jens Spahn bricht. Ja, in der Corona-Pandemie habe man Fehler gemacht. Aber als über Nacht das Leben vieler Menschen bedroht war, habe sich die Union der Verantwortung gestellt. Und was mache heute Karl Lauterbach? Der kümmere sich nicht um fehlende Medikamente für Kinder oder die Probleme der Krankenhäuser auf dem Land, sondern legalisiere das Kiffen. Die Ampel habe ihre Chance gehabt, aber Vertrauen verloren. „Wenn sich schon die Welt um uns schneller dreht, müssen wir mehr Schutz, Sicherheit und Stabilität gewährleisten.“

CDU-Parteitag: Söder hält lange Einstiegsrede

Es ist ein dankbarer Moment für Söder. Gerade hat der Parteitag stundenlang über Änderungsanträge zum Grundsatzprogramm debattiert. Deckelung des Bundeszuschusses zur Rentenversicherung und ähnlich hartes Parteitagsbrot. Da kommt Söder gerade recht. Sein Einzug erfolgt nicht mit dem Defiliermarsch, sondern zu modernen Klängen. Dies ist Berlin, dies ist die CDU. Für Söder ein Freundschaftsspiel, aber doch auswärts.

Teile der Rede liest Söder ab. Ungewöhnlich für diesen guten Rhetoriker, aber offensichtlich will er besonders im ersten Teil, in dem es um die persönlichen Beziehungen zur CDU geht, keine Fehler machen. Dem Hang zur Frotzelei gibt er allzu gerne nach, wenn er frei spricht. Zu gefährlich, schließlich sind die Wunden der schwesterlichen Auseinandersetzung vor der Wahl 2021 gerade erst verheilt. Lieber Süßholz raspeln vom Blatt: „Das hat es selten gegeben: Ein so hohes Maß an Übereinstimmung.“

Der K-Frage weicht Söder nicht aus: „Wir beide wissen um die Verantwortung – nicht nur für unsere Parteien, sondern auch für unser Land“, sagt er mit Blick auf Friedrich Merz. „Natürlich“ sei ein CDU-Vorsitzender immer Favorit. „Ich verspreche euch: An mir wird der Erfolg 2025 nicht scheitern. Im Gegenteil! Ich verspreche euch: Wir werden das nächstes Jahr zusammen rocken und die Ampel ablösen.“

K-Frage in der Union: Söder bei Umfrage vor Merz und Wüst

Merz hatte am Montag eine staatstragende Rede gehalten, Söder antwortet fast ebenso. Klar, ein paar Scherze kann er sich nicht verkneifen. Neulich habe er erstmals eine vegane Wurst probiert. Er empfiehlt: „Lasst es.“ Aber der Ernst überwiegt. Lange spricht er über die Europawahl, die ihm in der Wahrnehmung eine viel zu kleine Rolle spielt. Die EU habe Frieden gebracht, der Euro mehr Wohlstand. Es sei die große Aufgabe, Europa „als die größte Zukunftschance dieses Jahrhunderts wahrzunehmen“. Die AfD habe sich dagegen komplett entlarvt. „Wahre Patrioten knien nicht vor Despoten“, ruft er. Höcke und Co. bezeichnet er sogar als „Vaterlandsverräter“.

Zum Parteitag darf auch der wöchentliche Umfrage-Wasserstand nicht fehlen: Laut RTL/ntv-Trendbarometer glauben 29 Prozent, dass die Union mit Söder als Kandidat die besten Chancen hätte, gefolgt von Wüst (27) und Merz (25). Söder studiert solche Zahlen genau. Deshalb ist seine Botschaft: Wenn Merz strauchelt, wenn es nach den Ost-Wahlen eine neue Dynamik gibt, dann steht er bereit.

Parteitag der CDU: Kanzlerkandidat Merz oder Söder?

Am Ende überreicht Merz seinem Gast Söder einen Berliner Bären – quasi das Pendant des bayerischen Löwen. Beides seien Raubtiere, die sich allerdings nicht ins Gehege kommen. Aber alle anderen sollten sich besser nicht mit ihnen anlegen, sagt Merz. Der Parteitag ist restlos begeistert.

Der Kommentatorin des übertragenden Senders „Phoenix“ fällt freilich geistesgegenwärtig noch eine Analogie ein: Beide machen sich gut vor dem Kamin, wenn sie erlegt sind.

Die CSU begrüßt den CDU-Plan, ein Gesellschaftsjahr einzuführen. Klaus Holetschek, CSU-Fraktionschef im Landtag, sprach gegenüber unserer Zeitung von einem wichtigen Signal. „Ich bin überzeugt: Ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr erweitert den Horizont und ermöglicht für viele Menschen neue Perspektiven“, sagte Holetschek. Die CSU-Fraktion habe das Modell Anfang Januar in Kloster Banz vorgeschlagen und werde am 2. Juli mit Verbänden über die Umsetzung sprechen. Männer und Frauen sollen sechs bis sieben Monate bei der Bundeswehr, in Vereinen oder sozialen Einrichtungen arbeiten. Holetschek: „Wir brauchen in unserer Gesellschaft mehr sozialen Zusammenhalt, mehr Respekt und fairen Umgang untereinander.“ (Mike Schier)

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