„Unangenehm“: Söder und Merz machen Wahlkampf auf Spendengala – CDU-Chef muss dann etwas klarstellen

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Friedrich Merz, Markus Söder und Christian Lindner sind auch auf der „Ein Herz für Kinder“-Gala im Wahlkampf-Modus. Die Zuschauer finden das allerdings eher unangenehm.

Berlin – Die Veranstaltung war wieder einmal ein voller Erfolg: Mehr als 23 Millionen Euro wurden am Samstagabend bei der „Ein Herz für Kinder“-Spendengala gesammelt. Live im ZDF konnte mitverfolgt werden, wie die prominenten Ansprechpartner am Telefon die Beträge entgegennahmen. Mit dabei waren auch CDU-Chef Friedrich Merz, sein Kollege von der Schwesterpartei, Markus Söder, und FDP-Boss Christian Lindner. Und während Deutschland mit großen Schritten auf die Bundestagswahl 2025 zusteuert, können die drei Politiker eben selbst bei einer Spendengala im TV nicht ganz ohne heimlichen Wahlkampf.

Gerade die Kombination aus diesen drei Namen ist dabei aktuell durchaus brisant. Denn erst unter der Woche stellte Markus Söder sich öffentlich gegen Merz, der im TV einen kleinen Flirt mit Robert Habeck als möglichen Wiederholungs-Wirtschaftsminister getätigt hatte. Söder, der die Grünen zu so etwas wie seinem Erzfeind gemacht hat, passte das gar nicht. Lindner, dessen FDP tief in der D-Day-Krise steckt, wendete sich danach ebenfalls an den „lieben Friedrich“ und warnte vor Habecks Partei.

Söder, Merz und Lindner bei „Ein Herz für Kinder“ im Wahlkampf-Modus – CSU-Chef keilt wieder gegen Grüne

Nun also saßen alle drei bei der „Ein Herz für Kinder“-Gala in unmittelbarer Nähe zueinander, allesamt in Begleitung. Merz hockte mit seiner Frau Charlotte auf dem roten Sofa. Söder wurde von seiner Tochter Gloria-Sophie Burkandt begleitet. Christian Lindner kam mit seiner schwangeren Ehefrau Franca Lehfeldt. Ein bisschen Wahlkampf schwang in den Unterredungen der Dreien dann aber zwangsläufig mal wieder mit.

Politiker bei „Ein Herz für Kinder“: Friedrich Merz kam mit seiner Frau Charlotte, Markus Söder mit seiner Tochter Gloria-Sophie. © dpa | Carsten Koall

Zugegeben: Lindner, Söder und Merz wurden auch ein wenig in die politische Nische zur aktuellen Situation gedrängt. So interviewten die Comedians Ralf Schmitz und Hazel Brugger in der TV-Sendung die drei Politik-Größen. „Sie haben doch bestimmt ganz viele Scheine im Portemonnaie und die Grünen, die wollen sie doch loswerden, oder?“, fragte Schmitz etwa Söder. Er betonte zwar, dass er die „Scheine“ – der 100-Euro-Schein ist ja bekanntlich grün – gemeint habe. Söder griff die Anspielung aber natürlich auf, sagte, er habe gedacht, er meine „die anderen Grünen“ und grüßte dann in Richtung Friedrich Merz, dessen Annäherungsversuche an die Grünen Söder ja kategorisch ablehnt. Eine Spende von 2000 Euro für die Gala kündigte er trotzdem an.

Merz will Spendensumme an Umfragen koppeln und kriegt Kritik – CDU-Chef gibt Klarstellung

Schmitz zog dann direkt weiter zu Friedrich Merz. Dem bot er an, die Sendung bei einer ordentlichen Spende in „Ein Merz für Kinder“ umzubenennen. Allerdings konnte Schmitz zunächst keine konkrete Zahl herauskitzeln: Der CDU-Chef machte stattdessen eine umständliche Rechnung auf. Sinngemäß kündigte er an, dass seine Spende sich proportional nach den künftigen Umfragewerten der Union richten werde. Bei 40 Prozent wären das immerhin 4000 Euro, oder wie Merz bilanziert: „Immerhin achtmal so viel, wie die SPD“. Eine Erklärung, die bei den Zuschauenden viel Wut auslöste.

Merz‘ umständlicher Plan, seine Spende an die Umfragen zu koppeln, wurde ad hoc in den sozialen Netzwerken massiv kritisiert. Etwa hieß es, es wirke, als lägen Merz Wählerstimmen mehr am Herzen als die Kinder, um die es in der Sendung gehen sollte. Merz meldete sich danach mit einem Video via Social Media, in dem er klarstellte, 4000 Euro zu spenden, auch ohne ein 40-Prozent-Ergebnis in den Umfragen.

Lindner amüsiert bei Spenden-Frage – doch Zuschauer tun Szenen als „unangenehm“ ab

Um das Söder-Merz-Duell zu unterbinden, suchte Schmitz‘ Moderationskollegin Brugger dann jemanden, der „gut ist im Dinge beenden“ und fand sogleich Christian Lindner. Außerdem nannte sie die Veranstaltung „einen D-Day der anderen Art: Das D steht für Donation“. Auf die Frage nach einer Spende antwortete Lindner amüsant. „Sie kennen ja meine berufliche Situation“, konterte der nach dem Aus als Finanzminister „arbeitslose“ FDP-Chef. Er wolle allerdings „nicht so eine Formel machen, wie der Friedrich Merz“. Stattdessen näherte er sich eher Söder an, der ja bekanntlich ähnlich wie Lindner gegen die Grünen steht und sagte, er wolle sich „an erfolgreichen Ländern“ orientieren, kündigte ebenfalls eine Spende über 2000 Euro an.

Die Szene der drei Politiker kam derweil nicht überall wirklich gut an. „Daran ist wirklich alles unangenehm“, hieß es etwa auf X (vormals Twitter) zu einem Video der Übertragung. „Weiß gar nicht, wofür ich mich mehr fremdschämen soll: das Verhalten oder die Beträge“, oder „das ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten“, schrieben weitere Personen.

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