Ex-CSU-Chef empfiehlt Söder Jobwechsel – weil er Bedrohung für die Partei wahrnimmt

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Markus Söder geht nicht nur bei der CSU voran, sondern auch in Bayern. Wenn es nach einem seiner Vorgänger geht, sollte sich das aber bald ändern.

München – Wie wohl kein zweiter deutscher Politiker versteht es Markus Söder, sich zu inszenieren und in den Vordergrund zu spielen. Nicht nur wegen seiner Größe stehen dann alle um ihn herum oftmals im Schatten. Jede Bierzelt-Rede wird zum Event, der Politische Aschermittwoch scheint beinahe für den stets dominant auftretenden CSU-Chef erfunden worden zu sein.

Wer nicht genauer hinschaut, könnte den Eindruck gewinnen, in Bayern ist Politik nur noch eine One-Man-Show. Einzig Freie-Wähler-Chef und Söder-Stellvertreter Hubert Aiwanger bekommt zuweilen noch etwas Rampenlicht ab. Zweifel daran, wer im Freistaat das Sagen hat, kommen da aber nie auf.

Söder und die CSU: Sucht Bayerns Ministerpräsident den Weg nach Berlin?

Seine Partei hat der seit 2018 regierende Franke ohnehin im Griff. Ergo hat sich Söder in Bayern sein politisches Paradies geschaffen.

Da verwundert es nicht, dass der vierfache Vater gerne betont, sein politischer Platz sei in München. Auch wenn das dabei mitschwingende Narrativ, das politische Berlin wäre jetzt nicht unbedingt sein beruflicher Sehnsuchtsort, seit der jüngsten Bundestagswahl eingemottet werden könnte. Denn dafür wehrte er sich dann doch etwas zu intensiv und lange gegen die drohende Niederlage im Rennen um die Kanzlerkandidatur gegen den damaligen CDU-Chef Armin Laschet.

Markus Söder hält einen Ordner unter dem Arm und zeigt mit dem rechten Zeigefinger nach vorne
Wo bitte geht‘s nach Berlin? Geht es nach Erwin Huber, gehört Markus Söder in die Bundespolitik. © IMAGO / Bernd Elmenthaler

Huber über Söders Zukunft: „Er sollte in die Bundespolitik wechseln“

Ob Söders Zukunft in Berlin liegt, muss sich noch zeigen. Einer seiner Vorgänger als CSU-Vorsitzender sieht den 57-Jährigen sehr wohl bald in der Hauptstadt. „Er sollte in die Bundespolitik wechseln“, rät Erwin Huber im Interview mit dem Spiegel.

Dabei denkt der 77-Jährige, der von September 2007 bis Oktober 2008 auf dem CSU-Chefsessel saß, vor allem an die Partei: „Durch das neue Wahlrecht ist die CSU existenziell bedroht. Und in solch einer Situation muss der Beste, den wir haben, nach vorne.“

Was Huber meint: Durch die Wahlrechtsreform der Ampel-Regierung, die eine Verschlankung des Bundestags zum Ziel hat, könnte gewählten Direktkandidaten die Tür zum Parlament im Reichstag verschlossen bleiben. Das würde wahrscheinlich vor allem die in bestimmten Regionen populären Parteien wie die CSU und die Linke treffen. Beide Parteien klagen gegen die neue Regelung.

Söder und der Wechsel nach Berlin: „An der Spitze des Heeres in die Schlacht ziehen“

Huber wird derweil noch deutlicher, redet Söder mit martialischen Worten ins Gewissen: „Es ist eine historische, ja heilige Pflicht für den CSU-Vorsitzenden, in der Gefahr an der Spitze des Heeres in die Schlacht zu ziehen.“ In diesem Bild könnte sich der forsche Nürnberger tatsächlich wiedererkennen.

Aber Huber nimmt sogar die große politische Schwester mit ins Boot: „Nach der Wahl zu sagen, der Sessel in München ist bequemer als die harten Bänke in Berlin, das ist keine Option. Söders Wechsel in die Bundesrepublik ist ja auch für die Union insgesamt sehr wichtig.“

Denn es müsse unbedingt verhindert werden, dass nach der nächsten Bundestagswahl wieder ein Dreierbündnis für eine Mehrheit nötig sei. Das Beispiel der Ampel aus SPD, Grünen und FDP zeige: „Die Entscheidungsprozesse sind einfach viel länger und schwieriger.“ Deshalb brauche die Union deutlich über 35 Prozent, „um dann mit der FDP oder den Grünen regieren zu können“.

Söder als künftiger Bundeskanzler? „Wechsel nach Berlin ist seine einzige Chance“

In der K-Frage legt sich der Niederbayer auf Friedrich Merz fest: „Wenn der CDU-Vorsitzende sagt, dass er das machen will, dann ist die Sache de facto entschieden.“ Der Politik-Rückkehrer werde „ein guter Bundeskanzler“, denn er habe „national und international große politische Erfahrung und die Reife für das Amt“.

Dennoch will Huber keineswegs ausschließen, dass auch Bayerns Ministerpräsident einmal an der Spitze einer Bundesregierung sitzen könnte: „Söders Wechsel nach Berlin ist übrigens seine einzige Chance, doch noch Kanzlerkandidat zu werden.“

Dabei mutmaßt er, dass sein Nach-Nachfolger zunächst eine Schlüsselrolle in Merz‘ Kabinett übernehmen könnte und diesem dann als Regierungschef folgt. Immerhin ist der CDU-Vorsitzende noch einmal gut elf Jahre älter. Sollte Merz im kommenden Jahr Kanzler werden, wäre er beim Amtsantritt der zweitälteste nach Konrad Adenauer, der 1949 bereits seinen 73. Geburtstag hinter sich hatte.

Markus Söder (l.) und Erwin Huber unterhalten sich stehend
Plausch unter CSU-Chefs: Markus Söder (l.) und Erwin Huber trafen sich bei der Vereidigung des Nürnbergers als bayerischer Ministerpräsident 2018. © IMAGO / Sven Simon

Söder als Bundespräsident? „Hochtalentierter Politiker, aber kein Versöhnertyp“

Eine andere erstrebenswerte Position an der Staatsspitze traut Huber Söder hingegen nicht zu. Bei der Frage nach dem nächsten Bundespräsidenten – 2027 wird ein Nachfolger von Frank-Walter Steinmeier gewählt – winkt er ab: „Wir brauchen jemanden, der die Gesellschaft zusammenführt. Markus Söder ist ein hochtalentierter Politiker, aber er ist kein Versöhnertyp.“

Vielmehr müsse die Union ihn in der aktiven Tagespolitik halten: „Dort hat er seine Stärken.“ Die Söder dann womöglich bald auch in Berlin ausspielen kann. Dort strahlt das Rampenlicht in der Regel noch etwas heller als in München. (mg)

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