Analyse deckt Wahrheit auf: Putins Erfolge im Ukraine-Krieg wohl maßlos übertrieben

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Russlands Fortschritte im Ukraine-Krieg sind wohl geringer als vom Kreml behauptet. Putins neuer Verteidigungsminister erlaubt sich einen Schnitzer.

Kiew – Übertreibt der Kreml, wenn er über Russlands Erfolge im Ukraine-Krieg spricht? Zu diesem Schluss kommt nun das Institute for the Study of War (ISW). Laut eines neuen Berichts soll Russland seinen bisherigen Landgewinn im Krieg in der Ukraine gehörig überschätzen. Trotz des Vorstoßes der Truppen Wladimir Putins im Osten des Landes ist der Fortschritt der russischen Armee wohl geringer als vom neuen russischen Verteidigungsminister Andrei Belousov behauptet.

Im Ukraine-Krieg bleibt die Lage weiter angespannt. Nach Charkiw könnte eine andere Region in den Fokus einer Offensive rücken. (Symbolbild)
Im Ukraine-Krieg bleibt die Lage weiter angespannt. Nach Charkiw könnte eine andere Region in den Fokus einer Offensive rücken. (Symbolbild) © Madeleine Kelly/ZUMA Press Wire/dpa

Belousov äußerte sich über die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg bei einer Pressekonferenz am Freitag (31. Mai), wie Reuters berichtet: „Russland setzt die spezielle Militäroperation fort, und alle ihre Ziele werden mit Sicherheit erreicht werden. Russlands militärische Gruppierung drängt den Feind aus seinen Stellungen zurück“, wie der Verteidigungsminister bekannt gab. Weiter führt er aus: „In allen taktischen Richtungen werden Vorstöße unternommen. Die russischen Streitkräfte reduzieren systematisch das Kampfpotenzial der ukrainischen Streitkräfte.“

Lage im Ukraine-Krieg übertrieben: Belousov soll Russlands Erfolge steigern

Belousov ersetzte Sergei Schoigu als Verteidigungsminister Mitte Mai. Hintergrund für den Wechsel könnten wohl fehlende Erfolge im Ukraine-Krieg sein. Zuvor hatte der mittlerweile verstorbene Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin den ehemaligen Verteidigungsminister regelmäßig für seine Inkompetenzen im Krieg gegen Kiew kritisiert. Belousov soll es nun richten – und scheint gleich zu Beginn einen Fauxpas zu begehen.

Wie ist die Lage an der Front im Ukraine-Krieg tatsächlich? Einerseits macht Russland aktuell Fortschritte an der Front – doch nicht so schnell, wie es der Kreml in Moskau wohl gerne hätte. Belousov behauptete weiter, dass das russische Militär 880 Quadratkilometer an Land allein 2024 dazugewonnen hätte. Das ISW hingegen korrigiert den Landgewinn nach einer Analyse nach unten auf 752 Quadratkilometer. Zwischen Januar und April hatte das ISW zuvor einen Fortschritt der russischen Truppen von 516 Quadratkilometern berechnet.

Russland übertreibt bei Erfolgen im Ukraine-Krieg: Putins Verteidigungsminister unter Leistungsdruck

Somit ergibt sich eine Differenz von fast 130 Quadratkilometern. Einen Großteil der russischen Fortschritte an der Ukraine-Front ist der Offensive gegen die ukrainische Stadt Awdijiwka im Februar zuzuschreiben. Unter großen Verlusten im Ukraine-Krieg konnte Putins Armee die Stadt letztlich doch erobern, was für die Ukraine den Verlust eines strategisch wichtigen Standorts bedeutete. In den Folgemonaten konnten die russischen Streitkräfte immer wieder kleinere Dörfer und Städte in der Region einnehmen.

Im Mai eröffnete Russland die neue Front gegen die Stadt Charkiw im Norden des Landes. Insgesamt gibt es drei Schlüsselgebiete im Ukraine-Krieg. Russland konnte durch seine neue Offensive kleinere Städte nahe der Grenze einnehmen und versucht aktuell, die Dörfer Woltschansk und Lypzi einige Kilometer östlich von Charkiw zu erobern, wie CNN analysiert.

Von Charkiw bis nach Robotyne – Die Frontlinie im Ukraine-Krieg erstreckt sich über 1200 Kilometer

Vor der Charkiw Offensive verwendeten die russischen Streitkräfte den Großteil ihrer Ressourcen für einen Angriff auf Awdijiwka, südöstlich von Charkiw. In der Donbas Region besteht weiterhin eine hart umkämpfte Front, die die Ukraine nach dem Verlust der Stadt versucht zu verteidigen. Nach Awdijiwkas Fall konnte Putin jedoch langsam in den Westen vordringen und mehr Land erobern.

An der Front in der Ostukraine könnte das nächste Ziel der russischen Streitkräfte die Stadt Tschassiw Jar sein, diese liegt zwölf Kilometer westlich der Stadt Bachmut. Die Region ist seit Frühjahr 2023 wieder unter russischer Kontrolle und war unter anderem Schauplatz der intensivsten Kämpfe des bisherigen Ukraine-Kriegs. Die dritte große Front befindet sich in der Nähe des Dorfs Robotyne, das weiter südlich vom Donbas gelegen ist.

Die drei Fronten machen Russlands Taktik im Ukraine-Krieg deutlich: Vom Norden bis in den Süden startet Putins Armee Angriffe auf die Ukraine, um Kiews Truppen auszudünnen und die ukrainischen Truppen entlang der Front zu strecken. Entlang einer Frontlinie von 1200 Kilometern müssen die Ukrainer somit ihr Land verteidigen, wie RadioFreeEurope zuletzt berichtet. (sischr)

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