Russlands Wirtschaft am Abgrund? Putin muss live im TV hartes Eingeständnis machen

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Russland prahlt trotz Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs mit der Widerstandsfähigkeit seiner Wirtschaft. Jetzt musste Putin im TV Probleme zugeben.

Moskau – Die bisherigen Verhandlungen für ein Ende des Ukraine-Kriegs sind gescheitert. Die nächste Gesprächsrunde könnte schon am 2. Juni stattfinden. Unterdessen macht Wladimir Putin aber keine Anstalten, sich militärisch zurückzuhalten. Vielmehr eskaliert er die Gewalt gegenüber der Ukraine aktuell noch mehr. Und der Westen? Der reagiert mit neuen Sanktionen. Russland brüstet sich immer wieder, dass diese das Land nicht treffen würden. Doch eine brisante TV-Szene weist jetzt auf das Gegenteil hin.

Denn Putin selbst musste jetzt feststellen: „Wir haben nicht genug Kartoffeln“. Dieses Eingeständnis machte Russlands Präsident am Dienstag während einer im Staatsfernsehen übertragenen Sitzung der Organisation „Russland – Land der Möglichkeiten“. Zuvor hatte Putin Vertreter verschiedener Wirtschaftsbereiche getroffen – darunter auch Experten aus der Landwirtschaft. Schon jetzt sei die Ernte aus dem vergangenen Jahr aufgebraucht, so Putin. Auch die Hoffnung auf das Nachbarland Belarus, das traditionell viele Kartoffeln nach Russland verkauft, wurde enttäuscht, denn Putin sagte weiter: „Ich habe mit Alexander Lukaschenko gesprochen. Er sagt: ‚Wir haben bereits alles an Russland verkauft‘“.

Russlands Wirtschaft hat Probleme – Putin muss im TV Eingeständnis machen

Im Normalfall können Länder solche Notlagen durch den Zukauf von Lebensmitteln aus dem Ausland kompensieren. Doch der weitgehende Abbruch der Handelsbeziehungen zum Westen setzt Russland wie Belarus aktuell harte Grenzen.

Tatsächlich hatte auch Lukaschenko in dieser Woche angesichts eines massiven Defizits den verstärkten Anbau von Kartoffeln gefordert. „Wir müssen so viel anbauen, dass es für uns und für Russland reicht“, sagte Lukaschenko der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge bei einer Besprechung mit regionalen Funktionären in Minsk. Also gilt auch in Belarus: Kartoffel-Alarm.

Die Kartoffel in Belarus

Belarus wird stark von der Landwirtschaft geprägt. Die Kartoffel galt auch als Symbol der Herrschaft Lukaschenkos, der einst Direktor eines staatlichen Landwirtschaftsbetriebs (Sowchose) war. Im größtenteils planwirtschaftlich geführten Staat im Osten Europas sind aber zuletzt Versorgungsmängel aufgetreten.

Lukaschenko selbst begründete dies wiederum mit den landwirtschaftlichen Problemen in Russland. Der große Nachbar habe zuletzt die Reserven von Belarus aufgekauft, sagte er. Beide Länder sind durch den Wirtschafts- und Verteidigungspakt Russisch-Belarussische Union stark miteinander verflochten. „Wir müssen unseren Brüdern, den Russen, helfen“, sagte Lukaschenko. Und wenn Belarus etwas könne, dann sei es der Kartoffelanbau. Dies sei auch wirtschaftlich lukrativ.

Russlands Wirtschaft mit dem Rücken zur Wand? Preise explodieren

Tatsächlich sind auch in Russland die Preise für Lebensmittel stark angestiegen, wobei die Teuerungsrate für Kartoffeln zu den höchsten zählt. Nach Angaben der staatlichen Statistikbehörde Rosstat stiegen die Preise im letzten Jahr um 92 Prozent. Im Mai lag der Preis sogar 166,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Wladimir Putin musste im russischen TV wirtschaftliche Probleme zugeben. (Symbolfoto)
Wladimir Putin musste im russischen TV wirtschaftliche Probleme zugeben. (Symbolfoto) © IMAGO/Alexander Kazakov

Für die russische Bevölkerung sind diese Preise gnandenlos. Die Kartoffel zählt zu den absoluten Grundnahrungsmitteln. Auch das Nationalgetränk Wodka wird etwa aus Kartoffeln hergestellt.

Russland erlebt Kartoffel-Krise – auch Putin hat dazu beigetragen

Doch woher kommt die Krise? Einerseits sorgten ungünstige Wetterbedingungen für Ernterückgänge in Russland und Belarus, wie euractiv berichtet. Doch auch Putins Regierung hat wohl die Finger im Spiel. Laut Bloomberg ist der Kartoffel-Mangel teils auch darauf zurückzuführen, dass Russland 2024 beschloss, die Einfuhr von Saatgut aus sogenannten „unfreundlichen Ländern“ – wozu etwa auch die EU gehört – einzuschränken. Dadurch wollte man sich offenbar unabhängiger von der EU machen. Von hier war vor dem Ukraine-Krieg viel Saatgut geliefert worden. Doch Russland reduzierte die Saatimporte für Kartoffeln innerhalb von einem Jahr wohl um ganze 93 Prozent. Offensichtlich mit Folgen.

In Belarus zeigt sich offenbar ein ähnliches Bild. Doch Lukaschenko hat bereits reagiert. Mit einer teilweisen Öffnung in Richtung Westen. In dieser Woche hob die Regierung das Einfuhrverbot für Obst und Gemüse aus der EU auf. Das Embargo hatte Minsk im Dezember 2021 als Antwort auf westliche Sanktionen verhängt – kurz vor Ausbruch des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine waren die Beziehungen zum Westen bereits stark gespannt.

Es ist nicht das erste Mal seit Beginn des Ukraine-Kriegs, dass in Russland Produkte knapp werden. So gab es um Weihnachten 2023 eine enorme Eier-Krise.

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