Leerlauf an der Front wegen Sanktionen? Putin gehen wohl Waffen für Soldaten aus

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

KommentareDrucken

Putins will Russlands Wirtschaft noch abhängiger vom Krieg machen. Doch die Waffen werden knapper – und die Rüstungsindustrie kämpft mit den Folgen der Sanktionen.

Moskau – Kein Nachschub an der Kriegsfront: Ein unvorstellbares Szenario für Wladimir Putin und die russischen Streitkräfte. Zwar hat Putin Russland auf eine Kriegswirtschaft umgestellt und viel Geld in die Rüstungsindustrie investiert, um die Produktion hochzufahren. Doch allmählich bleiben auch diese Branche und das russische Militär nicht von den Folgen der Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft verschont.

Wegen Sanktionen: Probleme in der russischen Wirtschaft treffen auch Rüstungsindustrie

Etwa 100 Milliarden Euro will der Kreml alleine für den Haushaltsposten Verteidigung noch im Jahr 2024 ausgeben. Hinzu kommen weitere 34 Milliarden Euro für die Bereiche nationale Sicherheit und Sicherheitsorgane. Insgesamt sind das 38,6 Prozent aller Ausgaben des russischen Etats oder acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Russlands Präsident Wladimir Putin und Panzer
Russlands Wirtschaft kämpft mit Problemen – das wirkt sich auch auf die Rüstungsindustrie aus. © Alexei Nikolsky / Sputnik / Krem/dpa

Doch die Fortführung einer kriegsbedingten Wirtschaft hat erhebliche Nachteile, die auch die Rüstungsindustrie treffen. So kämpft die Branche ebenfalls mit Inflation und mit Fachkräftemangel. Rostec, ein riesiges staatliches Dachunternehmen, das die wichtigsten Rüstungsproduzenten des Landes umfasst und fast 600.000 Menschen beschäftigt, beklagte im Jahr 2023 einen erheblichen Fachkräftemangel. Trotz höherer Löhne seien Stellen noch immer unbesetzt, sagte der russische Militärexperte Pawel Lusin laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Lusin ist Gastwissenschaftler an der amerikanischen Tufts-Universität.

Sanktionen hindern Russlands Wirtschaft, Waffen zu verkaufen

Der Personenmangel könnte sich auf die Produktion im Rüstungssektor auswirken. Möglicherweise hinkt Russlands Wirtschaft deshalb bei der Produktion hochqualitativer Waffen hinterher. Zwar betont Putin ständig, die russische Rüstungsindustrie ankurbeln zu wollen. Doch die Branche setzt wohl häufiger auf Masse statt auf Qualität. „Russland stellt nicht mehr moderne Kampfausrüstung her“, sagte Nikolai Kulbaka, ein russischer Wirtschaftswissenschaftler, im April 2024 gegenüber der Washington Post. „Aber es hat viel mehr einfachere Arbeitsgeräte hergestellt, Gewehre, Granaten, Massenwaffen für Massensoldaten.“

Zudem hat der Ukraine-Krieg Russlands Image eines qualitativen Waffenproduzenten geschadet – man denke an die etlichen, zerstörten russischen Panzer und die ohnehin großen Verluste im Ukraine-Krieg. Pieter Wezeman, Rüstungsexperte bei SIPRI, geht laut der FAZ davon aus, dass die „vielen Bilder von katastrophalen Ausfällen russischer Ausrüstung in der Ukraine das Vertrauen in russische Waffen weiter untergraben“.

Umgeht Putin Sanktionen? Russlands Wirtschaft könnte Militärnachschub bekommen

Das wiederum führt dazu, dass weniger Länder russische Waffen kaufen wollen. Seit einigen Jahren ist Russlands Rolle auf dem Waffenmarkt ins Wanken geraten. Wichtige Kunden wie Indien und China hätten sich umorientiert, berichtet die FAZ. Das bedeutet auch: weniger Einnahmen für Putin durch den Verkauf von Waffen.

Russlands Wirtschaft bekommt aber nicht nur zunehmend Probleme, die Waffen an andere Verbündeten zu verkaufen. In erster Linie geht es Putin vor allem, die russischen Soldaten an der Kriegsfront mit genug Nachschub zu versorgen. Aufgrund der Sanktionen muss sich Russland nun aber Schlupflöcher suchen, um externe Nachschubquellen zu finden – und das offenbar mit Erfolg.

„Trotz der Ausfuhrkontrollen ist Russland weiterhin in der Lage, große Mengen von Gütern zu importieren, die für die militärische Produktion benötigt werden“, heißt es in einem Bericht der Kyiv School of Economics und der Yermak-McFaul International Working Group on Russian Sanctions vom Januar 2024.

Putin bekommt Hilfe aus Nordkorea – und umgeht Sanktionen

Bei der Umgehung von Sanktionen für den Import von Waffen könnte unter anderem Putin Hilfe von Verbündeten, wie Nordkorea, bekommen haben. Nordkorea wird seit mehreren Monaten vorgeworfen, Russland Waffen geliefert zu haben. Waffen aus Pjöngjang kamen offenbar bereits im Ukraine-Krieg zum Einsatz.

Putins Besuch in Nordkorea könnte vor dem Hintergrund der engen Partnerschaft im Zeichen eines möglichen Waffen-Deals stehen. Russlands Präsident ist am 19. Januar 2024 in Nordkorea eingetroffen. Sowohl Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un als auch Putin haben bestätigt, ihre militärische Zusammenarbeit weiter ausbauen zu wollen. (bohy)

Auch interessant

Kommentare