Weniger Züge und Stellenabbau bei Deutscher Bahn: Diese Einschnitte werden Kunden schon bald spüren
Die Deutsche Bahn steht vor harten Einschnitten: Ein dreijähriger Sanierungskurs soll das Bahnchaos beseitigen – weniger Züge, höhere Ticketpreise und Stellenabbau drohen.
Berlin - Die Zugfahrt mit der Deutschen Bahn bleibt auch weiterhin vorerst abenteuerlich. Denn laut Regierungs- und Konzernkreisen stehen dem Konzern noch härtere Einschnitte als zuvor bevor. „Vorgesehen ist ein dreijähriger Sanierungskurs über den gesamten Konzern hinweg“, sagte ein Regierungsvertreter am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Das werde nicht nur Auswirkungen auf den Nahverkehr haben, sondern auch den Fernverkehr beeinflussen. Weitere Stellenstreichungen könnten zudem notwendig werden. Die Deutsche Bahn schreibt schwarze Zahlen.

Unsanfte Methoden zur Umstrukturierung: Stellenabbau, weniger Züge und höhere Ticketpreise
In Bahn-Kreisen spricht man von einer Ross-Kur, einer unsanften Methode zur Umstrukturierung, die intern „S3“ genannt wird. Die Bahn hat im ersten Halbjahr dieses Jahres Milliardenverluste gemacht – ein Minus von 1,2 Milliarden Euro, so teilte das Unternehmen mit. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag der Verlust noch bei 71 Millionen Euro. Zudem ging auch der Konzerngewinn zurück, da die Nachfrage gesunken ist. Bahnchef Richard Lutz geht davon aus, dass die Deutsche Bahn am Ende des Jahres, vor Zinsen und Steuern, wieder schwarze Zahlen schreiben wird.
Daher plant die Bahn, in den nächsten fünf Jahren 30.000 Stellen in der Verwaltung abzubauen. Allerdings berichtete Reuters, dass diese Maßnahmen voraussichtlich nicht ausreichen werden und weitere Einsparungen notwendig sein könnten. Auch der Fernverkehr könnte von zusätzlichen Streckenkürzungen betroffen sein. Zudem ist eine Erhöhung der Ticketpreise, insbesondere im Regionalverkehr, bereits für die kommenden zwei Jahre vorgesehen.
Wissing bemängelt Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn - Sanierung des Bahnnetzes reiche nicht aus
Allein bei einer Sanierung des Bahnnetzes wolle Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der FDP es nicht belassen. Auch der wirtschaftliche und organisatorische Bereich müsse überarbeitet werden. Nähere Details dazu werde er in einer Pressekonferenz am Dienstag nennen. Im ZDF-„Morgenmagazin“ bemängelt Wissing vor allem die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn, die im Juni mit einer Quote von knapp 53 Prozent „absolut unzufriedenstellend“ war. Die Verantwortung schiebt Wissing auf die letzten 20 Jahre, jetzt müsse die Bundesregierung erstmal aufräumen – das erkläre die drastischen Sanierungen.
Geld soll durch den Verkauf der Logistik-Tochter Schenker hereinkommen. Auch ein Verkauf der Anteile an das Tochterunternehmen DB Cargo sind in der Diskussion. Der Konzern Schenker ist aktuell einer der wenigen gewinnbringenden Sektoren der Deutschen Bahn – der Verkauf könnte mit rund 14 Milliarden Euro jedoch mehr Zeit für die Sanierung gewinnen, so Reuters.