Immer unterwegs: 17-Jähriger lebt seit anderthalb Jahren in den Zügen der Deutschen Bahn
Was für viele Bahnreisende wie ein Albtraum klingen mag, ist für den 17-jährigen Lasse Stolley pure Freiheit: Er lebt dank Bahncard 100 in den Zügen der Deutschen Bahn.
Lasse Stolley war gerade einmal 16 Jahre alt, als er seinen „festen Wohnsitz gegen eine Bahncard 100 eingetauscht hat“, so schreibt er selbst auf seinem Blog. Nach dem Realschulabschluss hatte der Teenager eigentlich eine Ausbildung zum Fachinformatiker geplant. Doch der Betrieb, der ihm einen Ausbildungsplatz versprochen hatte, sagte ab. Daraufhin fasst Lasse Stolley den Entschluss, sein Kinderzimmer aufzulösen und fortan in den Zügen der Deutschen Bahn zu leben.
Mit der Bahncard 100 täglich tausend Kilometer durch Deutschland
Seither reist der heute 17-Jährige als digitaler Nomade durch Deutschland, täglich legt er etwa 1.000 Kilometer zurück. Dabei wohnt, arbeitet und schläft er im Zug. Bei seinen Eltern musste er „einiges an Überzeugungsarbeit leisten“, erzählt Lasse Stolley dem Business Insider. Der Gedanke, dass ihr minderjähriger Sohn ausziehen und allein durchs Land reisen würde, habe ihnen zu Beginn nicht behagt. Im Augst 2022 schließlich verließ der Teenager seine Heimat in Schleswig-Holstein und trat seine erste Fahrt an. „Ich liebe das Reisen, insbesondere das Reisen mit dem Zug“, schreibt Lasse Stolley auf seinem Blog. Das Leben in der Deutschen Bahn Bahn gebe ihm die Freiheit, jederzeit zu entscheiden, wohin er gerade möchte.

Ob Berge, Großstadt oder Meer – der Teenager hat bereits zahlreiche Ziele in Deutschland bereist. Oft macht er Halt in touristischen Regionen, etwa auf der Insel Rügen oder an der Zugspitze, erzählt er im Business Insider: „Da mache ich oft kleine Wanderungen, denn Bewegung ist in meinem Alltag ziemlich verankert.“ Auch die Hauptstadt hat es ihm angetan „Berlin ist einfach magisch, weil es eine vielfältige Stadt ist. Sie ist gut erreichbar für mich und es gibt immer was zu sehen“, sagte Lasse Stolley.
Sicherheit in der Deutschen Bahn ist das größte Problem
An das Leben im Zug musste er sich erst einmal gewöhnen. Eine der größten Herausforderungen sei das Schlafen, berichtet der Teenager auf seinem Blog. Nachts habe er erst kaum schlafen können, sei dafür tagsüber immer wieder eingenickt. Ihm passierte, was jedem Bahnreisenden passiert: Er verpasste Züge und strandete spät und in der Dunkelheit an fremden Bahnhöfen. Inzwischen hat Lasse Stolley sich bei den Reisen im Zug auf die erste Klasse eingeschossen – und seinen Rhythmus an die wenigen Nacht-ICEs angepasst. „Mit ein wenig Übung lässt es sich in diesen Zügen ziemlich gut schlafen“, schreibt er.
Allerdings sei die Sicherheit an den Bahnhöfen und in den Zügen ein Problem. In den Nachtzügen werde viel geklaut, berichtet der 17-Jährige dem Business Insider. Es fehle an ausreichend Sicherheitspersonal gegen Diebstähle, Gewalt oder randalierende Fahrgäste. Abgesehen davon gefällt ihm das Leben auf den Schienen sehr gut. Essen kauft der Teenager sich im Supermarkt – oder er bedient sich kostenlos an den Buffets der DB-Lounges an größeren Bahnhöfen. In den Waschbecken der Lounges wäscht er auch seine Kleidung. Zum Duschen sucht er öffentliche Schwimmbäder auf.
Das meiste Geld geht für seine Bahncard 100 drauf, erzählt er dem Business Insider. Zum Jugendpreis habe das Ticket 5888 Euro gekostet. Neben den Kosten für Lebensmittel kommen noch Eintritte für Museen oder Schwimmbäder hinzu – und für seine minimalistische Ausrüstung, die sich schnell abnutzt. Der 17-Jährige ist lediglich mit einem 36-Liter-Rucksack, einer Handvoll Klamotten, einem Kissen, einer Decke und seinem Laptop unterwegs. Dieser ist für ihn besonders wichtig.
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Denn Lasse Stolley arbeitet als Softwareentwickler für ein IT-Startup in der App-Entwicklung. „Ein Job, den ich von überall und zu jeder Uhrzeit nur mit meinem Laptop ausführen kann“, betont er in seinem Blog. Künftig würde er gerne die Bahn in puncto Service und Sicherheit beraten, sagt er dem Business Insider: „Mein Wunsch wäre, Feedback an die Verkehrsunternehmen, beispielsweise die Deutsche Bahn oder die Hersteller der Züge, zu geben und das vergütet zu bekommen.“