Katastrophale Zahlen zeigen, wie marode die Deutsche Bahn ist
Hohe Unpünktlichkeit und ein marodes Schienennetz – die DB kämpft mit Problemen. Heute stellt sie ihre Bilanz für 2023 vor. Ihre Zahlen sind tiefrot.
Berlin – Die Deutsche Bahn (DB) blickt turbulenten Zeiten entgegen. Nicht nur befindet sich der DB-Konzern immer noch im verfahrenen Tarifstreit mit der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL). Kürzlich klagte auch die EU-Wettbewerbsbehörde wegen unerlaubter Beihilfen für das Logistikunternehmen DB Cargo. Wegen seiner Transformation befindet sich die DB aktuell auch im Konflikt mit der Gewerkschaft EVG.
Am Donnerstagvormittag nun stellt die DB ihre Jahresbilanz für 2023 vor – und auch in ihr werden die negativen Aspekte die Überhand behalten. Denn das vergangene Jahr war für die DB und ihre Passagiere von hoher Unpünktlichkeit geprägt. Nahezu jeder dritte Fernzug war mit einer Verspätung von mindestens sechs Minuten unterwegs. Grund dafür ist der marode Zustand des Schienennetzes und die an vielen Stellen sanierungsbedürftige Infrastruktur, die mit der stark gewachsenen Nachfrage auf der Schiene in den vergangenen Jahren nicht mehr mithalten kann.
Aber nicht nur die marode Infrastruktur wird in der DB-Jahresbilanz Thema werden: Auch wird die Bahn verkünden müssen, dass sie 2023 noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht ist. Konzerndokumenten zufolge soll die Bahn im vergangenen Jahr einen Verlust von zwei Milliarden Euro eingefahren haben, berichtet das ZDF. „So viel hat sie letztlich noch nie ausgewiesen“, sagt Christian Böttger, Professor für Verkehrswesen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin. Zumindest, wenn man einmal von der Zeit während der Corona-Pandemie absieht.
Tochtergesellschaften DB Cargo und DB Schenker weiter mit deutlichen Gewinneinbußen
In der Gütersparte fallen die Zahlen für den DB-Konzern besonders schlecht aus. Informationen der Deutschen Verkehrs-Zeitung (DVZ) zufolge ist der Gewinn bei der zum Verkauf stehenden Tochtergesellschaft DB Schenker von 1,8 Milliarden Euro in 2022 auf gut 1 Milliarde Euro im vergangenen Jahr eingebrochen. Das ist zu wenig, um die behäbigen Geschäfte in anderen Geschäftsbereichen auszugleichen. Denn auch für 2024 prognostiziert Schenker aktuell ähnliche Umsatzzahlen wie im vergangenen Jahr.
Aber auch die Logistik-Tochtergesellschaft DB Cargo hat mit Problemen zu kämpfen: Die EU-Wettbewerbskommission drängt darauf, dass DB Cargo möglichst schnell schwarze Zahlen schreibt – sonst droht ihre Zerschlagung. In der Bilanz für 2023 wird die angepeilte Rückkehr der DB-Cargo in die Gewinnzone aber deutlich verfehlt werden. Eine halbe Milliarde Euro EBIT-Verlust soll 2023 entstanden sein. Das ist zwar weniger als die 666 Millionen Euro im Vorjahr, aber vom zuvor ausgegebenen Ziel eines ausgeglichenen Ergebnisses ist die DB-Gütersparte damit immer noch meilenweit entfernt.
DB mit hohem Schuldenberg – Stellenabbau dürfte ihr Ende noch nicht erreicht haben
Dem beabsichtigten Verkauf der international agierenden Speditionstochter DB Cargo tut das nicht gut. Zwölf bis 15 Milliarden Euro hofft man seitens des Konzerns durch ihn einnehmen zu können – es ist ein Betrag, der dringend für die Schuldentilgung der Bahn benötigt wird. Auf 34 Milliarden Euro soll sich der Schuldenberg der Bahn ZDF-Informationen zufolge inzwischen nämlich beziffern.
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DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage ein Transformationsprogramm für die DB Cargo vorgelegt, das sieben Module umfassen soll. Es sieht vor, dass in einem ersten Schritt 1.700 Stellen bei DB Cargo abgebaut werden sollen. Aber der Konzern hat weitere Maßnahmen angekündigt, weshalb der Bahn-Betriebsrat davon ausgeht, dass das Ende der Fahnenstange beim Stellenabbau noch nicht erreicht ist.
Erlöse der DB-Töchter wichtig zur Schuldentilgung – aber auch für den Ausbau der Schiene
Grundlegend sei Schuldentilgung wie durch den Verkauf der DB Schenker zwar wichtig, sagt Böttger, jedoch werden die dafür aufgewendeten Erlöse dringend an anderer Stelle benötigt. Etwa zum Ausbau des maroden Schienennetzes der DB. Deutschland liegt mit seinen Pro-Kopf-Investitionen in das Schienennetz europaweit nicht mal mehr in den Top 10.
Zwar hat der Bund als Eigentümer Mittel für die Sanierung des bestehenden Netzes zugesagt, die für den Strecken-Neubau aber mittlerweile gestrichen. Eine Verdopplung der Fahrgastzahlen bis 2030 hält Experte Böttger für utopisch. Für ihn ist die Bahn aktuell an einem Tiefpunkt. Er könne nicht erkennen, „wie es eigentlich besser werden soll“, erklärt der HTW-Professor. (fh)