BRB-Chef sauer auf Deutsche Bahn: „Fahren sehenden Auges in ein Desaster“

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Die Bayrische Regiobahn hat heftige Kritik an der Infrastruktur der Deutschen Bahn geübt. Für ihren Geschäftsführer ist das Maß nun allemal voll.

München – Baustellen, verspätete Züge oder gar Zugausfälle. Diese Dinge stehen für viele Bahnreisenden immer häufiger auf der Tagesordnung. Kein Wunder, schließlich wird an vielen Stellen im Bahnnetz Deutschlands gebaut. Dazu kommt, dass auch in Bayern immer mehr Züge auf den Schienen unterwegs sind – allein den Münchner Hauptbahnhof fahren im Schnitt täglich fast 750 Züge an.

Gesperrte Strecken – wie etwa zuletzt die Sperrung der Stammstrecke – und viele Züge, das scheint nicht zu passen. Die Pünktlichkeit der Bahn nahm bereits ab. Die Bayrische Regiobahn (BRB) schlägt nun Alarm. „Es geht nicht mehr“, sagt Geschäftsführer Arnulf Schuchmann in einem Gespräch mit Merkur.de. Ein Hauptproblem sieht er dabei beim Infrastrukturbetreiber der Bahn, DB InfraGo.

BRB-Chef Schuchmann kritisiert DB InfraGo: „Viel zu viel Verkehr auf den Strecken“

Bayrische Regiobahn fährt durch Oberaudorf
Die Züge der Bayrischen Regiobahn haben immer wieder mit Verspätungen zu kämpfen (Symbolbild). © Wirestock/Imago

Dass der Bahnverkehr in Deutschland, aber auch in Bayern nicht mehr reibungslos funktioniert, hängt laut Schuchmann gewiss mit der Anzahl an Zügen zusammen, die die Strecken befahren. „Wir haben jetzt bereits viel zu viel Verkehr, mit dem wir über die maroden Strecken fahren“, erklärt der Geschäftsführer der BRB. Dazu komme, dass jede Baustelle und jedes Stehen auf der Strecke unmittelbare Konsequenzen habe. Diese äußerten sich dann in Verspätungen oder gar Zugausfällen.

Schuchmann nennt daraufhin gleich mehrere Beispiele, bei denen die BRB mit genau solchen Problemen zu kämpfen habe. So zum Beispiel am Bahnhof in Freilassing, der derzeit umgebaut wird. Dort standen Züge der BRB bereits wegen „besetzter Gleise“. Das bedeutet, dass die BRB die Gleise im Bahnhof nicht benutzen kann, weil dort bereits ein anderer Zug steht. Die Konsequenz: die Züge der BRB müssen warten. Resultat: Verspätungen und verärgerte Fahrgäste, die teils deswegen auch ihre Anschlüsse verpassen würden, so Schuchmann.

Eine Ursache dafür hat laut dem BRB-Geschäftsführer mit der DB InfraGo zu tun. Denn diese sei für die Erstellung von Baustellenfahrplänen ‒ wie in Freilassing ‒ zuständig. Auch die Disposition lasse sehr zu wünschen übrig, so der Geschäftsführer. Darüber hinaus schilderte Schuchmann noch viele weitere Problemfälle. Zusammen mit dem Sprecher der Transdev-Geschäftsführer, Tobias Heinemann, hatte Schuchmann bereits 2023 den Zustand der Schienen in Bayern kritisiert.

BRB muss für Verspätungen Strafe zahlen – die DB übernimmt dabei keinen Cent

Kommt es zu Verspätungen, muss die Bayrische Regiobahn, wie auch andere Bahnunternehmen sogenannte Pönale – also Strafzahlungen – leisten. In einem Statement vom 12. April wurde Schuchmann auf der Webseite der BRB dazu deutlich: „Ich erwarte die Zusage der Übernahme der uns dadurch entstehenden Pönalen für Verspätungen und nicht gehaltene Anschlüsse durch die DB InfraGO.“

Gebracht hat diese Forderung allerdings nichts. „Man hat mir nach der Prüfung des Sachverhalts mitgeteilt, dass man nicht für etwaige Strafzahlungen aufkommen werde“, berichtet Schuchmann im Gespräch mit Merkur.de. Chancen, dass sich das noch ändert, sieht er nicht, schließlich lege die Bahn die Regeln für den Umgang mit Strafzahlungen fest. „Als Bahnunternehmen kannst du das dann leider nur akzeptieren“, so Schuchmann.

Deutsche Bahn bedauert Zustand des Schienennetzes und wirbt um Verständnis

Auf Anfrage der Redaktion, warum die Strafzahlungen von der Deutschen Bahn nicht übernommen werden, äußerte sich die Bahn nicht zu den Gründen. In einem Statement ging eine Sprecherin der Bahn dennoch auf die allgemeine Situation des Bahnnetzes in Bayern ein. „Wir bedauern sehr, dass wir den Reisenden derzeit nicht die Qualität und Zuverlässigkeit bieten, die sie zu Recht von uns erwarten“, heißt es im Statement. „Das Schienennetz ist zu alt, zu voll und zu störanfällig.“ Daher sei es notwendig, in die Infrastruktur zu investieren und zu bauen.

Damit die Ziele erreicht werden können, müssen laut Bahn allerdings auch kurzfristig Baustellen errichtet werden. Dabei sollen Reisende gut informiert werden und dennoch pünktlich an ihr Ziel kommen, so die Sprecherin weiter. Wie genau das funktionieren soll, erklärte sie jedoch nicht.

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Bahnverkehr am Anschlag: „Fahren sehenden Auges in ein Desaster hinein“

Für BRB-Geschäftsführer Schuchmann sind die Probleme der Bayrischen Regiobahn bei weitem kein Einzelfall in Deutschland. So gebe es auch in anderen Teilen Deutschlands ähnliche Probleme im Bahnverkehr. Auch dort sei das Schienennetz marode und es gebe zugleich zu viele Züge auf der Strecke. Einen „Königsweg“ hat Schuchmann jedoch nicht parat. Vielmehr könnte es laut ihm zwei Ansätze geben, womit das Bahnnetz in Deutschland verbessert werden könnte.

So könnte man Bahnstrecken beispielsweise für fünf Jahre sperren, um diese entsprechend zu sanieren. Die Konsequenz wäre dann allerdings kein Zugverkehr für lange Zeit. Ein anderer Ansatz könnte dagegen laut dem BRB-Geschäftsführer sein, den Bahnverkehr auf bestehenden Strecken zu reduzieren und so eine Überlastung zu verhindern. Die Folge wären allerdings weniger Fahrten und längere Wartezeiten für die Reisenden.

Ob sich einer der beiden Wege tatsächlich so umsetzen lässt, ließ Schuchmann offen. In einem ist sich der BRB-Geschäftsführer sicher: „Derzeit fahren wir sehenden Auges in ein Desaster hinein.“ Dieses könnte bereits in wenigen Monaten oder erst in einigen Jahren sichtbar werden. (jr)

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