Einsatz von Handys im Kampfgebiet: Russland erwägt „disziplinarische Maßnahmen“ gegen Soldaten
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VonNatascha Bergerschließen
Um Soldaten vor der Nutzung ihrer Smartphones im Kriegsgebiet der Ukraine abzuschrecken, plant Russland eine drastische Maßnahme: Putins Streitkräften drohen disziplinarische Strafen.
Moskau – Seit Beginn der völkerrechtswidrigen Invasion der Ukraine musste auch Russland einige herbe Verluste vermelden. Um die Zahl an gefallenen Soldaten nicht noch weiter in die Höhe steigen zu lassen, will Russland nun einen drastischen Weg gehen: Soldaten, die ihr Smartphone im Kriegsgebiet nutzen, könnte bald Disziplinarhaft drohen.
Sowohl die Ukraine als auch Russland halten sich zu eigenen Opferzahlen im seit über zwei Jahren andauernden Krieg bedeckt. Doch selten erkennt auch Moskau eigene Verluste an, wie beispielsweise in der Silvesternacht 2023. Damals starben fast 100 russische Soldaten bei einem Raketenangriff in Makijiwka. Zuvor hatten die in der Oblast Donezk stationierten Truppen von Putin wohl zu Neujahr SMS verschickt und mit Freunden telefoniert, was es den Kiewer Streitkräften ermöglichte, sie zu lokalisieren.
Bei Nutzung des Handys im Ukraine-Krieg: Russlands Duma droht Soldaten mit Disziplinarhaft
Die Nutzung von Smartphones ist russischen Streitkräften an der Front im Ukraine-Krieg eigentlich nicht erlaubt. Eine Strafe gibt es für ein Nichteinhalten der Regelung allerdings nicht – zumindest noch nicht. Wie Russlands Nachrichtenagentur TASS berichtet, hat die russische Staatsduma eine Disziplinarhaft von bis zu zehn Tagen für jene Soldaten vorgeschlagen, die Geräte mit Kamera- und Geolokalisierungsfunktionen im Ukraine-Krieg verwenden. Eine Nutzung solcher elektronischen Geräte könnte in Zukunft als grobes Disziplinarvergehen eingestuft werden, so sieht es zumindest der Duma-Gesetzesentwurf vor.
Sollte ein Soldat während des Einsatzes im Kriegsgebiet in der Ukraine also sein Smartphone nutzen, könnte der Kommandant der Militäreinheit über die Verhängung der Disziplinarhaft für eine Dauer von bis zu zehn Tagen entscheiden. Der Verteidigungsausschuss Russlands unterstützt den Gesetzesentwurf laut TASS. Wie der US-Sender CNN berichtet, kritisieren russische Militärblogger die Idee der disziplinarischen Maßnahmen für die Smartphone-Nutzung und schreiben in den sozialen Medien, der Kreml würde die Natur der modernen Kriegsführung nicht verstehen.
Haft für russische Soldaten bei Smartphone-Nutzung möglich – auch Russland bedient sich an Geodaten
Nicht nur Kiew nutzt Geodaten von technischen Geräten, um mögliche Ziele im Ukraine-Krieg zu identifizieren. Auch Russland soll laut dem US-Geheimdienst bereits versucht haben, durch das Hacken von Smartphones an sensible Daten der ukrainischen Streitkräfte zu gelangen. Wie die Berliner Zeitung berichtet, spüre der Kreml zudem ukrainische Soldaten mithilfe von modernen Drohnen auf, die Mobilfunksignale in einem bestimmten Radius lokalisieren und diese Daten dann an Putins Armeeführung weiterleiten können.
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Ob den russischen Soldaten demnächst wirklich eine bis zu zehntägige Haft wegen der Nutzung ihrer Handys droht, wird sich zeigen. In Russland müssen Gesetze zunächst vom Unterhaus, der Duma, geprüft werden, bevor sie in den Föderationsrat, das Oberhaus, gelangen. Dort kann ein Entwurf entweder verabschiedet oder abgelehnt werden. Zuletzt wuchs im Kreml die Sorge vor gewaltbereiten Kriegsrückkehrern. (nbe)
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