Enge Umfragen: Ex-Chefstratege der Republikaner sagt dennoch klaren Harris-Sieg bei US-Wahl voraus

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Das Team von Kamala Harris hat bei der US-Wahl ein sehr einfaches Ziel: So viele Nicht-MAGA-Leute wie möglich hinter sich zu vereinen. © Rebecca Noble/AFP

Der Kampf ums Weiße Haus scheint völlig offen. Die Umfragen sehen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Harris. Ein Experte sieht das anders.

Washington, D.C. – Der Ausgang der US-Wahl scheint völlig offen. Wenige Tage vor dem Wahltag am 5. November zeigen die Umfragen zur US-Wahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump. Wird es also wie 2020 wieder Tage dauern, bis ein Ergebnis feststeht?

Ein ehemaliger Chefstratege der Republikaner bezweifelt das. „Harris wird recht problemlos gewinnen“, sagte Stuart Stevens der Zeitschrift Vanity Fair. Der frühere Berater des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney, der 2012 trotz guter Umfragen die Wahl gegen Barack Obama klar verlor*, ist fest davon überzeugt, dass der Vorsprung „größer“ ausfallen dürfte als vor vier Jahren.

In den Umfragen zur US-Wahl liegen Harris und Trump gleichauf

Die Umfragen spiegeln dies derzeit allerdings nicht wider. So liegen Harris und Trump landesweit und in den Swing States mehr oder weniger gleichauf. Warum also glaubt Stevens, dass Harris die US-Wahl souverän gewinnen wird? Die Struktur des Rennens sei nach wie vor dieselbe, so Stevens. 47 Prozent des Landes seien MAGA-Leute, 53 Prozent nicht. Die Harris-Kampagne habe ein sehr einfaches Ziel: So viele der 53 Prozent wie möglich zu vereinen. Dabei seien sie auf einem guten Weg. Wenn Personen wie Liz Cheney und Bernie Sanders dieselbe Kandidatin unterstützten, sei das schon mal „nicht so schlecht“.

Zudem sieht Stevens viele Daten kritisch, als Beispiel nannte er die Zahlen zum Black Vote. „All diese Umfragen, die zeigen, dass Harris weniger als 90 Prozent der Stimmen der Schwarzen bekommt, sind falsch“, so Stevens. 1964 habe Barry Goldwater sieben Prozent, 2020 Trump acht Prozent erhalten. Das werde sich nicht ändern. „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie oft ich bei republikanischen Wahlkämpfen dabei war, wo sehr gute Meinungsforscher uns 15 bis 20 Prozent der Stimmen der Schwarzen vorausgesagt haben. Aber ich kann Ihnen sagen, wie oft es passiert ist: nie.“

Ex-Republikaner sieht Umfragen vor US-Wahl kritisch: Daten deuten angeblich auf Harris-Sieg gegen Trump hin

Auf der Online-Plattform X ging Stevens auch auf die bisherigen Daten zur vorzeitigen Stimmabgabe ein, die eine deutliche Kluft bei den Geschlechtern zeigt. Allein in den sieben Swing States sind bereits mehr als elf Millionen Menschen wählen gegangen (Stand 27. Oktober), darunter weit mehr Frauen als Männer (55,2 zu 44,8 Prozent). Das ist bei der US-Wahl die wichtigste Gruppe der Demokratin: In sämtlichen Analysen wird deutlich, dass Harris bei den Frauen deutlich vor Trump liegt. So sieht ABC News Harris hier mit 14 Punkten vorne (56 Prozent zu 42 Prozent).

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„Alle Umfragen basieren auf Modellen, die sich auf vergangene Wahlen beziehen“, erklärte Stevens auf X. Sie hätten Stichprobengrößen von Hunderten oder ein paar Tausend. Bei der vorzeitigen Stimmabgabe seien es Millionen. Das sei weder theoretisch noch spekulativ. „Eine solche Kluft zwischen den Geschlechtern bei der Wahlbeteiligung hat es noch nie gegeben. Sollte Harris überraschend klar gewinnen, ist das der Grund, warum die Institute das nicht erkannt haben.“ (cs)

* Bei der Wahl 2012 waren Mitt Romney und sein Team aufgrund der Umfragen so siegessicher, dass Romney seine Rede, in der er seine Niederlage eingestand, laut Washington Post erst in dem Moment schrieb, als Obama seinen Sieg verkündete.

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