Letzte Umfrage vor US-Wahl: Vorteil für Harris – Trump hat das Nachsehen

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Gender-Themen waren im Wahlkampf der US-Wahl vielfach präsent. Als Resultat dessen liegt Harris bei Frauen weit vorn – und Trump bei Männern.

Washington, D.C. – Die US-Wahl zwischen der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump steht bevor. Am Wochenende kämpfte Harris bei einem Aufritt in Detroit im Swing State Michigan um weitere Stimmen von Wählerinnen und Wählern. Trump war unterdessen im hart umkämpften Pennsylvania unterwegs und nährte dort die haltlosen Zweifel an einer fairen US-Wahl.  

Am Montag (Ortszeit) halten Harris und Trump ihre jeweils letzten Wahlkampfauftritte ab: Harris ist zu diesem Zweck in Pennsylvania zugegen, genauso wie Trump, der jedoch auch noch nach North Carolina reisen wird. Unmittelbar vor der US-Wahl zeigt nun auch eine großangelegte Analyse von Wahlprognosen an, dass die Demokratin Harris gegenüber ihrem republikanischen Widersacher Trump einen entscheidenden Vorteil am Wahltag haben könnte.

Vor US-Wahl: Wählerinnen tendieren aktuell zu Kamala Harris – Männliche Wähler eher auf Trumps Seite

Der US-Nachrichtendienst Newsweek unternahm eine Auswertung, in der er die nationalen Wahlumfragen seit dem 28. Oktober analysierte, die auch eine Aufschlüsselung der Wahlabsicht der Befragten nach Geschlechtern liefen. Als Resultat dessen lasse sich eine deutliche Geschlechterkluft unter US-Wählerinnen und Wählern ablesen, die womöglich auch bei der US-Wahl am 5. November einen Ausschlag für den Ausgang der Präsidentschaftswahl geben könnte.

Gender-Themen spielten im diesjährigen US-Wahlkampf eine große Rolle. Ob sie entscheidend für den Wahlausgang werden, zeigt sich am 5. November. Eine neue Analyse suggeriert Harris dabei einen Vorteil.
Aktivistinnen für Frauenrechte bei einer Demonstration in Washington, D.C. © IMAGO / SOPA Images

Tendenz bei US-Wahl: Frauen wählen eher Harris und nicht Trump

Newsweek kommt zu dem Ergebnis, dass weibliche Wähler aktuell eine starke Präferenz für die Demokratin Kamala Harris statt für Trump zeigen. Der Newsweek-Analyse zufolge geht aus den bisherigen Umfragen seit Ende Oktober hervor, dass Harris im Durchschnitt von 52 Prozent der weiblichen Wähler und lediglich von 43 Prozent der männlichen Wähler unterstützt wird. Unterdessen kamen Trump den Umfragen zur US-Wahl seit 28. Oktober im Schnitt 53 Prozent männliche Wählerstimmen zu Trump, seine Wählerinnen machen im Durchschnitt der letzten Vorab-Umfragen 44 Prozent von Trumps Anteilen aus.

Grundsätzlich sagen aktuelle Wahlprognosen Trump und Harris ein denkbar knappes Rennen um die US-Präsidentschaft voraus. Der Wahltracker des zu ABC News gehörenden Five Thirty Eight prognostiziert den beiden Präsidentschaftsanwärtern aktuell einen Unterschied von weniger als einem Prozentpunkt der Stimmen von Wählerinnen und Wählern: Nach aktuellem Stand führt Harris die Prognose mit 47,9 Prozent Stimmenanteil von US-Wählerinnen und Wählern an, dicht gefolgt von Trump, der mit genau 47 Prozent nur 0,9 Prozentpunkte hinter der Demokratin liegt.

US-Professorin zur US-Wahl: Populismus spricht all jene an, „die einen Statusverlust erleben oder erwarten“

Den Grundstein für die Wichtigkeit von Gender-Themen bei der bevorstehenden US-Wahl dürfte schon allein die Tatsache gelegt haben, dass mit Harris in diesem Jahr zum ersten Mal eine Frau zur US-Präsidentin gewählt werden könnte. Doch auch daneben machte Harris genderspezifische Themen immer wieder zu einem Hauptanliegen ihres Wahlkampfes, etwa indem sie Abtreibung als unverhandelbares Grundrecht von Frauen immer wieder öffentlich betonte. 

Im Gespräch mit Newsweek resümierte die Professorin für Geschlecht und Sexualität am Smith College im US-Bundesstaat Masschussets, Carrie Baker: „Wie auch immer diese Wahl ausgeht, das Geschlecht wird ein entscheidender Faktor für ihren Ausgang sein.“ Um Herkunft und Konstitution der Geschlechterkluft in den USA und ihrer politischen Bedeutung zu verstehen, müsse die populistische Rhetorik rechtsausgerichteter Politiker betrachtet werden, wandte die Gender-Professorin dagegen ein. 

Gegenüber Newsweek erklärte die Professorin für Soziologie der University of Chicago: „Von Hannah Arendt bis Arlie Hochschild haben Wissenschaftler erkannt, dass Populismus diejenigen anspricht, die einen Statusverlust erleben oder erwarten, sei es in Form der Aushöhlung von rassischen oder geschlechtsspezifischen Privilegien oder des Verlusts eines Arbeitsplatzes oder des Ansehens in der Gemeinschaft.“ Die Trump-Kampagne hätte genau hier angesetzt, und verspreche Wählerinnen und Wählern, althergebrachte Männlichkeitsideale und die traditionelle Rollenverteilung wieder herzustellen. 

Geschlechterkluft bei US-Wahl könnte sich besonders unter jungen Wählerinnen und Wählern zeigen

Einige Umfragen zur anstehenden US-Wahl legten bereits nahe, dass die Geschlechterkluft in diesem Jahr besonders unter jungen Wählerinnen und Wählerinnen enorm sein könnte. Der Durchschnitt dreier aktueller Umfragen der New York Times und des Siena Colleges, die zwischen September und Oktober durchgeführt wurden, legt Trump bei jungen Männern einen deutlichen Vorsprung vor seiner demokratischen Kontrahentin offen: Bei Ihnen kommt Trump auf 58 Prozent, Harris nur auf 37 Prozent. Die Demokratin dagegen punktet bei jungen Frauen und erzielt gegenüber Trump hier einen Vorsprung von 39 Prozent Wählerinnenanteil: Laut Umfragen würden 67 Prozent junger Frauen für Harris stimmen, und nur 28 Prozent von ihnen für Trump.

Zwar hat Trump seit jeher vor allem beim jungen Männern Erfolg, schnitt seine Wahlkampagne in diesem Jahr aber noch einmal besonders auf diese Wählergruppe zu. Das dürfte auch auf die Sorge davor zurückzuführen sein, dass diese Gruppe sich von der Wahl fernhalten wird – für Kamala Harris läge darin dann eine große Chance. Gerade in den letzten Zügen des Wahlkampfs zielte es Trump auf jene jungen Männer ab, die bis dahin noch überzeugbar schienen, ihre Stimmen den Republikanern zu geben. Wie die New York Times am Freitag berichtete, könnte Trump damit vor allem bei bislang unpolitischen Anhängern der Generation Z Erfolg haben. 

Eine Klientel, die über die letzten Jahre mit immer mehr Herausforderungen konfrontiert gewesen ist – unter anderem mit stagnierenden Löhnen und einem Rückgang von Hochschulabsolventen. Nicht selten beklagten Angehörige dieser Gruppe, sich vernachlässigt und für gesellschaftliche Missstände verantwortlich gemacht zu fühlen. „Die Zustände haben sich in Missstände verwandelt, und diese Missstände werden ausgenutzt“, sagte Richard Reeves, ein Senior Fellow an der Brookings Institution und Präsident des American Institute for Boys and Men, der New York Times. (fh)

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