Nahe der Nato-Grenze: Partisanen setzen russischen Ostseehafen in Brand

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In Russland ist unweit der Grenze zu Estland ein Hafenterminal abgebrannt – angeblich im Rahmen einer „Spezialoperation“ des ukrainischen Geheimdienstes.

Moskau/Kiew – Im russischen Ostseehafen Ust-Luga unweit der Grenze zu Nato-Mitglied Estland ist in der Nacht zu Sonntag (21. Januar) ein Hafenterminal in Brand geraten. Der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti zufolge wurde das Feuer durch zwei Explosionen ausgelöst. Diese seien auf einen „externen Faktor“ zurückzuführen, hatte der Betreiber zuvor mitgeteilt. 

Wie ukrainische Medien am Sonntagnachmittag meldeten, soll die Ukraine für den Angriff auf das Gelände des russischen Erdgasproduzenten Nowatek verantwortlich sein. So berichtete die Ukrajinska Prawda am Sonntagnachmittag unter Berufung auf Quellen der Führung in Kiew, der Zwischenfall sei das Ergebnis einer Spezialoperation des ukrainischen Geheimdienstes. 

Demnach sei das Hafenterminal mit Drohnen angegriffen und in Brand gesetzt worden. Tote oder Verletzte hat es durch das Feuer den Medienberichten zufolge nicht gegeben. „Das Hafenpersonal ist evakuiert worden“, teilte der Gouverneur der Region, Alexander Drosdenko, der Nachrichtenagentur Tass am Sonntag mit. Auf russischer Seite verurteilte man den ukrainischen Drohnenangriff derweil. Die Regierung in Kiew zeige „weiter ihr bestialisches Gesicht“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow n-tv zufolge. „Sie greifen zivile Infrastruktur, Menschen an“, fügte er hinzu.

Ukrainische Medien veröffentlichen Video von Brand – russische Region verhängt Ausnahmezustand

An den Löscharbeiten im betroffenen Hafenterminal waren neben dem Katastrophenschutzministerium auch lokale Feuerwehreinheiten beteiligt, führte Gouvaneur Drosdenko weiter aus. Der russische Verwaltungsbezirk Kingisepp verhängte im Anschluss an den ukrainischen Angriff auf den Hafen von Ust-Luga die höchste Alarmstufe. Bereits vergangene Woche war dem russischen Verteidigungsministerium zufolge in der Region Leningrad unweit von St. Petersburg eine ukrainische Drohne abgefangen worden. Sie soll keinen Schaden angerichtet haben.

Auf der Plattform X (ehemals Twitter) veröffentlichte die Ukrajinska Prawda Videomaterial, das die in Brand geratene Gasanlage des Hafenterminals zeigen soll. Nowatek gilt als das größte private Energieunternehmen, das in Russland Erdgas und Erdöl fördert und verkauft.

Russische Feuerwehrkräfte löschen Brand in Ust-Luga © IMAGO/Kingisepp District Administratio

Im Ust-Luga-Komplex, der am Finnischen Meerbusen etwa 170 Kilometer westlich von St. Petersburg liegt, wird stabiles Gaskondensat zu leichtem und schwerem Naphtha, Düsentreibstoff, Heizöl und Gasöl weiterverarbeitet, wie Nowatek auf der unternehmenseigenen Website mitteilt.

Rolle der Ostsee im russischen Angriffskrieg – immer mehr Staaten rüsten ihre Ostsee-Flotten auf

In den Bereichen der Ostsee, wo Russland an die EU grenzt, wird die Abschottung Russlands vom Westen besonders spürbar. So etwa in der russischen Exklave Kaliningrad oder eben in der Region Leningrad rund um St. Petersburg, in der das Nowatek-Terminal in Brand geriet. Immer wieder nimmt sich Russland in der Ostsee zum Ziel, den westlichen Anrainerstaaten seine vermeintliche militärische Stärke in Form groß angelegter Marinemanöver vor Augen zu führen. 

Hierdurch, wie womöglich auch durch die generelle Unsicherheit, die der russische Angriffskrieg auf die Ukraine bei anderen westlichen Staaten – vor allem den europäischen Nachbarländern Russlands – ausgelöst hatte, rüsten immer mehr Staaten ihre Ostsee-Flotten auf. Aktuell wappnet sich etwa Schweden mit zwei neuen U-Booten in der Ostsee, die auch zum Angriff genutzt werden können. Außerdem forderte Lettlands Armeechef Leonids Kalnins am Rande eines Nato-Treffens in Brüssel in einem Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), die Ostsee für russische Schiffe zu sperren und unter Nato-Kontrolle zu stellen.

Außerdem werden in der Ostsee seit mehreren Monaten schon immer öfter Störungen des GPS-Signals gemeldet. Zuletzt waren diese in Finnland und Schweden aufgetreten. Während des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wurden solche GPS-Störungen bereits rund um die Ukraine und an der Nordwest-Grenze Russlands gemeldet. Nun konnten zwei Quellen in Russland identifiziert werden.

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