Russlands „Elitetruppen“ verweigern sich offenbar Putins Ukraine-Strategie

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Soldaten der 810. Marineinfanteriebrigade der russischen Schwarzmeerflotte am linken Ufer des Dnjepr. (Archivbild) © IMAGO/Alexander Polegenko

Mit „menschlichen Wellenangriffen“ will Russland im Ukraine-Krieg Boden gut machen. Doch die „Sturm-Z“-Truppen fehlen – und Eliteeinheiten winken wohl ab.

Moskau – Russland hat im Ukraine-Krieg hohe Verluste zu verzeichnen. Das liegt mitunter auch an der menschenverachtenden „Fleischwolf-Taktik“. So hatte der einstige Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin die menschlichen Wellenangriffe genannt, auf die Russland in der Ukraine immer wieder setzt. Doch bei dieser Taktik drohen Wladimir Putin und seiner Armee nun offenbar Probleme aus den eigenen Reihen.

Besonders erbarmungslos sind die Kriegshandlungen in den letzten Monaten am Fluss Dnipro. Wenige Hundert Ukrainer haben hier auf der eigentlich russisch besetzten Flussseite eine Stellung errichtet. Mit großer Feuerkraft und massiven Bodenangriffen versuchte Russland die Landesverteidiger wieder zurückzudrängen. Doch dies blieb offenbar ohne Erfolg.

Russlands Angriffe „praktisch zum Erliegen gekommen“ – Soldaten wollen wohl nicht kämpfen

Mittlerweile würden sich die Beweise dafür verdichten, dass russische Einheiten vor Ort im Ukraine-Krieg so schwere Verluste erlitten haben, dass sie teils den Angriff verweigern. Das berichtet die Kyiv Post unter Berufung auf verschiedene russische und ukrainische Quellen. Dadurch seien die russischen Angriffe auf den Dnipro-Brückenkopf „praktisch zum Erliegen gekommen“, heißt es weiter.

Die unabhängige Nachrichtenagentur UNIAN berichtet demnach, dass Russland in dem Sektor ein ganzes Panzerregiment umfunktioniert hätte. Statt den Gegner anzugreifen, würden Putins Super-Panzer T-90 nun als Abschleppwagen für die vielen liegengebliebenen Kampffahrzeuge genutzt. Das nimmt die Agentur als „Indikator für die Intensität der russischen Verluste“.

Protest im Ukraine-Krieg: Russlands „Eliteeinheiten“ verweigern wohl menschenverachtende Taktik

Zudem verdichten sich die Hinweise, dass Putins Truppen sich teils weigern, die Ukrainer mit menschlichen Wellenangriffen zu attackieren. Diese Angriffe wurden in der Vergangenheit oftmals von sogenannten „Storm-Z“-Einheiten ausgeführt. Dabei handelt es sich um als minderwertig angesehene Soldaten. Hier kämpfen etwa ältere Reservisten und ehemalige Schwerverbrecher. Doch Russland hat nach den blutigen Verlusten offenbar nicht mehr genug personellen Nachschub mit solchen Einheiten.

Deshalb sieht man etwa in der Region Dnipro mehr Marineeinheiten und Fallschirmjäger der Russen. Nach Angaben der Pressesprecherin des gemeinsamen Kommandos Süd der ukrainischen Streitkräfte (AFU) würden sich diese Einheiten selbst als „Elitetruppen“ verstehen „und wollen solche Frontalangriffe nicht durchführen“, zitiert die Kyiv Post sie. Zudem sagte die Pressesprecherin, dass jeder russische Bodenangriff mehr als 50 Prozent Verluste auf russischer Seite nach sich gezogen habe. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Putin fehlen die „einfachen“ Einheiten: Perfide neue Rekrutierungsmasche

Dass Russland Probleme hat, seine „Storm-Z“ Einheiten nachzubesetzen, zeigt dabei ein anderer Bericht. Hoher Sold und Straffreiheit reichen offenbar nicht mehr aus, um Sträflinge für einen Einsatz in der Ukraine zu begeistern. Deshalb greift Putin nun zu anderen Mitteln: In den russischen Gefängnissen habe man etwa bei bis zu -35 Grad die Heizungen abgestellt. So soll der Aufenthalt so unangenehm wie möglich werden und die Gefangenen dazu gebracht werden, sich für die Ukraine-Front zu melden. Das berichtete kürzlich die Bild unter Berufung auf eine russische NGO, die sich um Insassen in russischen Gefängnissen kümmert.

Russland plant nun offenbar eine neue Taktik in der Ukraine einzusetzen. Doch auch diese hat in der Vergangenheit zu hohen Verlusten und kaum militärischen Fortschritten geführt.

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