Abschreckung gegen Putin: Nato-Land setzt „Drachenzähne“ an Grenze zu Russland ein
Die baltischen Staaten Lettland, Litauen und Estland rüsten auf und stärken ihre Grenzen. Sie befürchten, das nächste Angriffsziel Russlands zu sein.
Riga – Während in der Ukraine der Krieg weiter tobt, sorgt sich die Nato um weitere potenzielle Angriffe Russlands. Vor allem sind es Litauen, Lettland und Estland, die Alarm schlagen. Denn sie könnten das nächste Angriffsziel der Armee Wladimir Putins sein, wird befürchtet. Der russische Machthaber droht den Nachbarn im Westen immer wieder. Und die baltischen Staaten gelten aufgrund ihrer geografischen Lage als äußerst verwundbar.
Die Staaten bereiten sich auf das Schlimmste vor. Die Grenzanlagen werden befestigt, immer Nato-Soldaten sollen an der Ostflanke der Allianz stationiert werden. Und Riga unternimmt nun offenbar konkrete Schritte gegen russische Panzer.
„Drachenzähne“ gegen Russlands Panzer: Lettland baut Grenzbefestigungen weiter aus
„Lettland hat damit begonnen, Verteidigungsbarrieren an seiner Grenze zu Russland zu errichten“, hat Anton Gerashchenko, ehemaliger Berater des ukrainischen Innenministeriums, auf X behauptet. Dazu teilte er ein Video. „Die sogenannten ‚Drachenzähne‘ wurden in der Nähe der östlichsten lettischen Stadt Zilupe gesichtet.“ Eine Anfrage von Newsweek zur Authentizität der Aufnahmen ließ das Außenministerium in Riga zunächst jedoch unbeantwortet.
Bei „Drachenzähnen“ handelt es sich um spitze Betonblöcke. Sie werden auch zu Tausenden im Ukraine-Krieg eingesetzt, um Panzern und mechanisierter Infanterie den Weg zu versperren. Erstmals verwendet wurden sie im Zweiten Weltkrieg.
Etwaige Pläne hatte Lettland bereits im März beschlossen, wie die Nachrichtenseite Delfi berichtete. Etwa 303 Millionen Euro sind für die Vorrichtungen an den Grenzen zu Russland und Belarus vorgesehen. Auch weitere Verteidigungsanlagen sowie Munitions- und Minenlager sollen errichtet werden, berichtet Newsweek unter Verweis auf lettische Quellen.
Vorbereitung auf Angriff aus Russland und Belarus: Polen und baltische Staaten fordern EU-Hilfen
Im Juni riefen Polen sowie die baltischen Ex-Sowjet-Staaten Lettland, Litauen und Estland die EU dazu auf, Geld für Verteidigungsinfrastruktur an den Grenzen zu Russland und Belarus zur Verfügung zu stellen. Die vier Staaten betonten dabei eine dringende Notwendigkeit, die EU vor militärischen und hybriden Bedrohungen zu schützen. Rund 700 Kilometer Grenze zu Russland und Belarus – einschließlich zur Exklave Kaliningrad – sollen besser geschützt werden.
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Polens Außenminister Radoslaw Sikorski hatte in einem Interview mit der Bild im Frühling gesagt, dass er „nicht überrascht“ wäre, falls Russland sein Land tatsächlich angreift. „Russland hat Polen in den 500 Jahren unserer Geschichte viele Male angegriffen“, sagte der 61-Jährige. Diesmal allerdings wäre es anders: „Russland würde dann verlieren, weil wir als Westen weitaus mächtiger sind als Russland. Heute kämpft die Ukraine nicht allein. Anders als so oft in der Vergangenheit würden wir nicht allein kämpfen.“ Polen rüstet derzeit seine Armee hoch – und auch die USA bauen ihre Militärpräsenz in dem Land weiter aus.
Auch Deutschland befürchtet, dass Russland in den nächsten Jahren die Nato ins Visier nimmt. Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, hat erneut und vehement vor einem möglichen russischen Angriff unter Putin auf die Militärallianz in den kommenden Jahren gewarnt. Russland richte seine Armee derzeit Richtung Westen aus, sagte er der Sächsischen Zeitung. In fünf bis acht Jahren erwartet Breuer Russlands Streitkräfte materiell und personell so ausgerüstet, dass ein Angriff auf Nato-Gebiet möglich wäre. (lrg)