Dialog mit Michaela Kaniber: Hallertauer Bauern haben viele Arbeitsaufträge für die Ministerin

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Dialog mit den Bürgern: Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (r.) versuchte in der Kürze der Zeit zu einigen Themen der Hallertauer Stellung zu nehmen. © Hermann

Die Probleme und Anliegen der (Hopfen-)Bauern wurden jüngst in Osseltshausen in den Fokus gerückt. Der direkte Dialog mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber fiel allerdings etwas kurz aus.

Au/Osseltshausen – Das Thema war vielversprechend, das Zeitfenster allerdings sehr knapp bemessen: Unter dem Titel „Was muss die nächste Bundesregierung für unsere Landwirte jetzt dringend anpacken“, hatten die CSU- und FU-Ortsverbände Au sowie CSU-Bundestagskandidat Christian Moser am Freitag ins Holledauer Wirtshaus eingeladen. Über 100 Gäste waren gekommen, weil sich mit Michaela Kaniber, Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, prominenter Besuch angekündigt hatte. Die Hoffnung der Bürger, allen voran der Hallertauer Landwirte, war groß, im Dialog mit der Ministerin ihre Probleme und Sorgen vorbringen zu können. Doch mit 90 Minuten, in denen natürlich auch Wahlkampf betrieben wurde, blieb zum Bedauern der Besucher nur wenig Zeit für den Bürger-Dialog. Immerhin: Kaniber hinterließ den Eindruck, dass sie sehr gut über die Probleme vor Ort Bescheid weiß – und nahm auch einige „Arbeitsaufträge“ der Bürger mit.

Zum Gespräch mit Ministerin Michaela Kaniber (4.v.l.)kamen: Listenkandidatin Silvia Bergmann, der Auer CSU-Ortsvorsitzende Stefan Baur, Bundestagskandidat Christian Moser, Karl Pichlmeyer (stellvertretender Vorsitzender des Hopfenpflanzerverbands Hallertau), die Hallertauer Hopfenkönigin Eva-Maria Pichlmeyer, zwei Vertreterinnen der FU Au, FU-Ehrenkreisvorsitzende Mariele Klose und FU-Ortsvorsitzende Hildegard Heindl.
Zum Gespräch mit Ministerin Michaela Kaniber (4. v. l.) kamen: Listenkandidatin Silvia Bergmann, der Auer CSU-Ortsvorsitzende Stefan Baur, Bundestagskandidat Christian Moser, Karl Pichlmeyer (stellvertretender Vorsitzender des Hopfenpflanzerverbands Hallertau), die Hallertauer Hopfenkönigin Eva-Maria Pichlmeyer, zwei Vertreterinnen der FU Au, FU-Ehrenkreisvorsitzende Mariele Klose und FU-Ortsvorsitzende Hildegard Heindl. © Sonja Aigner

Kritik am Bundesumweltamt

Auf einige drängende Probleme der Bauern machte Redner Karl Pichlmeyer, Vizepräsident des Deutschen Hopfenpflanzerverbandes, aufmerksam. Ein Brennpunkt: das Thema Pflanzenschutzmittel. Hier sei „der Karren mit 100 km/h an die Wand gefahren“ worden, sagte er. Die Folge: „Wir haben massive Probleme, dass wir unseren Hopfen noch halbwegs anständig mit ausreichendem Pflanzenschutzmittel versorgen.“ Wie notwendig dies allerdings ist, machte er am Beispiel Blattläuse fest: „Hier ist es kurz vor der Explosion.“ Zwar könne gegen die (Hopfen-)Blattlaus vorgegangen werden, doch das benötigte Insektizid, „das in ganz Europa zugelassen ist“, dürfe in Deutschland nicht verwendet werden – das Bundesumweltamt sei dagegen. Dass genau eine solche Behörde, die „per se gegen jeglichen Pflanzenschutz ist“, ein Vetorecht bekommen habe, ist für ihn nicht nachvollziehbar. Seine klare Forderung in Richtung Kaniber: „Dem Bundesumweltamt muss der Zahn gezogen werden – es darf kein Vetorecht mehr haben.“

Pichlmeyer sprach noch mehr kritische Punkte an: So würde die Kürzung der Agrardiesel-Subventionen zu finanziellen Schwierigkeiten und mit Blick auf andere Länder zu einer „eklatanten Wettbewerbsverzerrung“ führen. Auch bei der „elendigen CO2-Bespreisung“ beim Treibstoff „muss eine Änderung her“, ebenso bei der Düngeverordnung, die Pichlmeyer als „Bürokratiemonster“ betitelte. Zudem bemängelte er die Regelungen zu Saisonarbeitern und die Wettbewerbsnachteile durch unterschiedlich hohe Mindestlöhne in Europa. Und er forderte eine Angleichung der Agrarförderungen für osteuropäische EU-Mitgliedsländer, um faire Bedingungen für alle zu schaffen.

Erleichterungen für Landwirte notwendig

Michaela Kaniber notierte sich die Punkte fleißig mit. Zuvor hatte sie in ihrer Rede die zentrale Rolle der Landwirtschaft für Bayern und Deutschland hervorgehoben. Sie unterstrich, dass Bayern für höchste Standards in der Lebensmittelerzeugung stehe und warnte vor einer Verlagerung der Produktion ins Ausland. „Wir haben Krieg und Wirtschaftskrisen – jetzt ist nicht die Zeit, unsere Lebensmittelerzeugung zu schwächen“, betonte sie. Ihr sei bewusst, dass es (steuerliche) Erleichterungen für die Landwirte braucht – und versprach diese auch. Mit Blick auf die Wahlen sagte sie: „Wer den Bauern nicht ehrt, ist des Regierens nicht wert.“

Nachdem Christian Moser angekündigt hatte, die zentralen Anliegen der Region in Berlin anbringen zu wollen, wollten die Besucher nach gut 70 Minuten diese auch benennen. Doch die Zeit drängte – die Ministerin musste weiter. Sie nahm sich aber noch Zeit, um sich ein paar Wortbeiträge anzuhören und trotz der Kürze der Zeit darauf einzugehen. So wurden etwa Ängsten über Wohlstands- und Arbeitsplatzverlust, bürokratische Hürden in der Landwirtschaft, Vorgaben zum Tierwohl und Energie-Auflagen angesprochen. Zum Abschluss brachte Hopfenkönigin Eva-Maria Pichlmeyer noch auf den Punkt, was sich die jungen Landwirte wünschen: „Wir wünschen uns mehr Akzeptanz von der Gesellschaft.“ Denn: „Wir sind die Ernährer der Gesellschaft.“

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