„Sind nicht abgewandert“: Umweltpreis für Umsiedlung der Steinböcke an die Benediktenwand
Dreimal wurde am Dienstag der Umweltpreis des Landkreises verliehen. Zu den Ausgezeichneten zählt der Kreisjagdverband/Hochwildhegegemeinschaft Isarwinkel für die Umsiedlung von Steinwild.
Bad Tölz/Lenggries – Wolfgang Morlang sieht den Umweltpreis für das Steinwildprojekt des Kreisjagdverbands Bad Tölz und der Hochwildhegegemeinschaft Isarwinkel als „große Anerkennung und Würdigung“. Seit neun Jahren lenkt er als Vorsitzender den Jagdverband und zeichnete auch für die Ansiedlung von Schweizer Steinwild an der Benediktenwand mitverantwortlich. Doch dass die Umsiedlung gelang, das sei ein Erfolg vieler, betont er. „Wir haben in den letzten Jahren große Unterstützung erfahren – durch den Landkreis, vor allem aber auch durch die beteiligten Grundbesitzer.“ Dass hier so viele unterschiedliche Parteien an einem Strang ziehen, das sei alles andere als selbstverständlich. „Großer Dank an alle Projektbeteiligten“, sagt Morlang.
Umsiedlung der Steinböcke: Frisches Blut für die isoliert lebende Kolonie
Im August 2021 hatte der Kreisjagdverband beantragt, Steinwild aus der Schweiz an die Benediktenwand umzusiedeln. So sollte frisches Blut in die sehr isoliert lebende Kolonie gebracht werden. Das Genehmigungsverfahren zog sich in die Länge. Im März 2022 erteilten die Schweizer Behörden die Erlaubnis zur Ausfuhr von bis zu zehn Steingeißen und Steinböcken. Das bayerische Landwirtschaftsministerium brauchte ein weiteres Jahr, um ebenfalls seine Zustimmung zu erteilen.
Im April 2023 war es dann so weit. In zwei Viehtransportern reisten ein Bock und sieben Geißen aus dem Wallis an und wurden – bei heftigem Schneefall – an der hinteren Scharnitzalm am Fuß der Benediktenwand wieder in die Freiheit entlassen. Drei Wochen später folgten zwei weitere Böcke.
Neun von zehn Tieren wurden bis Herbst gesehen
Ob das Projekt erfolgreich ist, wird man erst in etwa zehn Jahren sehen können, wenn eine Steinbock-Generation vergangen ist. „Aber bis jetzt läuft es sehr gut“, sagt Morlang. Begleitet wird das Ganze von einem umfangreichen Monitoring. Zweimal im Jahr gibt es Zählungen, dazu zahlreiche Beobachtungstermine. Die ersten Ergebnisse waren vielversprechend. „Neun der zehn Tiere wurden bis in den Herbst gesehen. Sie sind also nicht abgewandert“, sagte Iris Biebach, die das Projekt wissenschaftlich begleitet, als der erste Jahresbericht an Jagdminister Hubert Aiwanger übergeben wurde. Die Tiere seien gut integriert.
Es gab allerdings einen Verlust zu beklagen. Ein Steinbock aus der Schweiz wurde im vergangenen Februar tot in der Nähe der Stiealm am Brauneck gefunden. Der Erfolg des Projekts ist dadurch aber nicht gefährdet, Verluste sind einkalkuliert. Es gab aber auch sehr schöne Nachrichten. „Eine der Schweizer Steingeißen war trächtig“, sagt Morlang. Ob es noch weiteren Nachwuchs gab, werde die Zählung jetzt im Herbst zeigen.
Wir nehmen den Gedanken der Hege sehr ernst.
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Finanziert wird das Projekt durch Spenden, durch die Renate-und-Lutz-Mann-Stiftung und aus Mitteln der bayerischen Jagdabgabe. In diesen Topf fließen die Beiträge, die Jäger beim Lösen des Jagdscheins bezahlen. Es war übrigens nicht die erste Ansiedlung neuer Tiere. 1967 und 1971 zogen Steingeißen und -böcke aus der Schweiz an die Benediktenwand um. Die Tiere kamen gut zurecht – anders als die beiden Geißen aus dem Frankfurter Zoo, die 1970 umgesiedelt wurden. Sie verendeten innerhalb eines Monats.
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Aber ist es nicht ungewöhnlich, dass sich ausgerechnet der Jagdverband für den Aufbau einer Tierkolonie einsetzt, die nicht bejagt werden darf? „Wir nehmen den Gedanken der Hege sehr ernst“, sagt Morlang. „In diesen Rahmen passt das Projekt sehr gut.“ Er blickt mit Spannung den kommenden Jahren entgegen. „Zehn Jahre sind natürlich sehr langfristig. Aber wir bleiben dran, und ich glaube, wir bekommen das hin.“
Die beiden weiteren Preisträger sind der Verein „Rettet die Isar jetzt“ und die Klostergut Schlehdorf Genossenschaft.