Geburtstagsgeschenk für die Isar-Retter: Umweltpreis zum 50.

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Lenggries

Kommentare

Mehr Wasser für den Rißbach, das ist eine Forderung der Notgemeinschaft. Rechts im Bild: Vorsitzender Karl Probst. © arp/Archiv

Drei Umweltpreise wurden am Dienstag im Landratsamt verliehen. Ausgezeichnet wurde unter anderem der Verein „Rettet die Isar jetzt“.

Lenggries – Es ist praktisch ein Geburtstagsgeschenk: Zum 50-jährigen Bestehen geht der Umweltpreis an die Notgemeinschaft „Rettet die Isar jetzt“. Es ist bereits die zweite Auszeichnung dieser Art: 2005 wurde der Verein schon einmal geehrt.

(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Da lag der bis dato größte Erfolg bereits 15 Jahre zurück. Denn nach langem Kampf erwirkte die Notgemeinschaft eine Teilrückleitung der Isar am Krüner Wehr. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde alles Richtung Walchenseekraftwerk umgeleitet. In der oberen Isar sei eigentlich gar kein Wasser mehr geflossen, blickt der aktuelle Vereinsvorsitzende Karl Probst zurück. Der Tölzer Kurier zeigte damals ein Foto des späteren Ehrenvorsitzenden Günther Kick, der am Tag der ersten Rückleitung in freudiger Erwartung in einem Kajak im trockenen Flussbett saß. Mit der Bootstour wurde es freilich nichts. Es dauerte geraume Zeit, bis tatsächlich wieder Wasser in der oberen Isar floss.

Bootfahrverordnung brachte dem Verein neue Aufmerksamkeit und Mitglieder

Nicht immer stand das Schicksal der Isar und ihrer Zuflüsse in den vergangenen Jahrzehnten im Fokus. Probst sieht die Auszeichnung daher auch als Anerkennung dafür, „dass das Thema über all die Zeit hochgehalten worden ist“. Gerade die Debatten über den Erlass der Bootfahrverordnung im Landkreis, die zum Schutz des Wildflusses Regeln für alle Isar-Nutzer mit sich brachte, bescherten der Notgemeinschaft vor wenigen Jahren wieder mehr Aufmerksamkeit. Als Zusammenschluss in erster Linie von Kommunalpolitikern aus den Isargemeinden 1974 gegründet, ist die Notgemeinschaft heute ein breit aufgestelltes Bündnis mit rund 300 Mitgliedern, in dem Naturschützer, Politiker, Flößer, Fischer und sogar ein Kraftwerksbetreiber eine Heimat gefunden haben. Auch die Einstellung der Ranger für die obere Isar geht auf eine Initiative des Vereins zurück.

Mehr Wasser für den Rißbach und die Dürrach

Noch immer kämpft die Notgemeinschaft für mehr Wasser in der Isar. Im Fokus steht dabei die Jachen, vor allem aber auch der Rißbach, dessen Wasser zum Walchenseekraftwerk abgezweigt wird, und die Dürrach, die für die Stromgewinnung ab der Bächentalsperre Richtung Achensee fließt. Hier gab es 2021 einen kleinen Erfolg. Die Tiroler Wasserkraft AG muss seitdem 143 Liter pro Sekunde in der Dürrach belassen. Genug ist das natürlich nicht. „Aber wir können nicht gleich mit der nächsten Forderung kommen. Wenn man immer nur nervt, erreicht man nichts“, sagt Probst.

Online-Petition, um das Walchenseekraftwerk zurück in die öffentliche Hand zu bekommen

Beschäftigen wird den Verein in nächster Zeit das Verfahren zur Neuvergabe der Konzession für das Walchenseekraftwerk. Man werde eine Stellungnahme abgeben, sagt Probst. Wobei fraglich sei, wie viel man tatsächlich bewirken könne. Neben den ökologischen Verbesserungen, die man sich im Zuge der Neuvergabe der Wasserrechte erhofft, möchte der Verein aber auch ökonomisch etwas ändern. Im August wurde eine Online-Petition gestartet. Landtag und Bund sollen dazu gebracht werden, alle Uniper-Wasserkraftwerke zurück in das Eigentum des Freistaats zu überführen – auch das Walchenseekraftwerk, für das es keine Heimfallregelung gibt. „Die Wertschöpfung sollte in der Region bleiben“, sagt Probst.

Zuständigkeit für Folgekosten eindeutiger festlegen

Einsetzen will sich der Verein auch für klarere Zuständigkeiten, wer für Kosten aufzukommen habe. Wer bezahlt für die Kiesabtransporte mit Lastwagen, weil die Isar zu wenig Wasser hat, um das Geschiebe abzutransportieren? Wer für die Schäden, die dadurch an den Straßen entstehen? Wer muss Naturschutzmaßnahmen übernehmen, weil die Isar nicht mehr selbst ihre Kiesflächen von Bewuchs freihalten kann? „Jetzt übernimmt das der Steuerzahler“, sagt Probst und man hört, dass er diese Lösung falsch findet. Langweilig wird es den Isar-Rettern also vermutlich auch in Zukunft nicht werden.

Ebenfalls ausgezeichnet mit dem Umweltpreis wurden das Steinwildprojekt des Kreisjagdverbands und der Hochwildhegegemeinschaft sowie die Klostergut Schlehdorf Genossenschaft.

Auch interessant

Kommentare