Wenn die Isar in ihrem Bett verschwindet: „Manche finden das lustig - die Fische nicht“

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Mit einem Geschenk dankte Karl Probst, Vorsitzender des Vereins „Rettet die Isar jetzt“, Hans-Peter Schanderl für den Vortrag über die Probleme am Krüner Wehr. © ao

Unterhalb des Krüner Wehrs fällt der Isar oft trocken. Das ist - auch für Fische - ein großes Problem.

Lenggries – Die obere Isar gilt als letzte alpine Wildflusslandschaft in Deutschland. Zwischen Krün und dem Sylvensteinspeicher ist die „Reißende“ ein noch weitgehend naturnaher Abschnitt – und krankt doch an den Folgen der menschlichen Eingriffe. Eine große Problemstelle liegt unterhalb des Krüner Wehrs, wo der Großteil des Isarwassers über den Obernacher Kanal in den Walchensee abgeleitet wird.

Obere Isar ist letzte alpine Wildflusslandschaft in Deutschland.

Mit der vom Verein „Rettet die Isar jetzt“ erkämpften Teilrückleitung fließen am Krüner Wehr seit 1990 wieder mindestens 3 Kubikmeter pro Sekunde (cbm/sec) im Winter und 4,8 cbm/sec Isarwasser im Sommerhalbjahr im ursprünglichen Flussbett. Die geringen Restwassermengen können aber den Kies nicht befördern. „Die Folgen sind dramatisch“, sagt Hans-Peter Schanderl. „Seit 1995 ist die Isar hier 43-mal trockengefallen.“ Der 76-Jährige kennt die weniger schönen Seiten des Wildflusses zur Genüge. Als Isarbeauftragter des Kreisfischereivereins Garmisch-Partenkirchen ist er immer dann zur Stelle, wenn die Rest-Isar unterhalb des Krüner Wehr im Kiesbett versickert. Die Unterbrechung schwankt zwischen ein paar Stunden und bis zu fünf Monaten im Jahr.

„Manche finden es lustig, wenn die Isar verschwindet – die Fische nicht“

„Manche finden es lustig, wenn die Isar verschwindet – die Fische nicht“, sagte Schanderl bei der Hauptversammlung von „Rettet die Isar jetzt“. „Dann fliegen die Krähen und picken den Fischen die Augen aus.“ In den Trockenzeiten rücken deshalb die Garmischer Fischer an. Mit einem Elektrofanggerät holen sie die Fische aus den seichten Gumpen und setzen sie flussabwärts wieder ein. Das müsste nicht sein, so Schanderl in seinem Vortrag über den Isar-Interessenkonflikt. „Mit etwas gutem Willen und dem Loslassen von überholten Ansichten wäre eine deutliche Problemreduzierung leicht möglich.“ Schanderl fordert schon seit Jahren ein sogenanntes Ausschotterungsbecken oberhalb des Wehrs von Krün. Dazu gebe es erfolgreiche Modelle der TU München an der Versuchsanlage in Obernach.

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An dem Kiesfang wäre demnach eine Geschiebeentnahme möglich. Ein immer wieder mal diskutierter Umbau des Krüner Wehrs wäre seiner Meinung nach nicht notwendig. Eine gezielte Kiesentnahme oberhalb des Wehrs wäre für die Rest-Isar besser verträglich. Von den Entbuschungsmaßnahmen, die von Zeit zu Zeit mit schwerem Gerät im Isarbett durchgeführt werden, hält Schanderl wenig. „Naturschutz ist wichtig, aber er sollte mit Maß und Ziel erfolgen.“

Forderung nach Kiesfang

Schanderl war lange Jahre Leiter des Walchenseekraftwerks, für dessen Zukunft bekanntlich vor dem Jahr 2030 die Karten neu gemischt werden. Für die Vergabe der Wasserrechte müssen seiner Ansicht nach von allen Seiten Vorschläge gemacht werden, „die auch umsetzbar sind“. Das leistungsfähige Kraftwerk diene nicht nur der nachhaltigen Stromerzeugung, sondern auch dem Hochwasserschutz. Das habe sich beim Pfingsthochwasser 1999 gezeigt, als durch gezielte Überleitungen im Walchensee 32 Millionen Kubikmeter Wasser zurückgehalten wurden.

Betrüger wollen ans Konto von „Rettet die Isar“

Die Finanzen von „Rettet die Isar jetzt“ sind in besten Händen. Das versicherte Andreas Stadler, der zusammen mit Michael Gilgenrainer als Kassenprüfer alle Belege des vergangenen Jahres vor der Hauptversammlung des Vereins durchgesehen hatte. Die einstimmige Entlastung des Vorstands war somit reine Formsache.

Dennoch haben die „Isar-Retter“ manchmal Sorgen um ihr Vermögen. „Im vergangenen Jahr gab es zweimal Angriffe auf unser Vereinskonto“, berichtete der Vorsitzende Karl Probst den Mitgliedern im Alpenfestsaal. Demnach haben Unbekannte gefälschte Überweisungsträger bei einem örtlichen Kreditinstitut eingereicht. Eine gewissenhafte Mitarbeiterin der Sparkasse habe Schlimmeres verhindert. „Wollt Ihr wirklich 5000 Euro an die oder eine andere Person überweisen?“ Dank dieser Nachfrage habe man den versuchten Betrug verhindern können, sagte Probst.

Ein weiteres Mal wollten dubiose Händler aus Norddeutschland teure Armbanduhren mit gefälschten Überweisungen vom Vereinskonto verschachern. Gegen derartige Machenschaften sei die Polizei machtlos, musste Probst erfahren, als er Anzeige erstattete. (Alois Ostler)

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