Neuvergabe der Wasserrechte: „Gute Lösung“ für Walchenseekraftwerk im Auge

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Die Zukunft des Walchenseekraftwerks war ein Thema in der Jahresversammlung des Vereins „Rettet die Isar jetzt“. Vorsitzender Karl Probst hofft weiter, dass der Freistaat die Wasserkraft-Sparte des Betreibers Uniper kauft. Landrat Josef Niedermaier hält dies für unwahrscheinlich. © Uniper

Der Verein „Rettet die Isar jetzt“ bezieht Stellung zur Neuvergabe der Wasserrechte am Walchenseekraftwerk. Dessen Zukunft war ein Thema in der Jahresversammlung.

Lenggries – Die Anliegen von „Rettet die Isar jetzt“ sind aktueller denn je. Der vor 50 Jahren gegründete Verein hat in der Hauptversammlung am Donnerstag einmal mehr klar Stellung bezogen. Der Vorsitzende Karl Probst forderte eine „gute Lösung“ bei der im Jahr 2030 anstehenden Neuvergabe der Wasserrechte für das Walchenseekraftwerk.

Verstaatlichung des Walchenseekraftwerks: Niedermaier hält Vorhaben für „relativ unwahrscheinlich“

Nach Probsts Ansicht „soll der Freistaat Bayern die Chance nutzen“ und die Wasserkraft-Sparte des börsennotierten Konzerns zurückerwerben, der derzeit Uniper gehört. Nach einer finanziellen Schieflage hatte bekanntlich der Bund vorübergehend die Mehrheit der Aktien übernommen. „Ich hoffe noch immer, dass man das Unternehmen zurückkauft, damit man nicht eines Tages mit dem Scheich von Katar als neuem Investor verhandeln muss“, sagte Probst.

Eine Verstaatlichung hält dagegen der Tölzer Landrat für „relativ unwahrscheinlich“. Josef Niedermaier ist selbst Mitglied im Verein und erläuterte im Alpenfestsaal seine Sicht der Dinge. Im Rückblick auf die bayerischen Landtagswahlen im vergangenen Herbst sagte er: „Vor dem Oktober 2023 sind ein paar Politiker rumgelaufen und haben wider besseres Wissen den Kauf des Walchenseekraftwerks versprochen.“ Auch der vielfach zitierte Heimfall – also die Rückübereignung an den Freistaat – komme beim Walchenseekraftwerk nicht infrage, weil dies im Genehmigungsbescheid nicht aufgeführt sei.

Uniper will Walchenseekraftwerk weiterbetreiben

Insbesondere machte Niedermaier deutlich, dass im Hinblick auf das anstehende Verfahren „sowohl von der Politik als auch von Verbänden und Fachgremien viel Schmarrn erzählt wird“. Vor allem werde hier „überhaupt nichts neu ausgeschrieben“. Es sei ein Wasserrecht vorhanden, aber der Genehmigungsbescheid werde sich nicht automatisch verlängern. Wenn jemand anderer als das derzeitige Unternehmen das Walchenseekraftwerk betreiben wolle, „dann muss derjenige Uniper die Anlage abkaufen“.

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Dafür müsse man vorab einen Preis ermitteln. Das sei aber alles andere als einfach, weil noch nicht festgelegt sei, was im neuen Genehmigungsbescheid gefordert werde. Uniper habe mehrfach deutlich gemacht, „dass man das Kraftwerk weiterbetreiben wolle“. Das sei aber noch nicht schriftlich beantragt worden. Entscheidend sei nun – vor allem mit Blick auf Restwassermengen und die Kiestrift – die Frage: Was wollen wir?

Wichtig ist auch Sicht von „Rettet die Isar jetzt“ eine Regionalisierung

„Uns ist wichtig, dass wir zu einem insgesamt guten Ergebnis kommen“, versicherte Karl Probst. Er könne auch „mit Uniper gut leben“. Zu den wichtigsten Punkten bei der Neuvergabe zählen seiner Meinung nach die Restwassermengen und die Durchgängigkeit von Gewässern, „wo es sinnvoll ist“. Zudem fordert Probst ein Geschiebemanagement und eine klare Kostenzuordnung. Das heißt, wer Beeinträchtigungen für die Umwelt verursache, müsse dafür auch finanziell belangt werden können.

Stehpaddler und Gumpenspringer haben an der Isar nichts verloren

Der Verein „Rettet die Isar jetzt“ ist dankbar für die vom Landkreis erlassene Bootsverordnung an der Isar und für den Einsatz der Isarranger, sagte der Vorsitzende Karl Probst. Er machte in der Hauptversammlung im Alpenfestsaal allerdings auf einige „Umsetzungsdefizite“ aufmerksam.

Laut der Verordnung sei das beliebte Gumpenspringen nicht zulässig. Einige gewerbliche Anbieter „wollen aber scheinbar das gleiche Halligalli wie früher“. Auch um das zügige Durchfahren der Stromschnellen schere man sich wenig, hat Probst beobachtet. „Etliche wollen das Vergnügen lieber mehrmals hintereinander.“ Ein Dorn im Auge sind Probst vor allem die sogenannten Stehpaddler. „Dabei hat das Stand-Up-Paddling im seichten Wasser nichts verloren.“ Laut geltender Verordnung seien das ungeeignete Wasserfahrzeuge.

Mit den neuerdings angebotenen Mietbooten werde „ein weiteres Geschäft auf Kosten der Isar gemacht, bei dem sich die Verleiher auch noch den Guide sparen“. Den Hinweis auf die Stehpaddler will Landrat Josef Niedermaier ins Landratsamt tragen. Falls einer der knapp zehn zugelassenen gewerblichen Anbieter bei Bootstouren unangenehm auffalle, „dann ist er über kurz oder lang raus aus dem Geschäft“. Das sei schon zweimal geschehen, sagte der Landrat. Die entsprechenden Genehmigungen werden jedes Jahr neu vergeben.

Wichtig ist aus Sicht des Vereins eine Regionalisierung. „Es dürfen nicht nur die Nachteile an der Region hängen bleiben, sondern auch ein Teil vom Gewinn.“ Die Neukonzessionierung müsse zudem von einer weit reichenden Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden.

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Zum Thema Restwasser berichtete Probst noch von zwei Versuchen im vergangenen Jahr und einer von Uniper in Auftrag gegebenen Studie. Am Rißbach wären demnach drei Kubikmeter pro Sekunde (cbm/sec) erforderlich. „Das ist nicht wenig“, so der Vorsitzende. Trotz dieser Abflussmenge sei eine angestrebte Mindestwasserhöhe im Bachbett von 20 Zentimetern nicht zu erreichen. An der Jachen wäre eine Rückleitung von bis zu 1,3 cbm/sec erforderlich. Diese Menge könne aber vermutlich das Wehr in Leger nicht verkraften. Probst hofft nun auf die Ergebnisse der noch nicht veröffentlichten Uniper-Studie. (ao)

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