Ministerin Kaniber fordert mehr Verantwortung für Frauen in der Kirche – „Sind das Wichtigste“
Als „prominenter Ehren-Gast“ war sie vom Pfarrverband Rottenbuch angekündigt worden: Staatsministerin Michaela Kaniber ist zur „Langen Nacht der Kirche“ gekommen, um sich mit Pfarrer Josef Fegg in einem sehr offenen Gespräch über ihren persönlichen Glauben wie über ihr politisches Wirken zu unterhalten.
Rottenbuch – „Diese Nacht steht unter dem Motto ‚Deus, creator omnium – Gott, der Schöpfer aller Dinge’ und greift damit das Motto des großen Jubiläumskonzertes 950 Jahre Rottenbuch noch einmal auf“, hatte Albrecht Bögle zuvor erläutert und als erster von acht Lektoren mit dem Textvortrag begonnen: „Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde…“ Als danach Pfarrer Fegg und die Ministerin in zwei Sesseln Platz genommen hatten, animierte Fegg das zahlreich erschienene Publikum, Kaniber mit Applaus zu begrüßen.
Schon bei der Ankunft draußen vor der Kirche hatte sich diese offen und nahbar gezeigt. Sie war auch dem einen oder anderen Gespräch mit Kirchenbesuchern nicht abgeneigt. Diese sympathische Haltung sollte sich auch im Gespräch fortsetzen.
Kaniber sprach mit erstaunlicher Offenheit über ihren persönlichen Bezug zu Glauben und Kirche, wobei sie dabei Wert auf eine Differenzierung legte. Als Tochter kroatischer Einwanderer sei sie in einem sehr strengen Glauben erzogen worden. „Ich hätte nie mit meinem ersten Freund zusammenziehen dürfen, ehe wir verheiratet waren“, bekannte sie. Mit diesem sei sie übrigens immer noch verheiratet und habe drei mittlerweile erwachsene Töchter.
Auf die Frage von Fegg zählte sie viele Gemeinsamkeiten auf, die die Heimat ihrer Eltern, Dalmatien, mit der Heimat, in der sie aufgewachsen ist und bis heute lebt, verbindet: Da sei zum einen die wunderbare Landschaft, in Kroatien Berge und Meer, in Bayern Berge und Seen. Dann die Menschen, die zu ihren Traditionen stünden und fest im Glauben verankert seien. „Ich freue mich sehr darüber, hier heute Abend eine so volle Kirche zu erleben“, sagte Kaniber und fuhr fort, das könne man in Kroatien ebenfalls noch antreffen.
„Frauen sind das Wichtigste“
Die Kraft für ihr Amt wachse ihr alleine aus ihrem Glauben zu. „Seit ich Ministerin bin, habe ich tatsächlich keine Freizeit mehr“, gestand sie auf Feggs Frage nach ihren bevorzugten Freizeitaktivitäten. „Man hat sehr lange Arbeitstage, oft bis in die Nacht hinein, und arbeitet meist auch am Wochenende.“
Als der Ministerpräsident ihr das Amt antrug, wollte sie zuerst ablehnen. „Ich sagte ihm sofort, das kann ich nicht! Eine typisch weibliche Reaktion – das würde vermutlich kein Mann sagen.“ Doch Söder habe sie davon überzeugt, dass man in alles hineinwachsen könne. „Außerdem wollte er unbedingt eine Person, die neutral ist und sich so den schwierigen Herausforderungen dieses Amtes unparteiisch widmen kann.“
Von Fegg auf die jüngste Verlautbarung aus der Bischofskonferenz angesprochen, die die Landwirtschaft mehr oder weniger für den schlechten Zustand der Umwelt verantwortlich machte und rigorosere Vorgaben der Politik einforderte, zeigte sich Kaniber kampfeslustig – und stellte sich eindeutig auf die Seite der Landwirte. „Die bayerischen Bauern wirtschaften mit Rücksicht auf die Natur“, erklärte sie. Verantwortung für die Schöpfung habe von jeher ihr Handeln geprägt.
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„Wir haben dieses Land und diesen Boden von unseren Vorfahren bekommen – und wollen ihn intakt an unsere Kinder weitergeben“, das höre sie immer wieder. „Die Bischöfe und Vertreter der Landwirtschaft werden sich aber demnächst zu klärenden Gesprächen treffen“, kündigte sie an. Das sei aus ihrer Sicht auch unbedingt erforderlich. „Und ich würde mir gerne einen ganzen Tag Zeit nehmen, um mit den Bischöfen ein paar landwirtschaftliche Betrieben aufzusuchen – und die Dinge vor Ort zu besprechen“, fügte sie an und bekam heftigen Applaus der Zuhörer.
Ebenso eindeutig Kanibers Haltung in Sachen Kirche und Frauen: „Die Frauen sind das Wichtigste in der Kirche“, erklärte Kaniber zur Verblüffung des Auditoriums. Ihnen müsse unbedingt mehr Verantwortung eingeräumt werden.