Selenskyj sicher: Ukraine kann heiße Phase des Kriegs noch 2024 beenden

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Der ukrainische Präsident Selenskyj sieht eine Chance, Russland noch in diesem Jahr zur Unterzeichnung eines Friedensplans zu bringen. Er pocht dafür auf Unterstützung seiner Verbündeten.

Kiew – Der seit über zwei Jahren anhaltende Ukraine-Krieg bedeutet sowohl für die Ukraine als auch für Russland eine hohe Zahl an Opfern und militärischen Verlusten. Doch während Kiew – wenn auch langsamer, als es sich wünscht – Unterstützung von westlichen Verbündeten zur Verteidigung gegen den Aggressor Russland erhält, spitzt sich die Lage für Putin zunehmend zu. Der Bestand an Waffen schwindet und die Ressourcen, den nötigen Nachschub zu produzieren, fehlen.

Für die Ukraine könnte das eine gute Position für Friedensverhandlungen darstellen. Auch Selenskyj hofft, die „heiße Phase des Krieges“ noch 2024 beenden zu können.

Selenskyj drängt zu mehr militärischer Hilfe für Ukraine von Nato-Staaten: „Entscheidend für Frieden“

Bei seinem Besuch des Europagipfels in Großbritannien pochte der ukrainische Präsident Selenskyj erneut auf mehr Unterstützung anderer Staaten im Krieg gegen Russland. Es müsse einen kollektiven Willen geben, russische Raketen und Drohnen über der Ukraine abzuschießen, sagte er. Dazu sollten westliche Verbündete auch eigene Mittel nutzen.

Russland konnte bei vergangenen Luftangriffen, beispielsweise auf den Militärflugplatz Myrhorod oder die Hauptstadt Kiew, der Ukraine schwere Schäden zufügen. Der Mut von Ländern wie den USA, Deutschland, Großbritannien und Frankreich sowie Polen könne „entscheidend für den Frieden sein“, den die vom Krieg gezeichnete Ukraine anvisiert.

Heiße Phase des Ukraine-Kriegs 2024 beenden? Ukraine äußert Hoffnung auf Friedensplan mit Putin

In einem späteren Interview mit dem Sender BBC erklärte Selenskyj, dass die Ukraine mit der Unterstützung ihrer Verbündeten „versuchen könnte, die heiße Phase des Krieges bis zum Ende dieses Jahres zu beenden“. Um dieses Ziel zu erreichen, könne er sich ein „Format des Friedensgipfels“ vorstellen. Russland wurde zwar nicht zum globalen Friedensgipfel im Juni in der Schweiz eingeladen, doch Kiew hofft, ein Kreml-Vertreter würde an Verhandlungen bei einer Folgetagung teilnehmen.

Ukrainischer Präsident Selenskyj spricht in Kiew
Für einen möglichen Frieden mit Russland sei der Mut von westlichen Verbündeten entscheidend, so Selenskyj bei seinem Besuch in Großbritannien. © IMAGO/Volodymyr Tarasov

Dort wolle man Moskau einen entwickelten Friedensplan vorlegen. Dieser sollte gemeinsam mit den Partnern der Ukraine entworfen werden und „sehr wirkungsvoll“ sein, erhofft sich der ukrainische Präsident. Genauere Angaben, was das Friedensangebot an Putin beinhalten wird, machte er zunächst nicht. Zuletzt nannte Moskau eine Bedingung für einen möglichen Waffenstillstand: Dass die Ukraine die von Russland eroberten Gebiete abtritt. Für Kiew kommen diese Forderungen jedoch nicht infrage.

Mithilfe von westlichen Verbündeten: Kiew will mehr Druck auf Putins Russland ausüben

Um die heiße Phase zu beenden oder womöglich sogar Frieden zwischen den beiden Ländern zu schaffen, müsse hingegen Druck auf Putin ausgeübt werden, fordert Selenskyj. „Damit Russland bereit ist, sich hinzusetzen und über die Beendigung des Krieges nachzudenken“, sagt er im BBC-Interview. Ein geschwächtes Russland auf dem Schlachtfeld würde der Ukraine demnach eine stärkere Position am Verhandlungstisch bringen. Das bedeute jedoch nicht, dass „wir alle Gebiete mit Gewalt zurückgewinnen müssen“. Allein die Macht der westlichen Diplomaten würde helfen, so der ukrainische Präsident.

Schwaches Russland könnte Ukraine bessere Verhandlungsposition bringen: Putins Ressourcen schwinden

Ein geschwächtes Russland auf dem Schlachtfeld zeichnet sich bereits ab. Die großangelegte Charkiw-Offensive wird von vielen Kriegsbeobachtern als gescheitert angesehen, auch fällt es den Truppen von Putin schwer, an einigen Fronten Fortschritte zu erzielen. Auch die Lagerbestände von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen aus den Sowjetzeiten, auf die der Kreml im Ukraine-Krieg zurückgreift, sind endlich, berichten Experten der Zeitung The Economist.

Angst vor Putins Rache: Nato will im Ukraine-Krieg nicht „zu einer Konfliktpartei“ werden

Trotz der mangelnden Ressourcen Russlands bleibt es fraglich, ob die westlichen Verbündeten sich in dem Ausmaß an einem möglichen Kriegsende beteiligen werden, wie es sich Selenskyj erhofft. Zumindest für die Forderung des Abschusses russischer Raketen durch Nato-Verbündete hatten sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz als auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zuletzt abgelehnt. Die Nato wolle nicht „zu einer Konfliktpartei“ werden.

Der Hauptgrund für die Zurückhaltung einiger Nato-Staaten ist die Angst, Russland könnte seine Drohungen, andere Länder anzugreifen, wahrmachen. Immer wieder droht Kreml-Chef Putin mit Eskalation, auch mit Atomschlägen gegen Verbündete der Ukraine. (nbe mit Material von dpa)

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