Neuer „Schock“ für Wirtschaft: Trump-Wahl würde Deutschland empfindlich treffen
Donald Trump könnte der deutschen Wirtschaft einen weiteren Schock versetzten. Die schwache Konjunktur könnte im Falle eines Wahlsieges andauern, warnt eine Studie.
Washington, D.C./Düsseldorf – Ein Sieg Donald Trump bei der US-Wahl am 5. November 2024 hätte drastische Folgen für die deutsche Wirtschaft. Sollte der Republikaner seine Drohungen nach härteren Zöllen umsetzen, könnte das die Wirtschaftsleistung in Deutschland in den zwei Jahren nach Einführung der Handelshemmnisse um etwa ein Prozent schwächen. Das geht aus einer Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung hervor, die am Donnerstag, 17. Oktober, veröffentlicht wurde.
Trump kündigte für den Fall eines Sieges bei der US-Wahl an, Zölle in Höhe von 60 Prozent auf chinesische Produkte einzuführen. Auf Importe aus anderen Ländern sollen die Zölle zehn bis 20 Prozent betragen. Die IMK-Forschenden haben die Folgen der restriktiven Handelspolitik in mehreren Szenarien durchgerechnet. Im ersten Szenario fallen die Zölle für den Rest der Welt niedriger aus, im zweiten betragen diese 20 Prozent. Zusätzlich reagiert China dabei mit heftigen Gegenmaßnahmen, was angesichts des Handelskonflikts aus der ersten Amtszeit des Republikaners zu erwarten ist.
Donald Trumps Zölle könnten als „negativer äußerer Schock“ der deutschen Wirtschaft massiv schaden
Im Falle der harten Zölle und der Reaktion Chinas würde das Bruttoinlandsprodukts (BIP) Deutschlands in den ersten beiden Jahren nach Einführung der Zölle um mehr als ein Prozent niedriger ausfallen als ohne diese Maßnahmen. Danach gehen die Auswirkungen zurück, bleiben laut den Ökonomen jedoch bis zum Ende ihrer Simulation spürbar.

Die Wirtschaftspolitik Donald Trumps könnte zudem die schwache Wirtschaftslage noch andauern lassen. „Ein weiterer negativer äußerer Schock könnte zu einer Verfestigung der aktuellen Stagnationsphase beitragen“, warnt das IMK. Der „Zollschock“ drohe zu einem Zeitpunkt, in dem sich die Industrie noch nicht vom „Energiepreisschock“ in Folge des Krieges in der Ukraine erholt habe und wegen der „aggressiven Industriepolitik“ Chinas und der USA unter Druck stehe.
Im Gegensatz zu Trump: Bei Harris-Sieg drohen deutscher Wirtschaft nur „marginale“ Einbußen
Ähnlich sieht es auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). „Das stagnierende Wirtschaftswachstum in Deutschland bekäme einen weiteren Knüppel zwischen die Beine“, erklärte deren Außenwirtschaftschef Volker Treier IPPEN.MEDIA.
Laut der IMK-Studie wären die Wachstumseinbußen der deutschen Wirtschaft bei einem Wahlsieg von Kamala Harris „marginal“. Auch die Kandidiatin der Demokraten sei „nicht als Verfechterin des Freihandels einzuordnen“. In ihrer Zeit als Vizepräsidentin hat Joe Biden die von Trump verhängten Zölle beibehalten und selbst auf einzelne Güter weitere Zölle gelegt. Deshalb sei vorstellbar, dass sich auch Harris protektionistischer Mittel bediene, jedoch seien umfangreiche Zollerhöhungen von der Demokratin nicht zu erwarten.
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Donald Trumps Zölle würden die Wirtschaft in den USA hart treffen
Die größten Folgen hätte Trumps Politik jedoch in den USA selbst. Zwar wirken sich alle drei Szenarien, auch das von Harris, laut der Studie „wachstumsdämpfend“ aus. Grund sind steigende Konsumentenpreise und die dadurch sinkende Kaufkraft der Privathaushalte. Zudem dürfte die steigende Inflation die US-Notenbank Federal Reserve zu einem restriktiven Kurs veranlassen, was ebenfalls das Wachstum dämpfe.
Besonders im Fall, dass Trump die härtesten Zölle umsetzt und China mit Gegenmaßnahmen reagiert, prognostizieren die Forschenden ein um bis zu vier Prozent niedrigeres BIP Ende 2025. „Im vierten Quartal 2026 wären es sogar mehr als fünf Prozent“, erklärte das Institut. Dabei erreiche Trump sogar sein Ziel, die heimische Produktion zu stärken und nicht mehr auf ausländische Produkte zurückgreifen zu müssen. „Da allerdings die anderen, wachstumshemmenden Effekte für die US-Wirtschaft stärker sind, überwiegen unterm Strich die BIP-senkenden Effekte deutlich“, erklärten die Forschenden.