Trump-Sieg hätte massive Folgen – was Europas Wirtschaft einbüßen müsste
Donald Trump könnte bei einem Wahlsieg hohe Zölle erheben. Die Eurozone fürchtet einen Handelskrieg und negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. Ökonomen warnen vor drastischen Wirtschaftseinbußen.
Washington – Zölle – das sei „das schönste Wort im Wörterbuch“, sagte Ex-Präsident Donald Trump in einem Interview mit Bloomberg. Sollte Trump die US-Wahl Anfang November für sich entscheiden, plant er, hohe Zölle auf ausländische Produkte zu erheben. Innerhalb der Eurozone wächst der Unmut über einen möglichen Handelskrieg, den der Republikaner dadurch entfachen könnte. Die wirtschaftlichen Folgen könnten laut Ökonomen dabei noch gravierender ausfallen als die der jüngsten Energiekrise.

Trump verspricht bis zu 20 Prozent Importzölle auf Produkte aus Europa
Im US-Wahlkampf verspricht Trump Zölle auf alle Waren aus dem Ausland von bis zu 20 Prozent zu erheben, für Produkte aus China sollen sogar bis zu 60 Prozent anfallen. Trump kommentiert im Interview: „Wissen Sie, was hart ist? Die Europäische Union. Sie behandeln uns so schlecht, dass wir ein Defizit haben.“
Während Trumps Präsidentschaft in den Jahren 2017 bis 2021 hatten sich die Handelsbeziehungen zwischen den USA und der Eurozone bereits etwas verschlechtert. Damals noch verzeichnete der Euroraum jedoch das stärkste Wirtschaftswachstum seit einem Jahrzehnt. Nun kämpft die europäische Wirtschaft mit der Stagnation, in Deutschland kommt es in diesem Jahr das zweite Mal in Folge zu einer Rezession. Und auch der Handel zwischen den USA und Europa ist seit Trumps Präsidentschaft stark gewachsen. Ein Wahlsieg Trumps würde laut der Kritiker daher große Konsequenzen für die Wirtschaft im Euroraum haben.
„Schon die Drohung neuer Zölle würde unser Geschäftsklima beeinträchtigen“, sagt Holger Schmieding, Chefvolkswirt von Berenberg in London auf Anfrage von Bloomberg.
Steigende Inflation, beeinträchtigtes Wachstum – Große Konsequenzen für die europäische Wirtschaft
Strenge Handelsbarrieren, wie sie von Trump geplant sind, könnten laut Riksbank-Präsident Erik Thedéen „die Inflation beeinflussen“ und „definitiv das Wachstum beeinträchtigen“, erklärte er auf einer Pressekonferenz. Michael Hart, leitender Devisenstratege bei Pictet Wealth Management, warnt ebenfalls, dass dieses Szenario den Euro schwächen könnte. Er hält eine Parität zwischen Euro und US-Dollar, also einen gleichen Wert beider Währungen, für möglich.
Fachleuten zufolge würde ein Zoll von bereits zehn Prozent auf Produkte aus der Eurozone den Exportwert von 460 Milliarden Euro um ein Drittel reduzieren. Die Produktion könnte sich innerhalb von drei Jahren um 1,5 Prozent verringern – ein Rückgang, der vergleichbar mit den Auswirkungen der jüngsten Energiekrise durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wäre.
Nur leere Drohungen? Das bedeutet ein Wahlsieg von Kamala Harris auf die Zollpolitik
Dennoch sind sich viele Kritikerinnen und Kritiker einig, dass zunächst abgewartet werden muss. Selbst wenn Trump wieder Präsident wird, ist nicht sicher, ob er seine aktuellen Ankündigungen tatsächlich in politische Maßnahmen umsetzt oder ob es bei leeren Drohungen bleibt. Zudem will auch Vize-Präsidentin Kamala Harris an der Politik von US-Präsident Joe Biden bei Wahlsieg weiter festhalten und plant, die bestehenden Zölle auf China nicht nur beizubehalten, sondern möglicherweise weiter zu erhöhen. Ein möglicher Handelskrieg ist damit in beiden Fällen nicht ausgeschlossen. Doch Harris bleibt laut Studie am Ende immer noch die bessere Option für Europa.