Trump eskaliert Handelskonflikt – Was die Autozölle für die deutsche Wirtschaft und EU bedeuten
Trump eskaliert Handelskonflikt – Was die Autozölle für die deutsche Wirtschaft und EU bedeuten
US-Präsident Donald Trump hat 25 Prozent Strafzölle auf EU-Autos beschlossen – ein neuer Tiefpunkt im transatlantischen Handelskonflikt. Welche Folgen haben die „Autozölle“ für Deutschland und die EU?
Washington – Harte Zeiten für Exportnationen: Mit den neuen Strafzöllen von 25 Prozent auf Automobilimporte verfolgt US-Präsident Donald Trump einmal mehr das Ziel, die amerikanische Industrie zu stärken. Besonders deutsche und europäische Autohersteller könnten von dieser Maßnahme empfindlich getroffen werden. Doch wie wirkt sich die zunehmend eskalierende Zollpolitik auf Deutschland und die EU aus?
Donald Trumps Autozölle belasten deutsche Wirtschaft – doch fallen Folgen geringer als gedacht aus?
Deutschland gehört zu den stärksten Autoexporteuren der Welt – die USA sind der größte Abnehmermarkt. Ökonomen in Deutschland warnen deshalb davor, dass die Autozölle die ohnehin geschwächte Konjunktur zusätzlich belasten könnten. „Die Zölle treffen mit dem Auto das wichtigste Exportgut Deutschlands“, erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest gegenüber Reuters. Im Jahr 2023 wurden im Automobilsektor rund 445.000 Fahrzeuge im Wert von 24,8 Milliarden US-Dollar in die USA exportiert. Die daraus resultierenden Preissteigerungen in den USA könnten zu einem Nachfragerückgang führen. Das Problem: Eins zu eins können die Unternehmen die Zusatzkosten nicht auf die US-Verbraucher abwälzen – dennoch dürften die Preise für Fahrzeuge steigen. Der renommierte US-Ökonom Brad Setser warnt in diesem Szenario vor einem Käuferstreik und einem damit verbundenen Konsumeinbruch, der alle Hersteller treffen würde.
Dem widerspricht jedoch Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Der DIW-Präsident erwartet, dass die Nachfrage trotzdem stabil bleiben dürfte. Deswegen seien auch „die unmittelbaren Auswirkungen auf die deutsche Volkswirtschaft als Ganzes erst einmal begrenzt“.
Auch US-Hersteller als Opfer von Trumps Autozöllen? Deutschlands BIP könnte um 0,18 Prozent schrumpfen
Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, geht in einem Kommentar davon aus, dass sich bereits ein Rückgang der Importe um 20 Prozent für die deutsche Wirtschaft „deutlich bemerkbar machen“ würde. Offen bleibt allerdings, inwiefern die US-Konkurrenz um Ford, General Motors und Co. von den Zöllen profitiert. Einerseits sind diese Firmen gleichermaßen von Importen ausländischer Produktionsteile abhängig. Laut Daten der Beratungsfirma Bernstein, aus denen die New York Times zitiert, stammen fast 60 Prozent der verbauten Fahrzeugteile aus dem Ausland.
Andererseits dürften ihre Preiserhöhung moderater ausfallen und somit auf besseres Kundenfeedback stoßen. In der Folge müssten deutsche Marken mit sinkendem Absatz und Gewinnrückgängen rechnen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet als Folge der Autozölle mit einer Abnahme des deutschen Bruttoinlandsprodukts im ersten Jahr um 0,18 Prozent. „Auch wenn die Autoindustrie global sehr sichtbar ist und ein Zollsatz von 25 Prozent im historischen Vergleich sehr hoch ist: Außerhalb Nordamerikas bleiben die gesamtwirtschaftlichen Effekte überschaubar“, erklärt IfW-Ökonom Julian Hinz gegenüber dem Handelsblatt.

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Bei diesem vergleichsweisen moderaten Wert sind allerdings die potenziellen Vergeltungszölle der EU noch nicht berücksichtigt. Ökonomen gehen davon aus, dass auch diese Autozölle negative Konsequenzen für die betroffenen Volkswirtschaften haben werden. Zum Vergleich: Mexiko wird wegen der Zölle Einbüßen von 1,8 Prozent hinnehmen müssen, Kanada 0,6 Prozent.
Deutsche Politiker fordern harte Gegenreaktion – Habeck: „Werden nicht klein beigeben“
Deutsche Politiker reagierten entschlossen auf die Ankündigung Trumps: „Es kommt jetzt darauf an, dass die EU eine entschlossene Antwort auf die Zölle gibt – es muss klar sein, dass wir gegenüber den USA nicht klein beigeben werden“, erklärte etwa Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Der Schritt sei wenig überraschend gekommen, da die EU die Mitgliedsstaaten auf diesen Schritt ohnehin vorbereitet hatte. Ähnliche Reaktionen kamen auch aus der CDU: Die Außenpolitiker Armin Laschet und Norbert Röttgen forderten ebenfalls eine starke Reaktion der EU.
Auch auf EU-Ebene werden die Auswirkungen spürbar sein, da die europäische Autoindustrie aus Zulieferbetrieben und Endproduzenten (OEMs) eng verflochten ist. Laut dem europäischen Automobilherstellerverband ACEA wurden im Jahr 2024 Fahrzeuge im Wert von 38,4 Milliarden Euro in die USA exportiert. Für Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING, ist Trumps Vorgehen ein erheblicher Dämpfer für den zuletzt erst wiedergekommenen Optimismus der eigenen Stärke.
Ursula von der Leyen wählt Doppelstrategie: Gegenreaktion und Verhandlungen statt Eskalation
Auch deswegen will EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf eine Doppelstrategie setzen – statt auf Eskalation. Man werde sich auf eine Verhandlungslösung konzentrieren, die „alle Arbeitnehmer, Unternehmen und Verbraucher in der EU schützen“ solle. Einig sind sich nationale wie internationale Politiker wie Ökonomen allerdings, dass Gegenzölle unvermeidlich sind. Der Chef des Handelsausschusses im Europaparlament, Bernd Lange (SPD), sprach gegenüber dem Handelsblatt etwa von einer „Bereitschaft jetzt hart zurückzuschlagen“. Auch Fuest hält einen „gewissen Gegendruck“ für unverzichtbar: „Das könnte beispielsweise die Ankündigung einer Digitalsteuer sein, die US-Unternehmen hart treffen würde.“ Zölle auf US-Autos machten dagegen keinen Sinn, vielmehr auf jene Wirtschaftsbereiche, deren Sanktionierung auch US-Politiker treffen würden.
Die Wirkung solcher Maßnahmen hatte die EU bereits zu Trumps erster Amtszeit unter Beweis gestellt: Damals erhob sie Zölle auf Whisky, Erdnussbutter und Motorräder – Produkte, die häufig in republikanischen Staaten hergestellt werden. Im Anschluss brachen die Gewinnmargen der betroffenen Branchen ein, und der damalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker einigte sich mit Trump auf ein Ende des Handelskonflikts.