Handelskrieg mit EU? Trumps Zollentscheidung befeuert Sorge in Deutschland

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Trump lässt seine Drohungen wahr werden. Seine Zollentscheidungen könnten auch Folgen für die europäische Wirtschaft haben – insbesondere für die deutsche.

Berlin – US-Präsident Donald Trump macht Ernst: Mit seinen ersten Zollentscheidungen befeuert er Sorge, dass die USA ihren Handelskrieg auch auf die EU ausweiten könnten. Am 2. Februar 2025 verhängte der US-Präsident auf Importe aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada 25 Prozent Zölle, auf alle Einfuhren aus China werden zusätzlich zehn Prozent fällig, nun reagierte das Reich der Mitte mit Gegenmaßnahmen. Ist die EU als Nächstes dran und gerät in einen Zollkonflikt?

Trump macht Zolldrohungen wahr: Habeck telefoniert mit kanadischer Amtskollegin

Vor dem Hintergrund des Zollstreits zwischen den USA und Kanada hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gestern mit seiner kanadischen Amtskollegin, Handelsministerin Mary Ng telefoniert. Ein nordamerikanischer Handelskrieg mit ungewissen Folgen für die Weltwirtschaft ist zumindest vorerst abgewendet. Zwar ließ Trump sich nur wenige Stunden vor dem Inkrafttreten der angedrohten Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada auf Zugeständnisse vor allem zur Grenzsicherung ein. Dafür schob er die Handelsbeschränkungen mindestens 30 Tage auf. 

US-Präsident Trump
Trumps erste Zollentscheidungen haben auch Folgen für die deutsche Wirtschaft. © Ben Curtis/dpa

Dennoch schüren Trumps Zollentscheidungen in der EU Sorge vor ähnlichen Schritten. Zuletzt hatte Trump auch der Europäischen Union mit höheren Zöllen gedroht – und zwar in naher Zukunft: „Ich habe keinen Zeitplan, aber es wird sehr bald sein“, hatte Trump vor kurzem in Washington gesagt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnte Trump nun vor der Einführung neuer Zölle auf Importe aus Europa. Zudem betonte der Präsident, dass die Europäische Union Amerika schrecklich behandelt habe. Die USA hätten ein gewaltiges Defizit im Handel mit der EU. „Also werden wir etwas sehr Beträchtliches mit der Europäischen Union unternehmen“, so Trump, ohne Details zu nennen.

Sorge um Zollkonflikt nach Trumps Entscheidung: Blüht der EU dasselbe Schicksal wie Mexiko und Kanada?

Besonders vor dem Hintergrund, dass Trump die US-Wirtschaft stärken will, sind Zölle als Druckmittel gegenüber anderen Volkswirtschaft denkbar. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos machte Trump abermals seine Zoll-Drohungen deutlich. Er forderte die Unternehmen auf, in den USA erneut mit Zöllen und forderte Unternehmen auf, in den USA zu produzieren. „Amerika ist zurück und offen für Geschäfte“, sagte der Republikaner, der per Video zugeschaltet war. „Wenn Sie Ihr Produkt nicht in Amerika herstellen, was Ihr gutes Recht ist, dann werden Sie ganz einfach einen Zoll zahlen müssen.“ Dieser könne unterschiedlich hoch sein, aber werde letztlich die US-Wirtschaft stärken.

Vor seiner erneuten Amtseinführung hatte Trump von zusätzlichen Zöllen in Höhe von bis zu 20 Prozent für europäische Produkte gesprochen. Dabei sprach er mitunter von deutschen Autos und französischen Genussmitteln wie Champagner oder Käse.

Trumps Zölle wirken sich jetzt schon auf deutsche Autobauer aus

Würde Trump gegen die EU Handelszölle erheben, wäre Deutschland mit am stärksten betroffen. Schon die nun verhängten Zölle gegen Kanada, Mexiko und China treffen insbesondere die deutschen Autobauer hart. Der VW-Konzern würde am stärksten unter den US-Strafzöllen leiden. Das Volkswagen-Werk in Puebla ist laut Website des Autoherstellers das größte Automobilwerk in Mexiko und eines der größten des Konzerns. Im Jahr 2023 wurden dort fast 350.000 Autos produziert, darunter die Modelle Jetta, Tiguan und Taos, die alle für den Export in die USA bestimmt sind.

Um die in Puebla und im US-Werk Chattanooga produzierten Autos mit Verbrennungsmotoren zu versorgen, hat VW im Januar 2013 ein Motorenwerk in Silao im zentralmexikanischen Bundesstaat Guanajuato eröffnet. Auf einer Gesamtfläche von 60 Hektar werden hier mehr als 2500 Motoren pro Tag gefertigt. Insgesamt beschäftigt Volkswagen in Mexiko rund 13.000 Mitarbeiter.

In Kanada baut Volkswagen eine Batteriefabrik in St. Thomas, Ontario, und investiert bis zu 4,9 Milliarden US-Dollar, um die Batterien für seine in Nordamerika verkauften Fahrzeuge zu produzieren. Die Produktion soll 2027 anlaufen.

Trump verhängt Zölle – EU will entschieden reagieren

Zölle verursachten unnötige wirtschaftliche Störungen und trieben die Inflation an, erklärte ein Sprecher der EU-Kommission am Wochenende. Sie schadeten allen Seiten. Die EU werde entschieden auf jeden Handelspartner reagieren, der unfair oder willkürlich Zölle auf Waren erhebe. „Als starker Wirtschaftsraum können wir selber unsere Dinge gestalten und können auch auf Zollpolitiken mit Zollpolitiken reagieren“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz. „Das müssen und werden wir dann auch tun.“

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