Trumps US-Strafzölle drohen EU: Wirtschaftsweise zeigt, wie Vergeltung aussehen sollte

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Wirtschaftsweise Monika Schnitzler will Donald Trumps Strafzölle mit harten Gegenmaßnahmen kontern. Die EU solle mit eigenen Zöllen auf US-Traditionsmarken politischen Druck auf den Senat ausüben.

Hamburg/Washington – Die EU könnte bald das nächste Ziel von Donald Trumps Handelskonflikten werden, nachdem bereits China, Kanada und Mexiko betroffen waren. Der US-Präsident plant, erneut 25 Prozent Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte aus der EU zu erheben. Diese Zölle könnten ab dem 12. März in Kraft treten, falls keine Einigung erzielt wird. Monika Schnitzler, Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, fordert angesichts dieser Drohung eine entschlossene Reaktion der EU mit Vergeltungszöllen.

Wirtschaftsweise Schnitzler attackiert USA und fordert Gegenzölle – „Haben Senatoren besonders getroffen“

Die EU könnte als Gegenmaßnahme gezielt Zölle auf Produkte erheben, die einflussreiche republikanische Senatoren treffen. „Beim letzten Mal waren das Zölle auf Harley-Davidson, auf Bourbon, auf Sojabohnen, die haben einzelne Senatoren besonders getroffen“, erklärte Schnitzler bei einer Veranstaltung im Hamburger Rathaus. Welche Produkte diesmal betroffen sein könnten, ließ sie offen. 2018 hatte die EU als Reaktion auf Trumps Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte (25 bzw. 10 Prozent) Zölle auf Harley-Davidson-Motorräder (25 Prozent) und Whiskey-Exporte in die EU (25 Prozent) verhängt. Diese Maßnahmen führten zu erheblichen Umsatzeinbrüchen bei Harley-Davidson, was das Unternehmen dazu veranlasste, die Produktion nach Thailand zu verlagern.

Trump kritisierte diesen Schritt scharf – und dennoch: Bis heute kämpft Harley-Davidson mit rückläufigen Verkaufszahlen auf dem EU-Markt. Auch Bourbon-Hersteller wie Brown-Forman, bekannt für Jack Daniel’s, erlitten erhebliche Verluste, da Europa ihr größter Exportmarkt war.

Schnitzler verwechselt Sojabohnen mit Erdnussbutter – auch China wiederholt Gegenzölle von 2018

Die EU hatte 2018 keine Zölle auf Sojabohnen erhoben. Schnitzler verwechselte dies vermutlich mit Erdnussbutter, auf die damals ein Zollsatz von 25 Prozent erhoben wurde. China hingegen belegte Sojabohnen mit Zöllen als Reaktion auf die US-Strafzölle. Die Auswirkungen auf die US-Landwirtschaft waren dennoch gravierend, da China etwa 60 Prozent der damaligen Sojabohnenernte abnahm. Chinesische Händler wichen auf günstigere Importe aus Brasilien und Argentinien aus, was zu Milliardenverlusten für US-Landwirte führte, insbesondere im republikanischen Mittleren Westen. Sollte Trump seine Handelsrestriktionen gegenüber der EU erneuern, erhofft sich Schnitzler ähnliche Effekte von neuen Gegenmaßnahmen. Produkte aus republikanischen Hochburgen könnten erneut ins Visier genommen werden, um den Druck auf Trump im Senat zu erhöhen.

Indiens Premierminister Modi in Washington
US-Präsident Trump will auch die EU mit Strafzöllen auf Exporte belegen – folgt darauf eine Gegenmaßnahme? © Alex Brandon/AP/dpa

Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses des EU-Parlaments, erklärte, dass die EU-Gegenzölle neben Jeans auch diesmal wieder Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter betreffen würden. „Wenn wir bis zum 12. März da keine Einigung bekommen haben – wir werden natürlich jetzt verhandeln –, dann wird es ab 1. April diese Gegenzölle geben“, sagte Lange in einer Parlamentssitzung in Straßburg. Derzeit verhandelt die EU-Kommission unter Präsidentin Ursula von der Leyen mit Vertretern der US-Regierung. 2018 konnte der damalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in Verhandlungen mit Trump kein Ende der Zölle erreichen. Erst sein Nachfolger Joe Biden hob die Restriktionen auf.

Schnitzler appelliert an die EU – und will Tech-Giganten um Meta, Apple und Co. zur Rechenschaft ziehen

Schnitzler kritisierte auch die großen US-Tech-Unternehmen, ohne konkrete Namen zu nennen. Sie bemängelte, dass sich die Chefs der Big-Tech-Unternehmen so offensichtlich dem neuen Präsidenten angebiedert haben. „Das zeigt, wie sehr sie darauf zählen, von Trump unterstützt zu werden.“ Daher solle die EU-Kommission die Wettbewerbsverfahren gegen diese Unternehmen nicht einstellen. Diese Worte richteten sich wohl an die EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera, die ebenfalls bei der Veranstaltung anwesend war. Die EU-Wettbewerbshüter haben in den letzten Jahren verstärkt US-Tech-Giganten wie Meta, Apple, Google, Amazon und Microsoft untersucht, denen Wettbewerbsverzerrung, Datenschutzverstöße und unfaire Geschäftspraktiken vorgeworfen werden. 2019 drohte Trump mit Zöllen auf Autos, falls die EU weiterhin hohe Kartellstrafen gegen die Tech-Firmen verhängt.

Trump bezeichnete diesen Vorstoß damals als „unfairen Angriff auf amerikanische Unternehmen“. Nach seiner Wiederwahl im November 2024 suchten die Chefs der Tech-Giganten trotz früherer Kritik die Nähe zu Trump. Kritiker warfen Mark Zuckerberg (Meta), Tim Cook (Apple) und Jeff Bezos (Amazon) vor, sich Trump anzubiedern.

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