Trump an Putins Haken: Warum er die neuen Sanktionen nicht mittragen will

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Donald Trump zieht bei den EU-Sanktionen gegen Russland nicht mit. Stattdessen setzt er auf Annäherung. Das hat wirtschaftliche Gründe.

Washington, D.C. – 20. Mai 2025: Die EU setzt einen russischen Ölriesen auf die Sanktionsliste. Außerdem gelten neue Strafmaßnahmen für 200 weitere Schiffe aus der sogenannten Schattenflotte. Das Ziel dahinter: Russlands Wirtschaft zu schädigen, was dazu führen soll, dass das Land den Ukraine-Krieg nicht im selben Maße weiterführen kann wie bisher. Eigentlich hatten die EU-Anführer darauf gehofft, dass die USA sich anschließen. Diese Hoffnung machte jedoch ein Telefonat zunichte.

Trump will Russland nicht sanktionieren – aus wirtschaftlichen Gründen?

Offenbar sind es die Aussicht auf geschäftliche Beziehungen, die US-Präsident Donald Trump derzeit davon abhalten, sich an der verschärften Sanktionspolitik gegen Russland zu beteiligen. Ein kurzer Rückblick: Am 20. Mai hatte sich die EU dazu entschieden, das 17. Sanktionspaket gegen Russland aufzulegen. Dieses beinhaltet unter anderem Sanktionen gegen weitere Schiffe aus Russlands Schattenflotte. Eigentlich – noch am 8. Mai – hatte Trump zugesagt, ebenfalls neue Sanktionen in Betracht zu ziehen, sollte sich Russland nicht zu einer Einigung mit der Ukraine bemühen.

Donald Trump auf dem Kapitolhügel.
Donald Trump auf dem Kapitolhügel (Symbolfoto). © IMAGO / UPI Photo

Dann aber telefonierte Trump am 19. Mai mit dem Kreml-Präsidenten Wladimir Putin – nur einen Tag vor der EU-Entscheidung. Wie es schon zuvor geschehen war, konnte Putin Trump offensichtlich dazu überreden, die Sanktionen nicht zu verschärfen. Und das, obwohl sich Putin wieder nicht dazu bereit erklärte, eine Waffenruhe mit der Ukraine einzugehen. Ein Vertreter des Weißen Hauses soll der New York Times gesagt haben, dass neue Sanktionen einen negativen Effekt auf Trumps Ziel, die „wirtschaftlichen Möglichkeiten für Amerikaner zu maximieren“, haben könnten.

„Ich glaube, es gibt eine Chance, etwas zu tun“, zitierte die New York Times Trump später. „Und wenn du das machst, könntest du es auch viel schlimmer machen.“ Dabei bezog sich Trump auf die Sanktionen – und fügte hinzu, dass die Zeit, „dass das passiert“, kommen könne. In den sozialen Netzwerken schrieb der US-Präsident nach dem Telefonat, ein Friedensabkommen würde Russland eine „ungeheure Chance“ bringen, viele Jobs und Reichtum zu generieren. Das Potenzial Russlands sei unbegrenzt.

Handel zwischen Großmächten im Verfall – kehren US-Unternehmen zurück nach Russland?

Welche wirtschaftlichen Möglichkeiten das genau sind, ist derweil nicht ganz klar. Der Handel zwischen den USA und Russland ist bereits seit 2014 in einem stetigen Rückgang begriffen. Selbst auf seinem Höhepunkt blieb er weit hinter dem Handel zwischen den USA und beispielsweise China, Japan oder Deutschland zurück. Laut dem Handelsdatenportal Trading Economics lag dieser Höhepunkt im Kahr 2014 – im Mai des Jahres hatten die Exporte der USA nach Russland etwa 12,5 Milliarden US-Dollar betragen.

Gleichzeitig könnten sich US-Unternehmen wieder verstärkt in Russland ansiedeln. Bereits seit Februar ist das eine erklärte Hoffnung in russischen Kreisen – der nationale Wohlstandsfonds ging bereits davon aus, dass ab dem zweiten Quartal 2025 wieder US-Firmen nach Russland zurückkehren könnten.

Ob das inzwischen passiert, steht ebenfalls nicht fest. Einige Firmen hätten zwar entsprechende Prüfungen vorgenommen oder ihre Markenrechte erneuert, aber eine umfassende Expansion von US-Unternehmen nach Russland war bislang nicht zu beobachten. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete in diesem Kontext bereits davon, dass Russland neue Forderungen an westliche Unternehmen stellen könnte, die zurückkehren. Für diejenigen Unternehmen, die in Russland Assets verkauft oder die Operationen angehalten könnten, gibt es hohe Hürden für den Wiedereinstieg. Mitte April ersetzte der Realismus die Rückkehrfreude – noch kein einzelnes Unternehmen hätte zu diesem Zeitpunkt einen Antrag zur Rückkehr gestellt.

Noch ein Tower für Donald Trump – der Grund hinter dem Sanktions-Zögern?

Daneben gibt es aber noch ein Incentive für Trump, Handelsbeziehungen mit Moskau aufzubauen: Ihm steht angeblich der Bau eines neuen Wolkenkratzers, eines Trump Towers mitten in Moskau, in Aussicht. Schon seit Trumps Amtsantritt im Januar sucht der Kreml offenbar nach Möglichkeiten, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Sei es ein Deal über wertvolle Ressourcen in der Arktis, Seltene Erden oder eben ein Hochhaus im Moskauer Finanzviertel – das Ziel ist es, die Meinung der USA zu beeinflussen. Das berichtete die Moscow Times unter Berufung auf russische Regierungsmitglieder, die aber anonym bleiben wollten.

Eine Zustimmung Trumps zu von Russland angeheizten Deals könnte kurz- bis mittelfristig für eine Umgewichtung der Interessen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion sorgen. Wenn Putins Interessen zumindest ansatzweise legitimiert werden (oder er auch einfach neue Sanktionen verhindert), so gilt das bereits als kleiner Sieg für den Kreml.

Pikant daran: Der Trump Tower war schon einmal misslungen. Einem ausführlichen Forbes-Bericht zufolge hätte es bereits während Trumps erster Amtszeit zu einem Deal kommen müssen. 2016 liefen die Verhandlungen zu einem Luxushotel in Moskau, allerdings seien diese geplatzt. „Deal Fatigue“, sagte Donald Trump Junior dazu vor einem Senatskomitee, die Forbes-Autoren nahmen jedoch die Sanktionen ins Visier. Diese hätten nach 2014, also nach dem russischen Überfall auf die Krim, den Immobiliensektor Russlands derartig geschwächt, dass Trumps Gewinne aus dem gebauten Tower zu sehr gemindert worden wären. Ein zweiter Deal sei an Trumps Wahl zum Präsidenten gescheitert. Damals schien der Gedanke daran, dass Trump als Präsident mit russischen Deals in Verbindung gebracht werden könnte, offenbar noch abschreckend.

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