Trump fordert Russland mit neuen US-Sanktionen heraus – „Kann Putin nicht ernsthaft abschrecken“

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Die USA wollen Europa dazu bringen, mehr Gas und Öl zu kaufen. Russland drohte Trump bereits mit neuen Zöllen. Kann das Putin beeindrucken?

Washington, D.C. – Noch am Tag der Vereidigung des neuen US-Präsidenten hat Washington deutlich andere Töne angeschlagen als noch zuvor. Weg von erneuerbaren Energien, zurück zu Fracking und „Drill, Baby“. Neue Russland-Sanktionen sind ebenso möglich wie Strafzölle gegen China, Südamerika und Europa. „Ich denke, er zerstört Russland“, sagte der neue US-Präsident Donald Trump über den Kreml-Chef Wladimir Putin. Dieser müsse dringend einen Deal machen, sonst bekäme Russland „große Probleme“.

Russlands Wirtschaft ist von Energieexporten abhängig – Schaden durch Preisveränderungen?

Unter Trump sollen die USA ihre Kapazitäten bei Öl und Gas deutlich ausweiten und die LNG-Produktion hochfahren. In einem eigens dafür konstruierten Dekret sprach das Weiße Haus davon, die Energie des Landes zu „entfesseln“. Was würde das für Russland bedeuten, das bekanntlich von seinen Gas- und Ölexporten abhängt? Trotz allem dürften Trumps Aufforderungen an die Europäische Union, mehr Gas und Öl aus den USA zu kaufen, nur wenig neuen Druck auf Russland ausüben. Das glaubt jedenfalls der russische Ökonom Andrei Yakovlev. Im Interview mit der WirtschaftsWoche gab er an, dass Russland als Lieferant ohnehin von den meisten europäischen Ländern ersetzt worden ist.

Donald Trump in Washington.
Donald Trump in Washington (Symbolfoto). Die USA wollen Europa dazu bringen, mehr Gas und Öl zu kaufen. Russland drohte Trump bereits mit neuen Zöllen. Kann das Putin beeindrucken? © IMAGO / ZUMA Press Wire

Stattdessen liefere Russland das Öl hauptsächlich nach China und Indien. Europa wiederum hatte sich vor allem Saudi-Arabien zugewandt. „Trotzdem könnte Russland durch Veränderungen auf dem globalen Ölmarkt Schaden nehmen“, erklärte der Ökonom. Wenn etwa der Ölpreis von 80 US-Dollar pro Barrel stark fallen würde, greife das Russlands Exporteinnahmen erheblich an. Saudi-Arabien könnte außerdem die Ölproduktion erhöhen und damit das Angebot auf dem Weltmarkt ausweiten. „Allerdings arbeiten Saudi-Arabien und der Kreml zusammen, um die Preise stabil und hochzuhalten.“

Einige wenige Länder hatten den „Absprung“ nicht rechtzeitig gehabt und arbeiten derzeit daran, dass sie weiter russisches Öl oder Gas einkaufen können. Beispiele hierfür sind Ungarn und die Slowakei.

Neue Zölle sollen Russlands Wirtschaft schwächen – Drohung kann „Putin nicht ernsthaft abschrecken“

Weiterhin hatte Trump bereits damit gedroht, neue Zölle gegen Russland zu verhängen, sollte es nicht bald ein Abkommen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs geben. Yakovlev zeigte sich pessimistisch: „Ich glaube nicht, dass diese Drohung Putin ernsthaft abschrecken kann.“ Der Kreml und sein Diktator befänden sich „in einer vergleichsweise starken Position“, sowohl wirtschaftlich als auch auf dem Schlachtfeld.

Allerdings hat Russlands Wirtschaft derzeit mit enormen Leitzinsen und einer hohen Inflation zu kämpfen. Letztere ist nichts Neues für Russland: Schon in den 2000er Jahren hatte die Inflation im Schnitt bei mehr als zehn Prozent im Jahr gelegen – trotzdem war die Wirtschaft schnell gewachsen.

Was die Situation jedoch grundlegend anders macht, ist der Ukraine-Krieg. Um den zu finanzieren, fährt Russland eine riskante Strategie. Laut einer aktuellen Analyse des Morgan-Stanley-Bankers Craig Kennedy gibt es einerseits Geldflüsse aus dem regulären Haushalt, andererseits zwingt der Kreml Bankinstitute dazu, günstige Kredite an Unternehmen zu vergeben, die mit der Verteidigungsindustrie verbandelt sind. „Dieses Konzept führt dazu, dass der offizielle Staatshaushalt auf einem soliden Niveau bleibt“, zitierte das Finanzmagazin Capital.de Kennedy. „Damit entsteht der falsche Eindruck, dass Russlands Kapazitäten zur Kriegsfinanzierung auf Dauer belastbar sind.“

China geht auf Abstand – Und bringt russische Unternehmen in Bedrängnis

Bei den China-Sanktionen stufte Yakovlev die USA als wesentlich erfolgreicher ein. Aus Sorge vor US-Sanktionen hatten viele chinesische Banken sich im Laufe des Jahres 2024 von Russland abgewandt; sie hatten Zahlungen zurückgehalten oder ganz verweigert. Einige chinesische Häfen verweigern der russischen Schattenflotte gar das Anlegen. Dem Ökonomen zufolge müssen mittelständische Unternehmen jetzt „oft bis zu sechs Monate“ darauf warten, nach Bezahlung ihre ausländischen Lieferungen zu erhalten. Vor dem Krieg waren es vier bis sechs Wochen gewesen. „Sie bezahlen also für etwas, das sie erst ein halbes Jahr später erhalten“. Um die Geschäfte am Laufen zu halten, brauchen sie dementsprechend zusätzliches Geld – was die Nachfrage nach teuren Krediten erhöht.

Der Russland-China-Handel befindet sich trotz allem derzeit auf einem Rekordhoch. Im Jahr 2024 belief sich die Handelsbilanz auf 1,74 Billionen Yuan, umgerechnet etwa 237 Milliarden US-Dollar. Allerdings war das Wachstum der China-Importe nach Russland nicht mehr so hoch wie im Vorjahr. Der andere wichtige Handelspartner Indien sieht sich beim Öl aktuell nach neuen Zulieferern um. Sowohl China als auch Indien haben bewiesen, dass die ideologisch nicht an Russland gebunden sind – sobald es einen billigeren Verkäufer für Öl und Gas gibt, haben die Länder trotz aller BRICS-Bekenntnisse kein Problem damit, umzuschwenken.

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