dm-Chef: Wenn Krankmeldungen sich auf Einkommen auswirken, wäre Krankenstand ein anderer

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Die Debatte um die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag schlägt hohe Wellen. Auch dm-Chef Christoph Werner hat dazu eine klare Meinung.

Karlsruhe - Ende des vergangenen Jahres sorgte unter anderem Mercedes-Chef Ola Källenius für Schlagzeilen, weil er den hohen Krankenstand in der deutschen Belegschaft des Weltkonzerns bemängelte. Tatsächlich ist die Anzahl an Krankmeldungen in der Bundesrepublik seit einiger Zeit spürbar angestiegen; die Krankenkasse DAK meldete im Sommer 2024 sogar ein neues Rekordniveau. Um dem in einer ohnehin stark angespannten Wirtschaftslage entgegenzuwirken, ist eine Debatte um die Streichung der Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag entbrannt.

Vor einem vergleichsweise hohen Krankheitsstand ist auch der Karlsruher Drogerie-Konzern dm nicht gefeit, auch wenn die Anzahl laut Firmenchef Christoph Werner je nach Bereich stark variiert, wie er im Interview mit dem Stern erklärte. Laut dem Sohn des 2022 verstorbenen dm-Gründers Götz Werner würde sich eine Auswirkung auf das Einkommen auf die Anzahl der Krankmeldungen auswirken.

Krankenstand wäre laut dm-Chef ein anderer, wenn sich die Meldung auf das Gehalt auswirkt

Über die Gründe für die stark angestiegenen Krankheitszahlen in Deutschland gibt es mehrere Spekulationen. Unter anderem wird die Corona-Pandemie verantwortlich gemacht, durch die Arbeitnehmer in Bezug auf „mit Symptomen zur Arbeit“ deutlich vorsichtiger geworden sind. Auch die vereinfachte Bürokratie – seit vergangenem Jahr ist die telefonische Krankmeldung möglich – wird als Grund aufgeführt. „Wahrscheinlich ist es von allem ein bisschen“, sagte Christoph Werner im Gespräch mit dem Stern. „Wenn eine Krankmeldung sich auch auf das Einkommen auswirken würde, wäre der Krankenstand in Deutschland ein anderer.“

Christoph Werner, Vorsitzender der dm-Geschäftsführung, hält während des Mitarbeiter-Jubiläumsfestes des dm-drogerie Marktes auf dem Gelände der Messe Karlsruhe eine Rede.
Laut dm-Chef Christoph Werner wäre der Krankenstand in Deutschland ein anderer, wenn sich die Krankmeldung auf das Einkommen auswirken würde. © Christoph Schmidt/dpa

Damit meint der dm-Chef mutmaßlich, dass sich viele Arbeitnehmer zweimal überlegen würden, ob sie sich bei leichten Symptomen bereits krankschreiben lassen. Eben deshalb hatte Allianz-Chef Oliver Bäte gefordert, am ersten Krankheitstag keinen Lohn mehr zu zahlen und damit den sogenannten „Karenztag“ wieder einzuführen. „Grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass menschliches Verhalten neben der Einsicht auch durch die Konsequenzen beeinflusst wird, die es auslöst“, erklärte Werner zu dem Vorschlag. „Wenn unsere Entscheidungen keinen Preis mehr haben, werden sie jedenfalls nicht verantwortungsvoller.“

Karenztag

Als Karenztag wird die temporäre Freistellung von arbeitsrechtlichen Verpflichtungen aus verschiedenen Gründen bezeichnet. Dazu zählt beispielsweise die Geburt eines Kindes, eine Hochzeit oder aber auch die Versorgung von Kindern oder Älteren im Krankheitsfall. Dabei ist der Arbeitgeber in den meisten Fällen von der Lohnfortzahlung befreit.

Anzahl an Krankheitstagen in Deutschland ist nicht unbegrenzt

Zum aktuellen Stand gibt es in Deutschland keinen Anspruch auf Karenztage und der Vorstoß des Allianz-Chefs wurde stark kritisiert. Stattdessen wird der Arbeitnehmer bei einer ordentlichen Krankmeldung von seiner Pflicht befreit und erhalt vom ersten Krankheitstag an weiterhin sein Gehalt. „Im Arbeitsrecht ist es nach wie vor klar und deutlich festgeschrieben, dass bei Krankheit das Gehalt weiterhin vom Arbeitgeber gezahlt werden muss“, heißt es dazu auf arbeitsrechte.de. Allerdings ist die Anzahl an Krankheitstage im Kalenderjahr nicht unbegrenzt; ab 30 Krankheitstagen im Jahr kann es für Arbeitnehmer schlecht aussehen.

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