US-Wirtschafts-Bosse toben wegen Trumps Zöllen: „selbstverschuldeter wirtschaftlicher Atomwinter “

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Donald Trump will den USA mit seinen Zöllen zu neuem Glanz verhelfen. Doch selbst Wirtschaftsbosse aus seinem Land sind alarmiert.

Washington – Mit seinen Zöllen für nahezu die ganze Welt will Donald Trump vor allem die eigene Wirtschaft unterstützen. Mehr Produktion ins Land verlagern, weitere Arbeitsplätze schaffen, so hat es der US-Präsident bei nahezu jeder sich bietenden Gelegenheit wiederholt.

Bei seiner Rede zum selbsternannten „Liberation Day“ sprach Trump davon, die US-Industrie werde wiedergeboren. Von nun an werde Amerika nicht nur „great again“, sondern auch „wealthy again“, das Geld werde also nur so sprudeln. Neben MAGA gesellt sich folglich auch MAWA.

Kritik an Trumps Zöllen: Musk postet Video über freien Markt

Allerdings kommen seine Zölle selbst unter jenen, die laut Trump eben besonders profitieren, nicht uneingeschränkt gut an. Tech-Milliardär Elon Musk, der bereits eine Freihandelszone zwischen Europa und Nordamerika anregte, veröffentlichte am Montag auf seinem Social-Media-Dienst X ein Video, in dem der 2006 verstorbene Ökonom Milton Friedman erklärt, dass selbst an der Produktion eines einfachen Bleistiftes Menschen quer über den Globus beteiligt sind.

In Abwehrhaltung? Donald Trump hält trotz aller Kritik an seinen Zöllen fest. © IMAGO / UPI Photo

„Buchstäblich haben Tausende Menschen zusammengearbeitet, um diesen Bleistift herzustellen. Menschen, die nicht die gleiche Sprache sprechen, verschiedenen Religionen praktizieren, die sich womöglich hassen würden, wenn sie sich je getroffen hätten“, betont der Experte. Einzig die Preisgestaltung habe sie zusammengeführt. Es sei ein Beweis dafür, warum der „freie Markt“ so essenziell sei, denn so werde auch „Harmonie und Friede zwischen den Menschen auf der Welt“ gefördert.

Auch wenn Musk kein Wort zu dem Video postete, dürfte der Adressat klar sein. Aber nicht nur Trumps wahrscheinlich engster Berater bemüht sich um ein Umdenken im Oval Office.

Wirtschaftsbosse contra Trump: Banken-Chef teilt Sorge über Zoll-Folgen mit Aktionären

Jamie Dimon, Vorsitzender der US-Bank JPMorgan Chase & Co., schrieb in seinem Jahresbericht an die Aktionäre: „Die jüngsten Zölle dürften die Inflation erhöhen und lassen viele die Wahrscheinlichkeit einer Rezession befürchten.“ Gerade kurzfristig seien nicht nur Auswirkungen auf importierte Güter zu erwarten, sondern auch auf Inlandspreise, „da die Inputkosten steigen und die Nachfrage nach inländischen Produkten zunimmt“.

Es würden viele Unsicherheiten bezüglich der neuen Zölle bestehen. Seine größte Sorge gelte aber den langjährigen wirtschaftlichen Bündnissen, die womöglich Schaden nehmen könnten.

Jamie Dimon spricht im Gehen mit Reportern
Befürchtet Auswirkungen auch auf die Preise in den USA: Banken-Chef Jamie Dimon (M.) bereitet die Aktionäre auf schwere Zeiten vor. © IMAGO / Newscom World

Trumps Zölle rufen Kritik hervor: „Zerstören vertrauen in unser Land als Handelspartner“

Fondsmanager Bill Ackman twitterte besonders fleißig zum Thema. Der Milliardär betont zwar, die USA stünden hinter Trump, wenn es darum gehe, „ein globales Zollsystem zu reparieren, das das Land benachteiligt hat“. Doch in der Wirtschaft gehe es auch immer um Vertrauen.

„Indem wir jedoch massive und unverhältnismäßige Zölle auf Freunde und Feinde erheben und damit einen globalen Wirtschaftskrieg gegen die ganze Welt gleichzeitig entfachen, zerstören wir das Vertrauen in unser Land als Handelspartner, als Wirtschaftsstandort und als Markt für Kapitalinvestitionen“, gibt Ackman zu bedenken.

Für den 58-Jährigen kommt Trumps Vorgehen sogar einem „nuklearen Wirtschaftskrieg gegen jedes Land der Welt“ gleich. Dadurch würden die USA ihren Ruf in der Welt beschädigen, „und es wird Jahre, möglicherweise Jahrzehnte dauern, ihn wiederherzustellen“.

Donald Trump (l.) und Elon Musk unterhalten sich
Ist es Zeit für das nächste Berater-Gespräch? Elon Musk (r.) ist alles andere als begeistert von Donald Trumps Zöllen. © ROBERTO SCHMIDT / AFP

Weiter plädiert er dafür, dass Trump die Zölle zunächst für 90 Tage aussetzt und diese Zeit genutzt wird, um eine vernünftigere Lösung zu finden. „Andernfalls steuern wir auf einen selbstverschuldeten wirtschaftlichen Atomwinter zu und sollten uns in Sicherheit bringen“, warnt Ackman und beschließt seinen Post mit der Hoffnung: „Mögen kühlere Köpfe siegen.“

Trump rühmt seine Zoll-Politik: „Tun etwas, das seit Jahrzehnten nicht getan wurde“

Der mächtigste Mann der Welt dürfte sich davon kaum angesprochen fühlen. Er nutzte Musks soziales Netzwerk, um den eingeschlagenen Pfad anzupreisen.

„Die Vereinigten Staaten haben die Chance, etwas zu tun, das seit Jahrzehnten nicht getan wurde“, schrieb Trump und fuhr im Duktus eines Predigers fort: „Seid nicht schwach! Seid nicht dumm! Seid keine Paniker (eine neue Partei aus schwachen und dummen Menschen!). Seid stark, mutig und geduldig und wir werden Größe ernten.“

Eine Zoll-Pause ist für ihn keine Option. Während des Besuchs von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu antwortete er im Weißen Haus auf die entsprechende Reporter-Frage: „Nun, das haben wir nicht vor.“

Trump sucht Konfrontation mit China: US-Präsident droht noch höhere Zölle an

Vielmehr setzt der Republikaner auf Konfrontation. Das EU-Angebot für Verhandlungen reiche ihm nicht aus, ließ er wissen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte etwa die gegenseitige Aufhebung aller Zölle auf Industriegüter angeregt.

Gegen China teilte Trump derweil via Truth Social aus. Weil Peking auf seine Zölle mit Vergeltungszöllen in Höhe von 34 Prozent geantwortet habe, stellte er ein Ultimatum bis zu diesem Dienstag. Sollte China den Beschluss bis dahin nicht zurücknehmen, werde er ab Mittwoch zusätzlich Zölle von 50 Prozent verhängen.

„Darüber hinaus werden alle Gespräche mit China bezüglich der von ihnen gewünschten Treffen mit uns abgebrochen“, giftete der 78-Jährige. Immerhin: Verhandlungen mit anderen Ländern würden sofort aufgenommen. Dass auch dabei nach seinen Regeln gespielt wird, versteht sich von selbst. (mg)

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