Wie Trumps „Bauchgefühl“ der deutschen Wirtschaft schaden könnte

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Donald Trump plant bei einer Wiederwahl, stark in die Zinspolitik der US-Notenbank einzugreifen und die Zinsen zu senken. Sein „Bauchgefühl“ könnte gravierende Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben.

Washington - Donald Trumps berühmter Slogan „Make America great again“ zielt darauf ab, Amerika zu „alter Größe“ zu führen. Ganz im Gegenzug dazu plant der Republikaner im Falle einer Wiederwahl eine Währungspolitik, die den US-Dollar eher schwächen als stärken würde. Durch das Eingreifen in die Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und ein vermeintlich „besseres Bauchgefühl“ beim Senken oder Heben der Zinsen will Trump die Handelsbilanz stärken. Wirtschaftsexperten sind jedoch alarmiert: Dieser Ansatz könnte nicht nur die US-Wirtschaft enorm schwächen, sondern zudem weltweite Auswirkungen haben. Auch die deutsche Exportwirtschaft würde davon nicht verschont bleiben.

Donald Trump gibt am 8. August 2024 in Mar-a-Lago eine Pressekonferenz.
Donald Trump auf der Pressekonferenz in Palm Beach am 8. August. © Joe Raedle/AFP

Trumps „Bauchgefühl“ könnte enorme wirtschaftliche Folgen haben - die Geschichte zeigt, wieso

Die Vergangenheit zeigt deutlich, dass politische Eingriffe in die Entscheidungen einer Landesnotenbank problematisch sein können. Ein Beispiel dafür ist der Druck, den der 37. US-Präsident Richard Nixon in den 1970er Jahren auf den damaligen Fed-Chef ausübte, um eine lockerere Geldpolitik durchzusetzen, trotz hoher Inflation. Infolgedessen stieg die Inflationsrate auf etwa 11 Prozent.

Auch im Ausland gibt es warnende Beispiele gegen solche Eingriffe. So griff der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in die Entscheidungen der Zentralbank ein und setzte auf niedrige Zinsen trotz extrem hoher Inflation. Dies trug dazu bei, dass die Türkei heute eine der höchsten Inflationsraten weltweit mit fast 70 Prozent verzeichnet.

Trotz dieser Beispiele vertraut Trump auf sein „Bauchgefühl“. In einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg wird er auf einer Pressekonferenz in Palm Beach zitiert: „Ich denke, dass ich in meinem Fall eine Menge Geld verdient habe. Ich war sehr erfolgreich“, und fügt hinzu: „Und ich denke, dass ich einen besseren Instinkt habe als viele Leute, die in der Federal Reserve sitzen oder dem Präsidenten.“

„Schädliche inflationäre Folgen“: Amerikanische Ökonomen sehen Trumps Bestreben kritisch

Trump ist der Ansicht, dass die Fed die Leitzinsen „ein bisschen zu früh und ein bisschen zu spät“ anpasst. Der Leitzins in den USA befindet sich derzeit auf dem höchsten Stand seit 23 Jahren, und schwankt zwischen 5,25 und 5,5 Prozent. Diese Erhöhung war eine Reaktion auf die hohen Inflationsraten der letzten Jahre. Mittlerweile hat sich der Arbeitsmarkt jedoch abgeschwächt und die Arbeitslosenquote ist gestiegen, was dazu geführt hat, dass einige Ökonomen die Fed seit längerem dafür kritisieren, den Leitzins nicht zu senken. Selbst harte Kritiker der aktuellen Leitzinspolitik betrachten jedoch ein direktes Eingreifen der Politik als unzulässig.

Der Chefökonom der aktuellen Regierung unter Joe Buden warnt in diesem Kontext auf der Online-Plattform X vor „schädlichen inflationären Folgen, wenn man diese Lektion ignoriert“:

Kamala Harris, die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, hat sich zu diesem Thema ebenfalls geäußert und versichert, dass sie die Unabhängigkeit der Fed niemals antasten würde. Analysten gehen davon aus, dass die Fed Mitte September die Zinsen senken könnte, was den Demokraten zugutekommen würde, da viele Amerikaner ihnen derzeit die Schuld für die wirtschaftlichen Probleme im Land geben. Trump hingegen spricht sich zwar ebenfalls für eine Zinssenkung aus, möchte diese jedoch erst nach seiner möglichen Wiederwahl umsetzen.

Weitreichende Folgen für Deutschlands Exportwirtschaft - hohe Inflationsraten in den USA

Die möglichen Folgen für Deutschland erläutert der Spitzenökonom Volker Wieland in einem Bericht des Handelsblatts: „Die deutsche Wirtschaft ist im internationalen Vergleich äußerst exportabhängig“, betont er, „dementsprechend führen Änderungen der Auslandsnachfrage zu erheblichen Schwankungen im deutschen Exportsektor.“

Sollte der Leitzins in den USA drastisch gesenkt werden, hätte dies Auswirkungen auf den US-Dollar. Ein schwächerer Dollar könnte die US-Exporte ankurbeln und die Importe verringern, da US-Waren im Ausland günstiger und importierte Waren in den USA teurer würden. Dies könnte der US-Handelsbilanz kurzfristig zugutekommen. Langfristig könnte eine solche Zinssenkung jedoch zu höherer Inflation führen, da die Nachfrage im Inland angeheizt wird, was die Preise steigen lassen könnte. Der Leitzins müsse darauf wieder angepasst werden und die Wirtschaft würde wieder geschwächt.

Für Deutschland, das stark von den USA als Exportmarkt abhängig ist, könnten die Auswirkungen eines schwächeren Dollars gravierend sein. Deutsche Produkte würden in den USA teurer werden, was die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exporte verringern könnte. Dies könnte zu einem Rückgang der Exporte nach Amerika führen, was wiederum negative Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft hätte.

Höhere Importzölle auf ausländische Produkte: Deutsche Wirtschaft würde weiter geschwächt werden

Auch Trumps Pläne, höhere Zölle auf Importe zu erheben, schaden der deutschen Wirtschaft und führen zu einem Anstieg des Wechselkurses. Um dies auszugleichen, müsste die Fed ihre Zinsen stärker senken, was jedoch schwierig wäre, wenn die Fed unabhängig bleibt. Laut den Ökonomen der DZ Bank im Handelsblatt könnte die Inflation im kommenden Jahr auf 4,5 Prozent steigen, falls Trump mit einem klaren Sieg der Republikaner durchsetzen kann – fast zwei Prozentpunkte höher als derzeit prognostiziert.

Larry Summers, der frühere Finanzminister, bringt es auf den Punkt: „Wenn sich die Regierung eines Landes nicht um den Wert ihres Geldes kümmert, warum sollte es dann jemand anderes tun?“ Er betont weiter, dass „die Erhöhung von Zöllen und die Abwertung des Dollars selbst auferlegte Angebotsschocks“ sind. Dies würde die weltweit wichtigste Währung erheblich schwächen.

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