Anwalt zur US-Wahl: Unter Trump könnten deutsche Firmen „erheblich profitieren“

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Trump gegen Harris: Deutsche Firmen könnten von einem Wahlausgang „erheblich profitieren“

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Bei der US-Wahl tritt Kamala Harris gegen Donald Trump an. Wer ist besser für die Wirtschaft? © Evan Vucci/dpa, Manuel Balce Ceneta/dpa

Bei der US-Wahl geht es in diesen Wochen Schlag auf Schlag. Wer wird am Ende Präsident oder Präsidentin der USA? Und welche Person wäre für die Wirtschaft besser? Experten geben Auskunft.

Washington – Mit dem Rücktritt von Joe Biden aus dem Rennen um die US-Wahl im November sind die Karten neu gemischt worden. Kamala Harris tritt nun aller Voraussicht nach gegen Ex-Präsident Donald Trump an. Aus Sicht der westlichen Verbündeten im Kampf gegen die Autokraten Wladimir Putin in Russland und Xi Jinping in China wäre eine Harris-Präsidentschaft zu begrüßen. Aus rein wirtschaftlicher Sicht bietet aber auch eine zweite Trump-Amtszeit ihre Vorteile.

Harris vs. Trump bei der US-Wahl: Unternehmen brauchen Planungssicherheit

„Eine Harris-Präsidentschaft würde Kontinuität für den Standort USA bedeuten, indem sie die Wirtschaftspolitik der Biden-Administration fortsetzt“, erklärt der Anwalt Manny Schoenhuber im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. Schoenhuber ist Rechtsanwalt für internationales Recht in Houston, Texas, wo er europäische Firmen bei der Expansion in die USA unterstützt. „Unternehmen könnten mit mehr Planungssicherheit rechnen, da keine drastischen Veränderungen oder Unsicherheiten zu erwarten sind, wie sie möglicherweise unter einer Trump-Präsidentschaft auftreten könnten“, so seine erste Einschätzung. Planungssicherheit und Kontinuität – zwei Wörter, die die Wirtschaft gerne hört.

Vor allem, wenn es um den Inflation Reduction Act (IRA) geht, könnten sich deutsche Unternehmen über den Erfolg von Kamala Harris freuen. Der IRA lockt immer mehr europäische und vor allem deutsche Firmen in die USA, da dort Bedingungen geschaffen wurden, mit denen die EU nicht mithalten kann. Unter dem von Biden eingeführten IRA werden Firmen subventioniert, die Zukunftstechnologien und grüne Energien ins Land bringen. Harris würde diesen nach Ansicht von Schoenhuber beibehalten. „Anpassungen könnten erfolgen, aber der Kern des IRA bleibt bestehen.“

Anders wäre das bei einer zweiten Trump-Amtszeit. Nach Angaben der Financial Times, die sich auf Personen in Trumps Wahlkampfteam beruft, würde Trump den IRA massiv einstampfen, sollte er im November gewinnen. Das sorgt schon jetzt für Unsicherheit in der US-Wirtschaft, da nicht klar ist, ob jetzt versprochene Fördergelder wirklich fließen werden. Entsprechend rät auch Schoenhuber seinen Mandanten aktuell von einer „abwartenden Haltung“ eher ab. Das, was jetzt ist, könnte morgen schon wieder vorbei sein.

Inflation Reduction Act in den USA: Für die EU ein zweischneidiges Schwert

Ohnehin rät Manny Schoenhuber deutschen Firmen aber nicht, ausschließlich wegen des IRA in die USA zu kommen. „Meinen Mandanten rate ich, die Vorteile des IRA auf föderaler Ebene zu nutzen, wo möglich, aber die meisten finanziellen Anreize werden auf regionaler und lokaler Ebene in den einzelnen Bundesstaaten angeboten. Der IRA sollte nicht der treibende Faktor einer Expansion sein, aber auch nicht ignoriert werden.“

Der Rechtsberater Manny P. Schoenhuber rät deutschen Unternehmen, nicht bei der US-Expansion zu warten.
Der Rechtsberater Manny P. Schoenhuber rät deutschen Unternehmen, nicht bei der US-Expansion zu warten. © Privat

Der IRA ist für die europäische Wirtschaft zu einem zweischneidigen Schwert geworden, wie auch die Hans-Böckler-Stiftung in einer neuen Untersuchung schreibt. „Das Verhältnis der Europäer zum IRA ist ambivalent: Auf der einen Seite begrüßen sie, dass die US-Regierung erstmals ernsthaft versucht, die Treibhausgasemissionen der USA drastisch zu senken. Gleichzeitig befürchten sie aber, dass die von den Amerikanern gewählte Vorgehensweise [...] Industrien und Arbeitsplätze in Europa gefährdet.“ Aus rein wirtschaftlicher Sicht würde eine Harris-Präsidentschaft also die EU weiter herausfordern und eine Antwort auf das IRA abverlangen, um Industrien zu halten. Trump könnte dem ein Ende bereiten – und Europa damit eine Chance bieten, grüne Industrien zu halten oder gar zurückzugewinnen.

Sollte Trump bei der US-Wahl gewinnen: Eine Chance für deutsche Firmen in den USA

Eine Trump-Präsidentschaft hätte hingegen Vorteile für deutsche Unternehmen, die bereits jetzt in den USA angesiedelt sind oder über eine Expansion nachdenken. Trump würde einen harten „America First“-Kurs fahren und Zölle auf alle ausländischen Importe erheben – nicht nur auf chinesische. „Initiativen wie ‚Buy American‘ und ‚Made in America‘ sowie das De-Coupling von China und das On-Shoring würden verstärkt“, schätzt der Anwalt Schoenhuber. Und: „Ausländische Unternehmen, die ihre Produktion in die USA verlagern, könnten erheblich profitieren und potenzielle Strafzölle umgehen.“

Das sieht auch Thomas Enck, Managing Director bei der Beratungsfirma FTI-Andersch, so. Im Interview mit der Fachzeitschrift Produktion erläutert er, wie die von Trump bevorzugten Abschottungs-Tendenzen vorteilhaft sein können für deutsche Unternehmen. „‚America first‘ ist letztendlich auch eine Art Konjunkturprogramm für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau“, sagt er. Denn noch immer seien es deutsche Unternehmen, die in dieser Branche in den USA führend seien. Wenn es Trump also darum gehen würde, mehr in den USA zu produzieren, „braucht man dazu Maschinen in bestmöglicher Qualität. Hier ist auch und gerade der deutsche Maschinenbau gefragt“, so Enck.

Doch birgt Donald Trump im Weißen Haus auch Nachteile. Ein ganz großer Faktor: Die Unsicherheit, die eine Trump-Administration ausstrahlen würde, wäre toxisch für die Wirtschaft. Sollte der Eindruck entstehen, dass die USA nicht mehr verlässlich sind oder sich Bedingungen von einem Tag auf den nächsten ändern, werden Investoren zurückhaltend sein. Das alleine wäre bei Harris sicher anders.

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