Trump gewinnt „Influencer-Wahl“: Brauchen die Demokraten nun ihren eigenen Joe Rogan?
Kamala Harris ist Donald Trump bei der US-Wahl auch deshalb unterlegen, weil viele Influencer zum Republikaner halten. Das eröffnet eine neue Debatte der Demokraten.
Washington, D.C. – Kamala Harris ist krachend daran gescheitert, von der Vize-Präsidentin zur ersten US-Präsidentin aufzusteigen. Überraschend deutlich unterlag die Demokratin bei der US-Wahl gegen Donald Trump, der sich nun auf seine zweite Amtszeit einstimmen kann. Derweil stellt sich im Lager von Harris und Noch-Staatsoberhaupt Joe Biden die Frage, woran die Niederlage festzumachen ist.
Bekannt ist, dass Trump vor allem bei weißen Männern punktete. 60 Prozent von ihnen gaben dem Republikaner ihre Stimme, nur 37 Prozent wählten Harris. Mit 34 Prozent machen sie die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe aus – nach weißen Frauen mit 37 Prozent. Auch bei denen setzte sich Trump mit 53 Prozent zu 45 Prozent durch.
Die einzige Altersgruppe, die vermehrt für den 78-Jährigen stimmte, waren die 45- bis 64-Jährigen, die 35 Prozent aller Wähler ausmachen. Hier lag er mit 54 Prozent zu 44 Prozent vor Harris.
Trump und die US-Wahl: Republikaner im Gegensatz zu Harris in Rogan-Podcast zu Gast
Als entscheidend wird in den USA vor allem die Unterstützung mächtiger Influencer für Trump angesehen, weshalb von der ersten „Influencer-Wahl“ die Rede ist. Dabei fällt vor allem der Name Joe Rogan. Der Mixed-Martial-Arts-Kommentator und Stand-up-Comedian führt einen der meistgehörten Podcasts weltweit, der auf den Namen „The Joe Rogan Experience“ hört.
Im Vorfeld der US-Wahl waren Trump, sein Vize-Präsidentschafts-Kandidat J.D. Vance und auch sein wichtiger Unterstützer Elon Musk in verschiedenen Folgen bei Rogan zu Gast. Auch um ein Gespräch mit Harris bemühte sich der 57-Jährige, doch es kam letztlich nicht zustande.
Zwar war Rogan bislang nicht als Supporter der Republikaner bekannt. Diesmal sprach er sich jedoch kurz vor dem Wahltag für Trump aus, nachdem er sich zuvor noch über ihn lustig gemacht hatte. Harris erhielt ihrerseits zwar Unterstützung von Prominenten wie Taylor Swift oder Beyoncé, doch augenscheinlich genügten deren Reichweite und Einfluss auf ihre Fans nicht, um ihren Kontrahenten auszustechen.
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Trump wird wieder US-Präsident: Podcast-Besuch bei Rogan überzeugt viele Studenten
Auch The Hollywood Reporter hielt fest, dass rückblickend deutlich werde, wie Trumps McDonald’s-Besuch in Pennsylvania samt Interaktion mit den Kunden und sein dreistündiges Gespräch mit Rogan, bei dem er sich für seine Verhältnisse normal gegeben habe, deutlich effektiver gewesen seien als die Auftritte von Hollywood-Stars an der Seite von Harris. Hinzu komme, dass eben viele Wähler ihr Leben nicht mit den Werten der Stars assoziieren würden.
Interessant auch: NBC-Reporter Gadi Schwartz betonte am Wahlabend, dass überraschend viele Studenten an der Arizona State University erklärt hätten, welche Rolle der Rogan-Podcast mit Trump bei ihrer Wahlentscheidung gespielt habe. Zudem hätte es ihnen zufolge wahrscheinlich Einfluss auf ihre Stimme gehabt, wenn auch Harris bei Rogan zu Gast gewesen wäre.
Trump und die Influencer: „Liberale müssen eigenen Joe Rogan erschaffen“
Der Journalist Ryan Grim sagte im Gespräch mit Mehdi Hasan vom Medienunternehmen Zeteo: „Ich hoffe, das war das letzte Mal, dass ein Kandidat der Demokraten Nein zu Joe Rogan sagt.“ Auf den Einwand des Moderators, die Demokraten bräuchten ihren eigenen Joe Rogan, entgegnete er: „Sie hatten ihren eigenen Joe Rogan. Er unterstützte Bernie Sanders 2020.“ Der für demokratischen Sozialismus einstehende unabhängige Politiker hatte vor vier Jahren bei den demokratischen Vorwahlen gegenüber Biden klar den Kürzeren gezogen.
Derweil glaubt Elie Mystal nicht, dass es Harris geholfen hätte, als Gast bei Rogan aufzutreten. Auf X schrieb der Autor und politische Kommentator: „Die Liberalen müssen ihren eigenen Joe Rogan erschaffen. Jemanden, der zu den Leuten spricht, die er anspricht, ohne jemand zu sein, der gerne die Hintern von Milliardären wie Elon Musk küssen will.“
Influencer bei der US-Wahl: Mehrheit der Hörer vom Rogan-Podcast wollte für Trump stimmen
Die Debatte darüber, ob die Demokraten künftig auch einen Influencer auf die Bürger loslassen sollten, der die unentschlossenen Wählerschichten erreicht, scheint bereits Fahrt aufzunehmen. Zwar sind 80 Prozent der Zuhörer des Influencer-Königs laut Edison Research männlich, insgesamt 35 Prozent halten sich selbst jedoch für unabhängig, stehen also keiner der beiden großen Parteien besonders nahe.
Während vor der US-Wahl nur 26 Prozent der Rogan-Follower angaben, definitiv oder wahrscheinlich für Harris zu stimmen, waren es hinsichtlich Trump 54 Prozent. Immerhin 16 Prozent hatten sich aber noch nicht entschieden.

Harris und die Influencer: „Rechte pflegen symbiotische Beziehung zu alternativen Medien“
Taylor Lorenz ist jedoch skeptisch, dass es für die Demokraten erfolgversprechend wäre, Influencer zu kreieren. In einem Artikel für das unabhängige Medium User Mag schrieb die Journalistin: „Während die Rechte jahrelang eine symbiotische Beziehung mit alternativen Medien gepflegt hat, ist es der Linken nicht gelingen, so etwas nachzuahmen. Es gibt einfach keine progressiven Content-Ersteller mit Rogans kulturellem Einfluss und seiner Online-Fangemeinde, und ein kurzer Blick auf die Podcast-Charts oder Trendkanäle auf YouTube zeigt die Diskrepanz zwischen der Reichweite konservativer und progressiver Content-Ersteller im Internet.“
Erschwerend komme hinzu: „Linke Kanäle erhalten keine umfassende finanzielle Unterstützung von Milliardären oder großen institutionellen Spendern, vor allem weil linke Content-Ersteller eine Politik unterstützen, die völlig im Widerspruch zu den Wünschen der Milliardäre steht.“ (mg)