„Abschottungs-Tendenzen“: Deutscher Maschinenbau wird von US-Wahl direkt beeinflusst

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Die deutsche Maschinenbau-Branche kämpft mit äußeren Einflüssen. Die Exporte in Drittstaaten gehen stark zurück. Wieso auch die US-Wahl einen direkten Einfluss auf die Konjunktur hat.

Wiesbaden – Die deutsche Exportwirtschaft verzeichnet einen weiteren Einbruch im Handel mit Nicht-EU-Staaten. Aktuelle Zahlen vom Statistischen Bundesamt zeigen, dass der deutsche Export in Drittstaaten im Juni im Vergleich zum Vormonat um 2,6 Prozent gesunken ist. So wurden ins EU-Ausland kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 58 Milliarden Euro exportiert. Im April waren es noch 62,6 Milliarden Euro gewesen. Besonders stark im Exportgeschäft: Die USA. Sie sind auch das wichtigste Exportland der Maschinenbaubranche. Die anstehende US-Wahl wird daher auch hierzulande großen Einfluss nehmen.

Wichtigster Handelspartner weiterhin USA – gefolgt von China und Großbritannien

Im Juni waren für deutsche Firmen die Vereinigten Staaten der wichtigste Handelspartner. Waren im Wert von 13 Milliarden Euro wurden in die USA geliefert, wenngleich die Exporte im Vorjahresvergleich um 6,2 Prozent gesunken sind. Auch die Auslieferungen nach China in der Höhe von acht Milliarden Euro stagnieren um knapp zehn Prozent weniger als noch im Vorjahresmonat. Dies verhält sich auch gleich bei den Exporten ins Vereinigte Königreich, gab es doch mit 6,5 Milliarden Euro um fast vier Prozent weniger Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahr.

Maschinenbauer
Ein Mitarbeiter eines Maschinenbauers schneidet mit einem Trennschleifer Metall. Die deutsche Maschinenbau-Branche kämpft mit äußeren Einflüssen. (Symbolbild) © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Die USA sind laut Branchenverband VDMA der größte Einzelmarkt der deutschen Maschinenexporteure. Die Nachfrage schwächelte leicht zum Ende des vergangenen Jahres – und das, obwohl in der Maschinen- und Anlagenbaubranche sowieso schon Unsicherheit vorherrscht. In 2023 insgesamt kam es zu einem zweistelligen Plus von nominal 12,6 Prozent, im ersten Quartal 2024 fiel das Wachstum mit nominal 2,1 Prozent jedoch viel geringer aus.

„Abschottungs-Tendenzen“ der USA könnten für Deutschland auch positiv sein

„Historisch waren die USA immer der stärkste Partner, was den Maschinenexport angeht“, so Thomas Enck, Managing Director vom Beratungsunternehmen FTI-Andersch. Nur kurze Unterbrechungen wie die Lehman-Krise hätten kurzfristig zu einem Einbruch geführt. Große Krisen wie die Corona-Pandemie könnten der Branche aber auch durchaus gelegen kommen – wenn man sie denn als Chance sieht. Während der Corona-Pandemie etwa, als sich China abschottete, mussten Werke anderswo mit Maschinen aufgerüstet werden. Maschinen, die der deutsche Maschinen- und Anlagenbau liefere.

In Hinblick auf die USA ortete Enck eine Trendwende: „Abschottungs-Tendenzen, wie sie aktuell die USA betreiben“ könnten auch positive Auswirkungen haben. So seien die Amerikaner zwar bei Hightech-Militärequipment und Hightech-Software vorne, aber „im klassischen Maschinenbau ist aber nach wie vor die deutsche Industrie führend“. Geht es also in Zukunft darum, dass Produkte innerhalb Amerikas hergestellt werden, braucht man dort auch qualitative Maschinen. „Hier ist auch und gerade der deutsche Maschinenbau gefragt“, so Enck.

Die US-Wahl könnte sich auf die Maschinenbau-Branche in Deutschland auswirken

Ob eine Wiederwahl von Donald Trump negative konjunkturelle Auswirkungen in Deutschland haben könnte, sei „aus heutiger Sicht nicht genau zu prognostizieren“. Vielmehr sei das Verhalten von Investoren zu beobachten. Sollten sich diese in Zurückhaltung wiegen, würde das „mutmaßlich auch den Maschinenbau unmittelbar in der Nachfrage betreffen“. Trotzdem erinnert Enck daran, dass „eine bereits eingetretene Krise unter Umständen von Vorteil sein kann“. Unternehmen richten ihre Investitionsentscheidungen eher nicht nach Wahlen aus. Auch bei einer Wiederwahl von Trump sehe er daher „auch keinen plötzlichen Investitionseinbruch“.

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