Trumps Zölle treffen eine deutsche Branche besonders hart – und zwar nicht die Autoindustrie

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Die von Donald Trump angekündigten Zölle könnten die deutsche Industrie erheblich belasten, insbesondere im Südwesten Deutschlands. Erste Vorkehrungen für verschiedene Szenarien werden getroffen.

Stuttgart – Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle belasten nicht nur die deutsche Autoindustrie, sondern auch die Pharmabranche. Neben möglichen 25-Prozent-Zöllen auf Autoimporte sprach Trump auch von Abgaben auf Pharma-Produkte, über die er sich Anfang April konkret äußern möchte. Für die deutsche Pharmaindustrie, deren Exporte in die USA milliardenschwere Einnahmen generieren und sogar den Autosektor übertreffen, wäre das ein schwerer Schlag. Besonders betroffen könnten Arzneimittelhersteller wie Boehringer Ingelheim, Merck oder Bayer sein – sie bereiten sich auf den Ernstfall vor.

Trumps Zölle könnten vor allem den Südwesten von Deutschland treffen

Ein Viertel der deutschen Pharmaexporte geht in die USA. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts von 2023 zeigen, dass Pharmaprodukte im Wert von 26 Milliarden Euro exportiert wurden, darunter Arzneien und Medizintechnik. Den größten Anteil davon, etwa drei Viertel, machen Impfstoffe und sogenannte immunologische Produkte aus. Diese könnten außerdem unter dem neuen Leiter des Gesundheitsministeriums etwas kürzer kommen, da der in der vergangenen Woche ernannte Minister Robert F. Kennedy Junior als Impfskeptiker bekannt ist. Zusammen mit den bevorstehenden Zöllen auf Aluminium- und Stahlimporte, sowie den angekündigten Autozöllen drohen der deutschen Wirtschaft Kosten in Milliardenhöhe.

Ein großer Teil des Umsatzes der deutschen Pharmaindustrie entfällt auf die USA – Trumps Zolldrohungen könnten den Sektor stark treffen.
Ein großer Teil des Umsatzes der deutschen Pharmaindustrie entfällt auf die USA – Trumps Zolldrohungen könnten den Sektor stark treffen. © Imago/MaurizioxGambarini

Das Bundeswirtschaftsministerium meldete auf Anfrage des Handelsblatts, dass noch unklar sei, wie sich US-Zölle auf den Medikamenten-Sektor auswirken könnten. Es hänge von den konkreten Maßnahmen Trumps ab – welche Medikamente er einschließe, ob Vorprodukte betroffen seien und ob Ausnahmen für lebenswichtige Medikamente gelten würden, wie viele in der Branche vermuten.

Laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) setzen Trumps mögliche Zölle vor allem den Südwesten Deutschlands unter Druck. In Baden-Württemberg machte der Export in die USA etwa sieben Milliarden Euro des Umsatzes aus, wie der Landesvorsitzende des Verbands der Chemischen Industrie, Martin Haag, bestätigte. Der amerikanische Markt sei im Südwesten ein „sehr, sehr bedeutender“, ergänzt er. Eine Studie des ifo-Instituts geht davon aus, dass Zölle in Höhe von 25 Prozent zu einem Umsatzeinbruch von 30 Prozent führen könnten.

Deutsche Pharmaindustrie bereitet sich auf Trumps Zolldrohungen vor – diese Unternehmen könnten besonders betroffen sein

Offiziell machen viele der Arzneihersteller noch keine detaillierten Aussagen über mögliche Pläne, sollten Trumps Zölle umgesetzt werden, doch viele arbeiten bereits an Lösungen für verschiedene Szenarien. Einer der Konzerne, die besonders betroffen sein könnten, ist Boehringer Ingelheim mit Sitz in Mannheim, dessen Umsatz in den USA im Jahr 2023 rund 40 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachte. Auf Anfrage des Handelsblatts äußerte der Konzern, die Versorgung mit „dringend benötigten Therapeutika“ sicherstellen zu können und bereite aktuell verschiedene Szenarien vor.

Ebenfalls einen erheblichen Anteil, mit 27 Prozent seines Gesamtumsatzes, verdient der Arzneimittelhersteller Merck aus Darmstadt in den USA. Die Schweizer Großbank UBS schätzt, dass die Medikamente, die in die USA exportiert werden, einen Anteil von acht Prozent am Gesamtumsatz ausmachen. Merck produziert neben Arzneien auch Vorprodukte für die Chipproduktion in den USA. Insgesamt hat der Konzern 30 von 100 Standorten dort, wie viele davon für die Arzneimittelproduktion verantwortlich sind, ist nicht angegeben.

Beim Medikamentenabsatz von Bayer mit Sitz in Leverkusen entfallen 13 Prozent des Gesamtumsatzes auf die USA, bei Siemens Healthineers mit Sitz in München liegt der Anteil bei 35 Prozent.

Diesen Pharmakonzernen droht außerhalb von Deutschland der Absatzrückgang

Doch auch außerhalb von Deutschland droht großen Pharmakonzernen wie dem dänischen Novo Nordisk ein möglicher Absatzrückgang, sollte Trump mit seinen Zöllen Ernst machen. Dennoch äußerte der Konzernchef Lars Fruergaard Jørgensen in einem Interview mit Bloomberg, dass das Unternehmen „damit umgehen“ kann. Das weltweite Fabriknetzwerk von Novo Nordisk sei eine „Absicherung gegen eine Welt mit Zöllen.“

Andere Konzerne, die aufgrund starker Umsätze in den USA betroffen sein könnten, sind der britische Hersteller GSK, AstraZeneca, Roche und Novartis aus der Schweiz sowie das französische Unternehmen Sanofi.

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