Chefin von deutschem Familienunternehmen über Donald Trump - „man kann nur hoffen …“
Die zweite Präsidentschaft von Donald Trump in den USA wird sich auch auf Europa auswirken. Laut Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller bleibt nur zu hoffen, dass er nicht alle Drohungen wahr macht.
Ditzingen - Dass der Wahlsieg von Donald Trump in den USA auch erhebliche Folgen für Europa haben wird, steht außer Frage. Der IHK-Chef der Region Stuttgart hatte bereits erklärt, worauf es nun in der Wirtschaft ankommt; diese zeigt sich angesichts einer weiteren Präsidentschaft Trumps aber eher verhalten. In einem aktuellen Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) äußerte sich Nicola Leibinger-Kammüller, die Chefin des Maschinenbauers Trumpf aus Ditzingen (Baden-Württemberg) unter anderem auch zu dem Wahlsieg Donald Trumps und warnte dabei vor allem vor einem Szenario.
Die Trumpf-Chefin, die bereits seit 19 Jahren an der Spitze des schwäbischen Familienunternehmens steht, wurde in Wilmington im US-Bundesstaat Ohio geboren und hat dadurch auch den US-amerikanischen Pass. Unmittelbar nach dem Wahlsieg Donald Trumps hatte Leibinger-Kammüller die Hoffnung geäußert, dass die Bestellungen in den Vereinigten Staaten für den Laserspezialisten wieder ansteigen, da für die nächsten vier Jahre nun Klarheit besteht. Eine Androhung vonseiten Trumps hätte aber auch für Deutschland gravierende Folgen.
Trumpf-Chefin: Umsetzung der Trump-Drohungen hätten „gravierende geopolitische Konsequenzen“
Während des Wahlkampfes mit Konkurrentin Kamala Harris (Demokraten) hatte Donald Trump viele Versprechungen gemacht, die je nach Ansicht auch als Androhungen verstanden werden können. Dazu zählten beispielsweise das massenhafte Abschieben von Migranten, die Ankündigung neuer Zölle oder auch die Kappung internationaler Verbindungen. Von einem deutlichen Wahlsieg hat das den Republikaner aber nicht abgehalten. „Die seit Jahren zu beobachtende Zuspitzung der politischen Kultur hat offenbar nicht abschreckend gewirkt“, stellte auch Nicola Leibinger-Kammüller im Gespräch mit den NZZ fest. „Im Gegenteil: Viele Amerikaner interpretieren dies als Stärke.“
Ein Aspekt, mit dem Trump mehrfach gedroht hat, treibt vor allem die Führungsträger in Europa um. Der gewählte US-Präsident hatte nämlich erklärt, die Unterstützung für die sich nach wie vor im Krieg mit Russland befindende Ukraine zu kappen. „Man kann nur hoffen, dass Trump seine markigen Worte, darunter das Fallenlassen der Ukraine, nicht wahr macht“, machte die Trumpf-Chefin dazu deutlich. „Dies hätte gravierende geopolitische Konsequenzen. Auch für Deutschland.“ Die USA sind basierend auf der bilateralen Unterstützungsleistung der größte Supporter der Ukraine.
Trumpf-Chefin sieht westliche Geschlossenheit als einziges Mittel gegen Putin
Nicola Leibinger-Kammüller erklärte zudem, dass das einzige Mittel gegen Putin eine westliche Geschlossenheit und eine starke Armee sei. „Nur die Angst vor den Raketen der Nato hält ihn in Schach“, so die Trumpf-Chefin. „Ich fürchte aber, dass Herr Scholz sich in den verbleibenden Wochen als Friedenskanzler inszenieren wird und ihm die deutsche Bevölkerung das abkauft.“ Den Bruch der Ampel-Koalition, der am selben Tag wie die Wiederwahl Trumps erfolgte, begrüßt sie jedoch. „Es ist höchste Zeit für Neuwahlen, eine stabile Regierung und einen neuen politischen Stil“, erklärte sie.
Auch der Laser-Spezialist Trumpf spürt die aktuellen Probleme der Wirtschaft und musste bereits einen deutlichen Umsatzrückgang verkraften. Darauf reagierte das Familienunternehmen mit einer temporären Kürzung der Arbeitszeit am Hauptsitz in Ditzingen.