„Bedeutet Leben oder Tod“: Ukraine-Soldaten geraten nach Trump-Sieg in Furcht

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Der Ausgang der US-Wahl und die künftige Präsidentschaft von Donald Trump werden erhebliche Auswirkungen auf den Ukraine-Krieg haben. Ukrainische Soldaten sind besorgt.

Donbass - Er hat es zum zweiten Mal geschafft: Donald Trump wird wieder Präsident der USA. Am 20. Januar wird er auf seine zweite Amtszeit als Regierungschef, Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Vereinigten Staaten vereidigt werden.

Waffen-Lieferungen aus den USA: Ukraine-Soldaten sorgen sich wegen Donald Trump

Schon einmal hatte er diesen mächtigen Job, als Trump zwischen 2017 und 2021 US-Präsident war. In Bundesstaaten wie Wisconsin und Georgia hat sich der Republikaner nur knapp gegen Kamala Harris (Demokraten) durchgesetzt. In Staaten wie Wyoming, Texas oder Florida fiel das Wahlergebnis eindeutig aus.

Viele Beobachter sind sich sicher: Der Ausgang eben jener US-Wahl wird außenpolitisch massive Auswirkungen haben. Zum Beispiel auf den Nahostkonflikt zwischen Israel und Iran. Aber auch auf den blutigen Ukraine-Krieg. Einzelne ukrainische Soldaten haben sich jetzt geäußert, als sie erfahren haben, dass Trump künftig amerikanische Waffen-Lieferungen an ihre Streitkräfte abnicken muss.

Kürzt er die Militär-Hilfen für ukrainische Soldaten? Der künftige US-Präsident Donald Trump (li.) gilt als Kritiker der Waffen-Lieferungen an Kiew. © Montage IPPEN.MEDIA / IMAGO / UPI Photo / NurPhoto

US-Wahl-Sieg von Donald Trump: Verhandelt er mit Wladimir Putin über den Donbass?

Konkret: Ukrainische Militärs, mit denen die Financial Times (FT) gesprochen hat, sollen fürchten, dass Trump Militär-Hilfen aus den USA kappt und Russland die besetzten Gebiete in der Ukraine im Donbass überlässt. Weil Washington Kiew politisch dermaßen unter Druck setzen könnte, um es zu Waffenstillstandsverhandlungen mit dem Moskau-Regime von Kreml-Autokrat Wladimir Putin zu zwingen. „Für uns bedeutet die Unterstützung Leben oder Tod. Wir müssen Trump davon überzeugen, auf unserer Seite zu sein“, zitierte die FT einen namentlich nicht genannten Militärberater der Ukrainer.

Ein Berater der ukrainischen Regierung erklärte demnach, er befürchte, Trump könne „die ganze Welt in die Ära des Chaos stürzen“. Oleksandr Merezhko, der Vorsitzende des Ausschusses für Auswärtige Beziehungen der Werchowna Rada, also des ukrainischen Parlamentes, äußerte sich dagegen „vorsichtig optimistisch“. So erklärte Merezhko der FT: „Er möchte ein erfolgreicher Präsident sein, und Erfolg bedeutet, dass die Ukraine für ihn eine Erfolgsgeschichte werden sollte. Nicht eine Geschichte des Scheiterns.“

Militär-Hilfen der USA für die Ukraine: Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat „die Sorge“

Weit über die Ukraine hinaus äußern sich international Spitzenpolitiker zu der Frage, was der Wahlsieg Trumps für den Ukraine-Krieg bedeute. Friedrich Merz, Kanzlerkandidat der Union, wurde am Donnerstagabend (7. November) in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ gefragt, wie groß seine Sorge sei, dass die Amerikaner ihre Hilfe für die Ukrainer einstellen. „Die Sorge habe ich“, meinte der CDU-Vorsitzende. Merz konnte seine Sorge letztlich nicht mehr begründen, weil die Sendung just in diesem Moment an ihrem Ende angelangt war.

Deutlicher wurde am Donnerstag der ukrainische Präsident, und zwar beim EU-Gipfel in Budapest, zu dem Wolodymyr Selenskyj als Gast eingeladen war. „Ein Waffenstillstand, das ist die Vorstufe, um unsere Souveränität und unsere Unabhängigkeit zu zerstören. Die Leute, die Putin umarmen, kennen die Scheußlichkeiten des Krieges nicht“, sagte Selenskyj bei einer Pressekonferenz in der ungarischen Hauptstadt.

Verhandlungen mit Putins Russland? Trump legt angeblich Ukraine-Plan vor

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán, der nach Budapest geladen hatte, hatte zuletzt einen solchen Waffenstillstand gefordert. Orban, der als einziger EU- und Nato-Vertreter noch mit Putin spricht, hatte Trump überschwänglich zu dessen Wahlsieg gratuliert. In einem Facebook-Posting hieß es: „Herzlichen Glückwunsch an Präsident Trump! Wir haben große Pläne!“ Wird der Druck auf Kiew in dieser Gemengelage zu groß?

Wie das Wall Street Journal (WSJ) berichtet, hat Trumps Team dem 78-jährigen Republikaner bereits Vorschläge zum Ukraine-Konflikt vorgelegt. Zur Einordnung: In den Vereinigten Staaten wird ein gewählter US-Präsident nach der Wahl am ersten Dienstag im November immer am darauffolgenden 20. Januar ins Amt eingeführt. Dann übernimmt Trump die Regierungsgeschäfte. Ein Vorschlag für seine Politik mit Putin sieht demnach vor, dass die Ukraine mindestens 20 Jahre auf einen Nato-Beitritt verzichtet. Dann bekäme Kiew weiter Waffen.

Ein ukrainischer Soldat zeigt bei einer freiwilligen Militär-Übung einem Zivilisten eine Javelin-Panzerabwehrwaffe.
Ein ukrainischer Soldat zeigt bei einer freiwilligen Militär-Übung einem Zivilisten eine Javelin-Panzerabwehrwaffe. © IMAGO / ZUMA Press Wire

Donald Trump und die Ukraine: Neuer US-Präsident schickte Kiew einst die Javelin

Auch eine entmilitarisierte Zone entlang der Front sei demnach ein Szenario. Wer diese kontrollieren würde, aber völlig offen. Wie das WSJ weiterschreibt, soll Trump eine dritte Option vorliegen. Und zwar jene, die Ukraine an den Verhandlungstisch zu zwingen, indem Waffen-Lieferungen zurückgehalten werden. Heißt, dass etwa HIMARS-Mehrfachraketenwerfer und Bradley-Schützenpanzer (vorerst) nicht eingesetzt werden könnten, weil Munition fehlt.

In der Ukraine, die mittlerweile eigene ballistische Raketen entwickelt, haben manche Offizielle dennoch Hoffnung. Sie verweisen laut Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) darauf, dass Trump ihnen in seiner ersten Amtszeit in 2018 militärisch hochgradig schlagkräftige Javelin-Panzerabwehrwaffen geschickt hatte. Ohne Air-Burst-Schutzvorrichtungen, die die russischen Panzer nicht haben, ist diese amerikanische Lenkwaffe quasi nicht zu verteidigen. Just mit der Javelin hatten ukrainische Armee sowie Territorialverteidigung im Februar und März 2022 die russischen Panzer vor Kiew und vor Charkiw reihenweise aufgehalten. (pm)

Auch interessant

Kommentare