Trump gewinnt die US-Wahl: Institute schwören deutsche Unternehmen auf „Handelskrieg“ ein

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Die deutsche Wirtschaft muss sich auf eine zweite Amtszeit von US-Präsident Donald Trump einstellen. Ökonomen und Handelsverbände warnen vor unsicheren Zeiten.

Washington/Berlin – Donald Trump wird erneut der Präsident der USA werden. Mit einem klaren Ergebnis hat er am 5. November die US-Wahl für sich entschieden. Damit müssen sich auch deutsche Unternehmen auf eine neue Handels- und Wirtschaftspolitik einstellen.

„Wir sind in einer neuen Welt“, sagte Ökonom Moritz Schularick vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. Wenn Trump seine Drohungen, insbesondere was Zölle angeht, wahrmacht, dann sei das ein schwerer Schlag für Deutschland, so der Institutsleiter. Damit „beginnt der ökonomisch schwierigste Moment in der Geschichte der Bundesrepublik, weil zur inneren Strukturkrise nun massive außenwirtschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderungen auf uns zukommen, auf die wir nicht vorbereitet sind.“

Deutsche Unternehmen werden in die USA abwandern: Europa muss eine Antwort finden

Auch Jens Südekum, Professor an der Heinrich-Heine-Universität für Volkswirtschaft in Düsseldorf, blickt vor allem auf die Trump-Zölle mit Sorge. „Viele deutsche Unternehmen dürften über eine Verlagerung ihrer Produktion in die USA nachdenken: um die Zölle zu umgehen und um die üppigen Subventionen abzugreifen“, denkt er.

Vor allem die deutsche Autoindustrie dürfte nach seiner Einschätzung in die USA gehen wollen – denn genau das will Trump belohnen. „Die deutsche Autoindustrie wird diesem Ruf folgen“, sagt der Düsseldorfer Ökonom gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Hinzu kommt, dass dort Energiepreise und Steuern deutlich niedriger sind. Trump will den Körperschaftssteuersatz für Unternehmen, die ihre Produkte in den USA herstellen, von 21 auf 15 Prozent senken. Zum Vergleich: In Deutschland liegt er inklusive Gewerbesteuer bei durchschnittlich knapp 30 Prozent, so die Commerzbank. Der Druck auf eine Verlagerung der Produktion in die Vereinigten Staaten werde „enorm groß“, warnt auch die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller. Schon jetzt sind dort mehr als 6000 deutsche Unternehmen aktiv. 

Trump gewinnt die US-Wahl 2024: Zölle werden Autobauer in die USA locken

Trump hat enorme Zölle auf Produkte aus dem US-Ausland angekündigt. Nach seiner Ansicht werden Zölle die US-Produktion wiederbeleben. Er setzt dabei nicht nur auf Sonderabgaben für Waren von Rivalen wie etwa China, sondern auch für Produkte von Verbündeten wie der Europäischen Union. Er wolle Zölle auf importierte Autos unter anderem aus Deutschland verhängen, damit ausländische Hersteller ihre Autos in den USA bauen. Konkret sagte er bei einer Wahlkampfveranstaltung in Georgia: „Ich möchte, dass deutsche Autofirmen zu amerikanischen Autofirmen werden. Ich will, dass sie ihre Fabriken hier bauen“.

Donald Trump feiert sich nach US-Wahl bei Wahlparty in Florida als Sieger.
Donald Trump feiert sich nach US-Wahl bei Wahlparty in Florida als Sieger. © IMAGO/JOE MARINO

Für die deutsche Wirtschaft ist der Absatzmarkt USA einer der wichtigsten Märkte der Welt. Waren und Dienstleistungen im Wert von 200 Milliarden Euro sind 2023 in die USA aus Deutschland gegangen – ein Verzicht auf diese Märkte ist für die ohnehin schon kriselnde Wirtschaft also undenkbar. Besonders betroffene Branchen sind neben der Autoindustrie auch die Pharma-Branche. So ging im vergangenen Jahr knapp ein Viertel aller deutschen Pharma-Exporte in die USA.

Allerdings wird auch die EU und Deutschland ihre Anstrengungen erhöhen, Unternehmen hier zu halten. Bereits die Wirtschaftspolitik von Joe Biden und dem Inflation Reduction Act (IRA) hat Europäer in eine schwierige Lage gebracht – mit Steuersenkungen und Subventionen insbesondere für erneuerbare Energien sind viele Firmen von Europa in die USA gelockt worden. Jetzt wird umso mehr deutlich, dass Europa eine Antwort auf diese Wirtschaftspolitik braucht, um Industrien zu halten.

„Glaubwürdige Vergeltungsmaßnahmen“: EU soll sich für Handelskrieg mit den USA wappnen

Das Ifo-Institut aus München mahnt daher Deutschland und die EU zu einer Strategie gegen Trumps Wirtschaftspläne. Dazu gehören eine tiefere Integration des EU-Dienstleistungsmarktes und glaubwürdige Vergeltungsmaßnahmen gegenüber den USA“, sagt die Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, Lisandra Flach.

Ökonomen rechnen damit, dass Trump im nächsten Jahr zunächst nur selektive, schlagzeilenträchtige Zölle verhängen und weitere Maßnahmen androhen könnte. „Für sich genommen könnte eine solche Eskalation der Handelsspannungen dazu führen, dass wir unsere Wachstumsprognose für 2025 für Deutschland (derzeit 0,5 Prozent) um etwa 0,2 Prozentpunkte und unsere Prognosen für andere europäische Länder um etwa 0,1 Prozentpunkte senken“, teilten die Volkswirte der Berenberg-Bank mit. Würden die USA tatsächlich einen Zoll von zehn Prozent auf alle Importe aus Europa erheben, könnte der Schaden demnach noch größer ausfallen. 

Nach Ansicht des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft ist das „Worst-Case-Szenario“ eingetreten. Es sagt einen „Handelskrieg“ voraus, der die deutsche Wirtschaft in vier Jahren bis zu 180 Milliarden Euro kosten könne. 

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