„Längst überholt“: Krankenkassen-Chef fordert doppelte Zuzahlungen für Medikamente

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Um das Defizit der gesetzlichen Krankenkassen auszugleichen, spricht der Chef der IKK Innovationskasse von einer Erhöhung der Zuzahlungen für Medikamente – das könnte Versicherte bald das Doppelte kosten.

Lübeck – Die gesetzlichen Krankenkassen beklagten im vergangenen Jahr ein Milliardendefizit. Denn, die geplante Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erfordert hohe Einzahlungen der Krankenkassen in den Gesundheitsfonds. Mit einer Anhebung der Krankenkassenbeiträge für Versicherte sollen die entstehenden Kosten teilweise gedeckt werden. Ralf Hermes, Chef der IKK Innovationskasse in Lübeck, schlägt vor, die fehlenden Mittel auch an anderer Stelle auszugleichen – eine Idee, die die Medikamentenpreise in die Höhe schießen lassen könnte.

Der Chef der IKK Innovationskasse spricht sich für höhere Zuzahlungen auf Medikamente aus.
Der Chef der IKK Innovationskasse spricht sich für höhere Zuzahlungen auf Medikamente aus. © IMAGO/dts Nachrichtenagentur

Krankenkassen-Chef fordert höhere Kosten für Medikamente, um Kassendefizite auszugleichen

Für Medikamente, die vom Arzt verschrieben worden sind, gilt eine sogenannte Zuzahlungsregelung. Je nach Preis des Medikaments zahlen Versicherte eine Eigenbeteiligung von mindestens fünf und maximal zehn Euro. Den Rest des Preises übernehmen die Krankenkassen. Das ist bereits seit zwanzig Jahren so. Hermes kritisiert die Zuzahlungsregel jedoch. In Anbetracht der steigenden Produktkosten der vergangenen Jahre bezeichnet er die Regelung als „längst überholt“.

Die gesetzlichen Krankenkassen verzeichneten im Jahr 2023 ein Defizit von etwa 1,9 Milliarden Euro. Im Zuge dessen kündigten viele der Verbände eine Steigerung des Zusatzbetrags des Versichertenbeitrags an. Dieser Betrag wird von der Bundesregierung auf rund 1,7 Prozent notiert, kann jedoch von den Krankenkassen frei festgelegt werden. Durch Erhöhung der Zuzahlung auf Medikamente könnte daher laut Hermes viel Geld gespart werden.

Seiner Meinung nach braucht es „dringend eine Anhebung der Zuzahlung für Kunden in der Apotheke“, wie er der Bild erklärt: „Es wäre sinnvoll, mindestens zehn Euro und höchstens 20 Euro des Preises aus eigener Tasche zu bezahlen.“ Durch die Erhöhung des Eigenbetrags, sieht Hermes ein Sparpotential von etwa 2,5 Milliarden Euro pro Jahr für die Krankenkassen – das macht rund fünf Prozent.

Personen mit chronischen Krankheiten sollen laut Hermes komplett entlasten werden

Künftig weiter entlastet werden sollen laut dem IKK Innovationskassenchef jedoch Personen mit chronischen Krankheiten. Für sie fällt eine Belastungsgrenze für die Zuzahlungen an und müssen daher nur ein Prozent des Bruttoeinkommens aufbringen. Laut Hermes sollten die Kosten jedoch komplett wegfallen.

Die Zuzahlungen für Medikamente sind Anfang des Jahres sogar billiger geworden. Ab dem 1. Februar gilt, dass je nach Packungsgröße des einzelnen Medikaments nur einmal eine Zuzahlung erfolgt, anstatt für jede Packung fünf bis zehn Euro zahlen zu müssen.

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