Folgen für deutsche Wirtschaft nach US-Wahl: „Trump kann für uns ein Vorteil sein“

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Donald Trump wird wohl US-Präsident. Das hat Folgen für Arbeitsplätze und Unternehmen hierzulande. Die müssen aber nicht unbedingt schlecht sein, so ein Experte.

Viele Menschen werden die Nachricht als Hiobsbotschaft wahrgenommen haben: Donald Trump wird wohl oder übel erneut US-Präsident. Das wird auch Auswirkungen auf Unternehmen und Arbeitsplätze in Europa und Deutschland haben. Ob die Folgen für die Wirtschaft allerdings nur schlecht sind, da sind sich Experten nicht ganz einig.

Trump als US-Präsident: „Worst-Case-Szenario ist eingetreten“

Michael Hüther, Präsident des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, sagte nach Bekanntwerden des US-Wahlergebnisses: „Das Worst-Case-Szenario ist eingetreten: Mit der Wahl Donald Trumps steht die deutsche Wirtschaft vor der nächsten Krise in einer an Rückschlägen reichen Zeit.“ Unternehmen müssten sich auf einen teuren Handelskrieg einstellen, der nach IW-Berechnungen über die kommenden vier Jahre 180 Milliarden Euro kosten werde. „Was noch auf die Wirtschaft zukommt, weiß bei der Wundertüte Trump niemand, nur klar ist: Es wird nicht bei der einen Hiobsbotschaft bleiben, mit positiven Überraschungen rechnet niemand.“

Auch Arndt G. Kirchhoff zeigt sich besorgt. Er ist Vorsitzender vom Wirtschaftsverband Unternehmer.NRW in Nordrhein-Westfalen – dem Bundesland mit dem höchsten Bruttoinlandsprodukt Deutschlands. Viele dort ansässige Unternehmen investieren in den USA oder exportieren Waren dorthin. Und Trump hat bereits deutlich gemacht, Importe aus dem Ausland mit hohen Zöllen belegen zu wollen. „Wir leben in einer Zeit massiver Verschiebungen der globalen Ordnung. Und nun wird auch noch das Verhältnis zu den USA mit dem neuen Präsidenten deutlich herausfordernder“, so Kirchhoff gegenüber IPPEN.MEDIA. Deutschland und Europa müssten sich nun „dringend davor wappnen, dass ein protektionistisch denkender US-Präsident Donald Trump versuchen wird, die Spielregeln der globalisierten Welt erneut mit einer ‚America-First-Politik‘ zu verändern.“

Nach US-Wahl: „Wenn die US-Wirtschaft wächst, dann profitieren wir auch davon“

David Stadelmann sieht es gelassener. Der Volkswirt lehrt als Professor an der Uni Bayreuth. Die Wahl Trumps hält auch er nicht eben für eine gute Nachricht – rein wirtschaftlich betrachtet seien die Folgen aber gar nicht so fatal. „Wenn man auf die erste Präsidentschaft Trumps zurückschaut, muss man sagen: Damals waren die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auf Europa nicht besonders groß“, so Stadelmann im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. „Trump als Präsident kann rein wirtschaftlich sogar ein Vorteil für uns sein. Wenn die US-Wirtschaft wächst, dann profitieren wir auch davon.“

Seine These: Geht es Staaten, die grundsätzlich unsere Werte teilen – und dazu seien die USA zu zählen – gut, dann gehe es uns auch gut. Und eine Trump-Regierung könne womöglich tatsächlich für Wachstum in den USA sorgen, weil deren Politik sehr stark wirtschaftsliberal orientiert sei. „Schon Biden hat eine wirtschaftsfreundliche Politik gemacht. Trump wird das noch forcieren und vor allem auf Deregulierung setzen“, so Stadelmann. „Was das betrifft, kann sich Deutschland auch von Trump inspirieren lassen. Also natürlich nicht rhetorisch, aber weniger Regulierung wäre rein volkswirtschaftlich betrachtet aktuell ein Faktor für mehr Wachstum.“

US-Präsident Trump: „Klimaschutz wird Strategie zum Opfer fallen“

Allerdings müsse man dafür einen hohen Preis bezahlen, so der Experte. „Die Kehrseite der Medaille: Der Umweltschutz und der Klimaschutz werden dieser Strategie zum Opfer fallen.“ Im Idealfall schaffe man einen Kompromiss zwischen Wirtschaftswachstum und Klimaschutz. „Den sehe ich in den USA unter Trump allerdings nicht“, kommentiert Stadelmann. Die Gefahr von Handelskriegen bestehe derweil in der Tat. „Hohe US-Zölle können auch Europa treffen“, schätzt der Volkswirt. „Allerdings glaube ich, dass eine Trump-Regierung vor allem China mit Zöllen belegen wird. Mit Europa hingegen wird man verhandeln wollen. Möglich, dass es einige symbolische Zölle geben wird, aber die Folgen werden nicht besonders groß sein.“

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