Teure Trump-Zölle: Deutscher Stahlindustrie drohen Kosten in Milliardenhöhe – Arbeitsplätze in Gefahr
Trumps Strafzölle auf Stahlimporte könnten die deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. Die Branche fordert eine konstruktive Antwort der EU – Experten warnen vor Bedrohung für Arbeitsplätze und Wohlstand.
Washington – Die Ankündigung war ein typisches Déjà-vu für die Welt und die Europäische Union: US-Präsident Donald Trump hat am Montag (10. Februar) beschlossen, Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte in die USA zu verhängen. Trumps einfache Rechnung hinter dem Schritt lautet: „Wenn sie uns etwas berechnen, berechnen wir ihnen etwas.“ Doch welche Folgen hat dieser Schritt für die Handelsbeziehungen? Droht der europäischen und deutschen Stahlindustrie nun ein massiver Kostenschock?
EU-Kommission kündigt Gegenreaktion an – Branchenverband warnt vor massiven Folgen für Deutschland
Die gute Nachricht: Die EU und auch die betroffenen Unternehmen scheinen vorbereitet zu sein. Bereits in den vergangenen Wochen hat sich Ursula von der Leyen selbstbewusst positioniert und erklärt, dass die EU im Falle von Strafzöllen auf bestimmte Güter entsprechend reagieren werde. Das hat die EU-Kommissionspräsidentin heute (11. Februar) in einem Post auf X erneut betont: „Die EU wird handeln, um ihre wirtschaftlichen Interessen zu schützen. Wir werden unsere Arbeitnehmer, Unternehmen und Verbraucher schützen“, heißt es dort im Wortlaut.

Und dennoch: Die Zölle betreffen in erster Linie die Unternehmen selbst. Laut dem Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl exportierte die gesamte EU 2023 rund vier Millionen Tonnen Stahl in die USA – aus der Bunderepublik waren es 2024 rund 1,1 Millionen Tonnen im Wert von 2,1 Milliarden US-Dollar. Das entspricht ungefähr 18 Prozent der Exporte in Länder außerhalb der EU.
Nachteil für Deutschland? Experten befürchten Flut von billigen Stahl – und Milliardenkosten für Deutschland
Gerade deshalb kämen die Zölle zur Unzeit und würden die europäische Stahlindustrie erheblich belasten. Der frühere Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, rechnet gegenüber der Nachrichtenagentur dpa allerdings damit, dass die wirtschaftlichen Folgen für die EU trotzdem „nicht verheerend“ seien. Gerade die Hauptstahl-Lieferanten der USA, Kanada, Mexiko und Brasilien, werden sich nach alternativen Märkten umsehen. Davon könne auch die deutsche Industrie profitieren, da sie als siebtgrößter Lieferant der USA in keiner allzu großen Unabhängigkeit steckt. Andere Experten befürchten hingegen eine Exportflut am Stahlmarkt – zum Nachteil für deutsche Produzenten. Felbermayr beziffert die Kosten der Zölle für Deutschland auf rund 0,03 Prozent des Bruttoinlandprodukts – ein Wertschöpfungsverlust von rund 1,2 Milliarden Euro. Der deutsche Stahlriese Thyssenkrupp sieht den Zöllen gelassen entgegen.
Diese hätten nach jetzigem Kenntnisstand einen sehr „begrenzten Einfluss auf die Geschäfte von Thyssenkrupp“. Demgegenüber drohen den USA laut Felbermayr ebenfalls Einbußen von bis zu 12 Milliarden Euro: „Auch für die USA wäre das nicht vorteilhaft: Sie würden gut 0,04 Prozent des BIP verlieren.“
US-Stahlindustrie begrüßt die Zölle – 2018 profitierte die Branche und steigerte Produktion um ein Fünftel
Und dennoch: Die US-amerikanische Stahlindustrie begrüßt die Zölle ausdrücklich, wie etwa Philip Bell, Präsident der Steel Manufacturers Association, als Reaktion auf Trumps Entscheidung mitteilte. Man werde dadurch dem ausländischen Dumping ein Ende setzen“ und „die inländische Produktion ankurbeln“, glaubt auch Trumps Handelsberater Peter Navarro. Auch René Petri, Senior Vice President bei Beratungsunternehmen Proxima, stimmt teilweise zu und zieht einen Vergleich zu 2018, als Trump während seiner ersten Amtszeit bereits Zölle auf Stahl und Aluminium erhob: Damals stellten die Stahlhersteller U.S. Steel und Nucor in der Folge „Mitarbeiter ein und steigerten die Produktion und Gewinne“. Und trotzdem trafen die durch die Zölle steigenden Preise speziell nachgelagerte Industrien in den USA: Diese litten demnach unter gestiegenen Kosten, was zu einer geringeren Nachfrage und Entlassungen führte. Wie der Wirtschaftsverband Stahl gegenüber IPPEN.Media erklärte, hätten sich die EU-Exporte damals bis 2020 von 5,2 auf 2,5 Millionen Tonnen halbiert.
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Die US-Stahlindustrie erhöhte dagegen ihre Kapazitäten um ein Fünftel, dank gezielter Investitionen in modernere Stahlwerke. Als Gegenmaßnahmen der EU fruchtete in dieser Zeit Zölle auf US-Exportschlager wie Whiskey oder Motorräder von Harley Davidson. Das erfolgreiche Motto der EU lautete damals: Gegenüber Trump muss man Stärke zeigen.
BDI-Hauptgeschäftsführer warnt EU vor Eskalation – Proteste aus Kanada stoßen bei Trump auf taube Ohren
Vor einem solchen Schritt der Eskalation warnt der BDI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Niedermark in der WirtschaftsWoche: „Statt mit hektischen Gegenreaktionen auf die Ankündigung von Donald Trump zu reagieren, sind jetzt Verhandlungen gefragt, um konstruktive Lösungen zu finden.“ Vielmehr bedrohe ein Handelskrieg Arbeitsplätze und Wohlstand in Deutschland. Ähnliche Folgen könnten auch in Kanada und Mexiko zu beobachten sein, die ihrerseits scharf gegen die erhobenen Zölle protestierten. Doch dieser stieß in Washington auf taube Ohren. Am Montag hatte Donald Trump sich eindeutig geäußert: „Es ist Zeit, dass unsere großartigen Industrien wieder zurück nach Amerika kommen.“