Gastbeitrag vom IW Köln - Trumps Strafzölle kosten Deutschland 25 Milliarden Euro
Stärker direkt betroffen sind deutsche Firmen, die in Mexiko, Kanada und China produzieren und von dort in die USA exportieren. In Mexiko sind das nach Angaben der AHK Mexiko rund 2.100 deutsche Unternehmen. Wenn es hier Einbußen gibt, geht es in erster Linie um mexikanische Arbeitsplätze. Die deutsche Volkswirtschaft kann auch etwas betroffen sein, falls weniger Vorleistungen aus Deutschland eingekauft oder geringere Gewinne nach Deutschland überwiesen werden.
Simulationsergebnisse
Um die Auswirkung der US-Strafzölle abzuschätzen, wird das Global Economic Model von Oxford Economics genutzt. Das Modell erfasst die Wechselwirkungen in der Weltwirtschaft und somit auch Zweitrundeneffekte auf die Handelspartner der direkt betroffenen Länder. Die Auswirkungen des von den USA angestoßenen Zollkonflikts im Modell sind vielseitig. An erster Stelle leidet der Handel der betroffenen Länder. Die Zölle schmälern die Spezialisierungsvorteile und haben negative Konsequenzen für deren Wirtschaftsleistung (BIP). Zudem steigt die wirtschaftspolitische Unsicherheit, was sich negativ auf das Vertrauen von Verbrauchern und Investoren sowie auf die Aktienkurse auswirkt.
Die Ergebnisse der Simulationsrechnungen deuten darauf hin, dass Mexiko und Kanada einen gravierenden Wirtschaftseinbruch durch die US-Strafzölle erleiden werden (Abbildung). Selbst ohne Vergeltungsmaßnahmen dürfte das preisbereinigte BIP in Kanada im Jahr 2026 um 1,9 Prozent unter dem Niveau liegen, das ohne die neuen Zölle zu erwarten wäre. In Mexiko beläuft sich der Effekt aufgrund der höheren Abhängigkeit Mexikos von der US-Wirtschaft sogar auf –2,7 Prozent. Die USA selbst müssen mit –0,6 Prozent im Jahr 2026 rechnen, während China in diesem Szenario ein um 0,5 Prozent geringeres BIP verzeichnen dürfte.
Für die EU bedeuten die Zölle ein BIP-Minus von 0,3 Prozent
Der Rest der Welt wird die Auswirkung des eskalierenden Zollkonflikts ebenfalls deutlich zu spüren bekommen. Für die EU bedeuten die neuen Maßnahmen ein um 0,3 Prozent geringeres BIP-Niveau im Jahr 2026, für die Welt als Ganzes beläuft sich der Effekt auf –0,4 Prozent.
Auch die deutsche Wirtschaft muss aufgrund ihrer Handelsoffenheit mit einem um 0,4 Prozent geringeren BIP im Jahr 2026 rechnen, was die schwachen Wachstumsaussichten hierzulande weiter beeinträchtigen wird. Insgesamt summieren sich die Kosten der neuen US-Strafzölle für die deutsche Wirtschaft für die Jahre 2025 und 2026 auf etwa 25 Milliarden Euro.
Schäden deutlich höher, wenn Vergeltung geübt wird
Sollten die betroffenen Länder Vergeltung üben, wären die Schäden deutlich höher. Würden die drei Länder ihre Zölle auf die Importe aus den USA um den gleichen Prozentsatz steigern, so fiele das BIP der USA im Jahr 2026 um 1,5 Prozent geringer aus. Kanada müsste mit einem Minus von –3,5 Prozent rechnen. Bei Mexiko beliefe sich der Effekt auf –3,9 Prozent, bei China auf –0,8 Prozent.
Für die deutsche Wirtschaft hieße das ein um 0,8 Prozent geringeres BIP. Dass die drei Länder mit so umfangreichen Maßnahmen reagieren, ist unwahrscheinlich, da sie sich aufgrund ihrer starken Abhängigkeit von den USA vor allem selbst schaden würden. Die bereits veröffentlichten Listen mit Produkten, für die Kanada Vergeltungszölle plant, umfassen nur einen Bruchteil der kanadischen Importe aus den USA.
Was andere Studien ermittelt haben
Diese Schätzungen sind mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren, da bilaterale Handelsverflechtungen im verwendeten makroökonometrischen Modell nicht direkt erfasst werden. Daher ist ein Vergleich mit anderen Studien sinnvoll, der allerdings dadurch erschwert wird, dass unterschiedliche Modelle und Annahmen verwendet werden.
So kommt das IfW Kiel (2025) für ein Szenario von 25 Prozent US-Zollerhöhung (ohne Vergeltung) auf Importe aus Mexiko und Kanada (inklusive Öl) auf einen Rückgang des realen BIP in Mexiko von 4,1 Prozent und in Kanada von 2,9 Prozent in der kurzen Frist. Die USA wären nur leicht mit –0,2 Prozent betroffen. McKibbin und Noland (2025) schätzen in einem Szenario mit 25 Prozent US-Zollerhöhung auf Importe aus Mexiko und Kanada (ohne Vergeltung) und 10 Prozent auf Importe aus China (mit Vergeltung) einen Rückgang des realen BIP im Jahr 2026 in Kanada von rund 1 Prozent und in Mexiko von 0,7 Prozent. China und die USA wären mit –0,2 Prozent und –0,3 Prozent leichter betroffen. Für Mexiko und Kanada liegen die IW-Ergebnisse (ohne Vergeltung) demnach zwischen den Ergebnissen der anderen beiden Studien, für China und die USA leicht darüber.
Der Effekt für Deutschland wird in keiner der anderen Studien simuliert. Sollte Trump zudem mit generellen US-Importzöllen einen transatlantischen Handelskrieg mit der EU anstoßen, dürften die Kosten für Deutschland und die EU noch deutlich höher ausfallen (Obst et al., 2024).
Ausblick
Ist der US-Zollkonflikt in Nordamerika und mit China nur vorübergehend? Wenn Trump die Zölle tatsächlich nur als Hebel nutzt, um das Drogenproblem zu lösen, kann dieser Streit möglicherweise bald wieder enden, falls Mexiko, China und Kanada entschieden agieren. Doch sollte der US-Präsident das Drogenproblem nur als Vorwand nutzen, um als Teil seiner wirtschaftlichen Strategie im Handstreich Zölle zu erheben, könnte das nur der Auftakt sein für einen globalen Handelskonflikt, wie ihn die Welt seit den 1930er Jahren nicht erlebt hat.