Neue Studie stellt fest: Heizen mit Holz erhöht das Krebsrisiko – strengere Regeln gefordert

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

KommentareDrucken

Vor allem durch die Energiekrise hat sich das Interesse an Holzheizungen erhöht. Experten warnen aber schon seit Jahren vor den gesundheitlichen Risiken. Eine neue Studie bestätigt die Sorgen.

Berlin – Wer sitzt nicht gerne mal vor einem Holzkamin und lässt sich von der Wärme des Feuers richtig aufheizen? Es gehört für viele Menschen auch einfach zum Gemütlichkeitsfaktor dazu, einen Holzofen zu Hause zu haben. Traditionell gehörte Holz natürlich zu den wichtigsten Heizquellen und wird in einigen Orten noch immer zum Kochen verwendet.

Doch schon seit Jahren häufen sich die Berichte über die gesundheitlichen Gefahren, die von den Partikeln ausgehen, die beim Verbrennen von Holz in die Luft geblasen werden. Deshalb gibt es auch in Deutschland mittlerweile strenge Grenzwerte für Holzkamine und Kachelöfen. Doch nun sorgen Wissenschaftler erneut mit einer Studie für Aufsehen: Demnach steigt das Krebsrisiko deutlich in Orten, wo viel Holz verbrannt wird.

Millionen Menschen in Deutschland Heizen mit Holz

In Deutschland gibt es elf Millionen Kamin- und Kachelöfen, eine weitere Million Pelletheizungen kommen hinzu. Das Umweltbundesamt informiert deshalb umfangreich auf ihrer Webseite über das richtige Vorgehen beim Verbrennen von Holz, um die gesundheitlichen sowie die umweltlichen Folgen zu minimieren. „Bei der Verbrennung von Holz entstehen neben Treibhausgasen auch gesundheitsgefährdende Luftschadstoffe wie Staub, organische Kohlenwasserstoffe wie Polyzyklisch Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs), Stickoxide, Kohlenstoffmonoxid und Ruß“, so das UBA. Zu den PAKs heißt es auf der Seite weiter: Es „sind geruchstragende Schadstoffe, die durch unsere Nase wahrgenommen werden können. Einige dieser PAKs sind krebserregende, erbgutverändernde und/oder fortpflanzungsgefährdende Schadstoffe.“

Und genau diese PAKs haben Wissenschaftler des Leibniz Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) bei ihrer neuerlichen Untersuchung in Sachsen gefunden. Die Forschenden haben ein Jahr lang die Luftqualität des Dorfes Melpitz in Sachsen an zwei Stellen analysiert: einmal im Dorfzentrum und einmal außerhalb des Ortes bei den umliegenden Feldern. In dem Dorf mit 63 Haushalten haben 33 Prozent der Befragten* angegeben, dass sie dauerhaft mit Holz heizen würden, 35 Prozent nutzen Öl, elf Prozent nutzen LPG, sieben Prozent Kohle und 14 Prozent gaben an, emissionsfreie Heizungen zu nutzen. (*46 Prozent der Haushalte haben auf die Umfrage der Forschenden geantwortet. Für die restlichen 54 Prozent gab es also keine Daten.)

Es ist ein brennendes Feuer zu sehen.
Ein Holzkamin ist kuschelig und gemütlich. Doch es birgt große Gefahren. © YAY Images/Imago

Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass die Auswirkungen von Emissionen durch Holzverbrennung bisher unterschätzt wurden. Es gebe einen „erheblichen Überschuss“ an Feinstaubpartikeln in der Luft im Dorfzentrum im Vergleich zum Umland. Dadurch, dass Holzheizungen aber in den vergangenen Jahren beliebter geworden sind, insbesondere weil sie als klimafreundliche Alternative zu Öl und Gas aufgeführt würden, sorgen sich die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen um einen folgenreichen Anstieg der gesundheitlich schädlichen Partikel im ganzen Land. Die Gefahr, die durch die PAKs in der Luft ausgehen, seien „ungefähr halb so hoch wie durch Verkehrsunfälle“. Die Studienautoren schreiben auch, dass es weitere, längerfristig angelegte Studien geben müsse, um das langfristige Risiko genauer abschätzen zu können.

„Jeder ist betroffen“: Luftverschmutzung durch Holzheizungen ist erheblich

Gegenüber der britischen Zeitung The Guardian sagte Studienautor Dominik van Pinxteren von TROPOS: „Das Heizen mit Holz in Privathaushalten kann zu erheblicher Luftverschmutzung führen, selbst in kleinen Dörfern. Die Emissionen finden dort statt, wo Menschen leben. Jeder – von jung bis alt – ist zwangsläufig betroffen, denn wir alle atmen die gleiche Luft.“ Aktuell würden diese Emissionen aber nicht ausreichend von offizieller Stelle überwacht, sagt er weiter. Die Situation in Melpitz könne man vermutlich in vielen Orten reproduzieren, ist sich van Pinxteren sicher. Ähnliche Studien in Slowenien und Irland hätten das schon gezeigt.

Im Fazit der TROPOS-Studie schreiben die Autoren, dass Maßnahmen ergriffen werden sollten, um die Emissionen durch Holzheizungen weiter zu senken. Dies sollte sowohl über gesetzliche Regeln als auch über technische Weiterentwicklungen, wie bessere Feinstaubfilter, möglich gemacht werden.

Seit Anfang 2023 gibt es auch eine weltweite Kampagne, die das Bewusstsein für den Schaden, der durch Holzheizungen entstehen kann, schärfen will. „Je mehr schädliche Feinstaubverschmutzung Sie ausgesetzt sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie an Herz- oder Lungenerkrankungen oder Lungenkrebs sterben. Es kann auch Diabetes verursachen, Ihre Gehirngesundheit beeinträchtigen und zu Demenz führen sowie ungeborene Kinder beeinflussen“, heißt es auf der Webseite des Clean Air Hub.

In Deutschland sind die gesetzlichen Bestimmungen für Holzöfen auch schon streng - und werden dieses Jahr nochmal verschärft. Bis Ende 2024 gilt insbesondere für ältere Holzheizungen eine Nachrüstpflicht, um die Feinstaubbelastung nochmal deutlich zu reduzieren. Die Nachrüst- oder Stilllegungspflicht gilt für Öfen, die zwischen Januar 1995 und 21. März 2010 in Betrieb genommen wurden.

Auch interessant

Kommentare